Moin,
na klar, das kann ich auch....
Vorstehunde sind heute vielseitige Jagdgebrauchshunde, die alle anfallenden Hundearbeiten erledigen können (fast alle). Sie werden eingesetzt zu der Arbeit vor und nach dem Schuß.
Aber ursprünglich lag ihre Aufgabe in der Arbeit vor dem Schuß. Sozusagen bei der Einzeljagd. Der Jäger geht allein mit seinem Hund durch Wald und Flur um sog. Niederwild (alles was relativ klein ist) zu jagen. Wenn der Hund nun eine frische Witterung in der Nase hat, bleibt er wie angenagelt stehen, ein Bein hoch, Kopf und Rücken eine Linie, er steht vor. Ein gut ausgebildetet Hund wartet nun auf das Kommando seines Chefs, das ihm erlaubt, das Wild hoch zu machen, so dass dieses flüchtet und der Jäger kann in Ruhe schießen.
Bei mir hieß das, der Hund macht den Hasen los und der Habicht jagt ihn dann und bringt ihn zur Strecke. Jeder der weiß, wie groß so ein Jagdtrieb bei einem Hund sein kann, weiß was es bedeutet, das dieser dem Wild nicht hinterher geht, sondern stehen bleibt und sich im Idealfall nach dem Wild aufscheuchen ins Platz begibt. Ist das Wild getroffen, wird der Hund zum apportieren geschickt und holt die Beute.
Ich bevorzuge da Jagdhunde die sich setzen, denn sie sehen besser, wo das Wild in etwa gefallen ist, als wenn sie die Nase auf dem Boden haben.
Apportierhunde werden natürlicherweise zu der Arbeit nach dem Schuß eingesetzt. Entenjagd ist allen Retrievern eine große Freude.... Abgesehen vom Toller, der eine Sonderrolle hat, weil er durch sein Getobe im Wasser die Enten erst einmal anlockt, schwimmen alle anderen auf die Enten los und lassen sie auffliegen. Waidgerechte Jäger schießen erst auf fliegendes Federwild, niemals auf laufendes oder schwimmendes. Und ist die Ente getroffen, so ist es Aufgabe des Hundes sie zu suchen, ihr ggfs. nachzustellen und sie zu bringen, notfalls lebend, unversehrt. Was heißt, das er auch nur verletzte Vögel vorsichtig bringt und erat auf sicheres Kommando ausgeben darf. Denn Enten stellen sich auch gern einmal tot und machen dann die Fliege.
Schweißhunde sind die Spezialisten, sie werden nach dem Schuß eingesetzt und verfolgen angeschossene oder angefahrenes Wild um es zu finden und ihm größeres Leiden zu ersparen. Das können mittlerweile sehr viele andere Jagdhunde auch, aber in großen Revieren braucht man sehr erfahrene Hunde, denn das Wild hat allerlei Tricks drauf, es geht in seiner eigenen Spur zurück, geht durch Wasser hindurch und vielerlei mehr. Da sind Scheißhundeführer, die auf Zuruf eingesetzt werden, eine gute Wahl, denn sie haben mehr Erfahrung. Ein angschossenes Wildschwein kann zu einer große Gefahr werden... und ein gut geführter Schweißhund kann das Wild notfalls auch packen und herunter ziehen, so das man es mit einem Messer töten kann.
Laufhunde, ich nenn die jetzt mal so, da gehören Bracken zu, Wachtelhunde und andere, sind dazu da, das Wild zu treiben und sie werden bei Bewegungsjagden eingestetzt um das Wild flüchtig zu machen. Sie bellen immer, damit das Wild einschätzen kann, wo der Hund ist und entsprechend langsam abziehen kann. Sie sollten spurlaut sein, das heißt, auf der Fährte bellen..... oder sichtlaut, wenn sie das Wild direkt vor der Nase hat. Der Hundeführer erkennt am Bellen, wieweit sein Hund vom Wild entfernt ist.
