Guten Morgen,
natürlich ist Meideverhalten etwas "Negatives", das sagt ja schon allein das Wort ansich.
So sehr ich selbst ein Verfechter von Hundeerziehung ohne Gewalt bin und war und so sehr mich die anderen oftmals ausgelacht haben, als ich meinem Hund damals vor guten 9 Jahren ein "Sitz" ohne herunter drücken beigenracht habe oder das Platz ebenfalls ohne drücken.... so sehr glaube ich doch, das es ohne Meideverhalten nicht geht.
Nehmen wir mal etwas Einfaches, der Hund maust sich was.... und man wirft im richtigen Moment nach dem Hund, während er beim stehlen dabei ist, eine kleine Klapperdose..... der Hund erschreckt sich fürchterlich und saust in seinen Korb und verknüpft nun, wenn man das alles zeitgemäß und richtig angewendet hat, "wenn ich etwas vom Tisch stehle, dann passieren fürchterliche Dinge"
Er wird also nicht mehr vom Tisch stehlen, aber nicht, wie hier viele annehmen, weil er weiß, das er das nicht darf, sondern einzig aus dem Grund, weil er das fürchterliche fliegende Ding vermeiden will, das auch noch solchen Krach macht. Er meidet den Tisch aus Furcht vor einer, für ihn schrecklichen Folge. Irgendwann geht dieses Meideverhalten dann allerdings in den Alltag über und er tut es einfach nicht mehr, weil er es verinnerlicht hat, gelernt hat.
Meideverhalten braucht Konsequenz, mal legen lassen und mal nicht, geht nicht.... wenn ich will, das Diego in seinen Korb geht, kann ich es ihm nicht nachsehen, wenn er sich neben den Korb legt und in einem anderen Fall sauer auf ihn sein. Das Kommando "Korb" bedeutet eben immer "ich muss da jetzt rein" und nicht mal dies, mal jenes. Legt er sich neben seinen Korb, muss ich also handeln und aufstehen.... das bewegen des Stuhls in seiner Richtung reicht aber mittlerweile schon, das er aufsteht und in den Korb geht. Ich bin sicher, irgendwann wird er es nicht mehr ausprobieren, sich daneben zu legen.
Ansonsten ist Meideverhalten der richtige Weg bei allen Dingen, die der Hund unterlassen soll..... alles andere, also das, was er tun soll, verstärke ich immer durch Positivbestärkung und Leckerchen.
Meideverhalten muss ich nicht durch körperliche Gewalt durchsetzen, die Körpersprache von mir sollte ausreichen. Zurückgezogene Schultern, grader Rücken und erhobene Hand.... nicht zum schlagen, sondern einfach zum zufassen..... signalsisiert dem Hund "oha, ich tue besser, was von mir gefordert wird."
Aber auch solche Dinge wie die Hand über die Schnauze legen, einfach nur auflegen, ganz sanft und ein klares "Nein" reicht oft genug aus, den Hund in seinem Tun zu unterbrechen.... kein Schnauzgriff..... aber eine Andeutung davon. Ich finde nichts Schlimmes dabei, die Sprache des Hundes zu nutzen.
Mein Liebster zum Beispiel ist sehr hundeerfahren und bislang haben ihn alle Hunde, denen er begegnet ist, aufrichtig geliebt und hingen an ihm.... er knurrt sie an, wenn sie frech werden und damit hat er große Erfolge... als mein Hund ihm ein Wurstbrot vom Teller klauen wollte (der Couchtisch war aber auch sehr verführerisch niedrig) hat er ihn einfach nur kurz angeknurrt..... und Malik warf sich auf den Rücken und ignoriert seitdem alle Wurstbrote des Liebsten. Während ich bei meinen Broten immer noch ein "Nein" einsetzen muss, dreht er sich bei denen des Liebsten einfach um und legt sich abseits des Tisches.....
Keine Methode die ich empfehlen, nicht mal nachmachen würde, ich kann einfach nicht so knurren - aber es funktioniert..... soweit ich das beobachte, bei jedem Hund, den er kennt. Und doch, sie lieben ihn alle....
Aber auch das ist Meideverhalten pur.
Ich nenne das im übrigen nicht Strafe. Strafen sind für mich reine Willkür und oft genug unlogisch, zudem meist voll Wut Strafenden und daher unangemessen (das sehe ich in der Kindererziehung genauso!) sondern ich rede eher von logischen Folgen. Die stehen immer im Zusammenhang miteinander und folgen unweigerlich logisch auf dem Fuß..... immer.
Das die Wahl der Mittel immer auch etwas mit dem Hund und seinem spezifischen Wesen zu tun hat, versteht sich von selbst. Wenn mein Malik von der Fuchsschleppe ohne Fuchs kam, dann durfte ich schon mal richtig laut werden, damit er umkehrte und den Fuchs doch noch holte, die Hündin meiner Ausbilderin, Vizla - sehr sensibel - die brauchte nur eine hochgezogene Augenbraue und ein vorwurfsvolles leises "Lisa!" dann drehte sie um und holte den Fuchs.... mein Hund wäre ins Auto gehopst und hätte gedacht "Hey, Feierabend.....".
Viele Grüße
Sundri