Bauhunde, zu denen Teckel, kleiner Terrier und andere gehören, werden unter die Erde geschickt um den Fuchs aus seinem Bau zu scheuchen. Die Jäger stehen dann draußen und umstellen die Eingänge und schießen den Fuchs, wenn dieser flüchtet. Das erfordert schon einiges an Aufmerksamkeit um Fuchs und Hund voneinander zu unterscheiden. Auch diese Hunde bellen unter der Erde um anzuzeigen, wo sie etwa sind.
Meutehunde haben heute keine wirkliche Aufgabe mehr, ihre Jagdweise war die Parforcejagd. Man hetzte das Wild so lange durch die Gegend, bis es am Ende seiner Kraft war, dann stellten die Hunde es, "banden" es sozusagen an seinen Platz, bis die Jäger nach kamen und es getötet haben. Meutehunde werden heute eher im Pferdesport eingesetzt oder in England, die lernen ja nie dazu..... Füchse zu Tode reißen lassen finde ich schon grausam.
Terrier, ich nenn sie hier einmal extra. In England gab es ja Verordnungen, das normale Bürger keine hochläufigen Jagdhunde halten durften. So entstanden damals all die kleinen Rassen.... sie haben ein dichtes harsches Fell, das sie vor Bissen schützt und einen starken Jagdtrieb und sie haben über viele Jahre hinweg die jagenden Hunde ersetzt. Viele wurden, wie die Rattler auch, zur Ratten- und Mäusejagd (oft in Berwerken oder Ställen und Scheunen) eingesetzt und waren scharf wie Lumpi sozusagen. Bekannte von mir hatten mal einen Yorkie aus alter Linie, wenn der eine Ratte witterte, dann war er nicht mehr zu halten, kein Vergleich zu den Yorkies heute.....
Und dann gibt es die ganzen Spezialisten, da nenn ich jetzt mal nur einige:
Lundehunde aus Norwegen sind Lebendapprotierhunde, die in den Klippen herum geklettert sind und die Lunde (Papageientaucher und ähnliche) aus Felsspalten und Höhlen geholt haben und sie lebend abgegeben haben
Bärenhunde, die auf die Bärenjagd spezialisiert sind und sich da besonders für eignen.
Rhodesian Ridgeback sind Jagdhunde die zur Löwenjagd eingesetzt werden, sie gehen dem Wild nicht an die Kehle, wie unsere Jagdhunde das tun, sondern an die Eingeweide (was bei Löwen durchaus Sinn macht), was ich hier im Wald nicht besonders schätze. Sie sind eigenständige Jäger die auch die Aufgabe haben, ihren Herrn zu schützen. Große Jäger und tolle Hunde.
Windhunde, die irgendwann einmal dafür da waren, das Wild zu stellen und zu warten, bis der Jäger kommt. Sie werden besonders in sehr heißen Gegenden eingesetzt und töten nicht selbst. Das Wild würde in der großen Hitze zu schnell verderben.
Otterhunde sind heute kaum noch zu finden, als es aber noch Fischotter zu jagen gab, waren sie die Spezialisten für diese Jagd. Heute sind sie reine Liebhaberhunde.
Podencos, die faszinieren mich am meisten. Sie sind hoch sozial und jagen im Verband mit ihrem Jäger. Bis zu 10 Hunde gehen gemeinsam auf die Jagd, sie umkreisen ein Gebiet und jagen Kaninchen, neiden sich die Beute nicht (was eher ungewöhnlich ist) und derjenige, der das Kaninchen fängt, trägt es seinem Herrn zu. Podencos können angeblich bis zu 8 mtr weit springen und sie können sich im Sprung drehen und die Richtung ändern, das ist sooo spannend.
Och, den einen oder anderen hab ich sicher vergessen, aber ich denke das ist ein ausreichendes Bild der jagenden Hunde. Und natürlich vermischen sich die Aufgaben der Hunde heute mehr als damals. Vorstehunde gehen ebenso auf der Fährte wie sie apportieren und ich kenne Apportierhunde, die so manchen Schweißhund in den Schatten stellen. Bauhunde gehen auf die Jagd und apportieren auch, obgleich ein Teckel so seine Probleme mit Enten haben kann.
Liebe Grüße
Sundri