Hallo,
ich halte das für einen ganz wichtigen Aspekt, ehemalige Straßenhunde sind es gewohnt, für sich zu sorgen; gewohnt, das zu tun, wonach ihnen ist; geregeltes Leben und Dinge tun, deren Sinn sich ihnen nicht erschließt, liegt ihnen nicht. Zu etwas gedrängt werden, mögen sie schon gar nicht und natürlich reagieren sie darauf. Ob das bockig ist, weiß ich nicht so recht.... das scheint mir zu menschlich zu sein. Aber aus dem Weg gehen, ist in jedem Fall eine normale Reaktion für sie, damit haben sie draußen überlebt.
Und ein Welpe in einem spanischen Tierheim hat auch nicht immer guten sozialen Kontakt zu Menschen, wenn dann noch weitere schlechte Erfahrungen dazu kommen, hilft unser "normales" Wissen oft nicht weiter. Meine Trainerin hat auch spanische Hunde, sie weiß damit umzugehen, das war mir wichtig.
Ich möchte zum Nachdenken anregen, welchen Grund gibt es, meinen Hund im Haus zu rufen? Für mich den, weil ich mitsamt den Hunden den Raum wechseln möchte, oder den, das wir raus wollen.... aber ansonsten? Gibt es keinen Grund.... Diego läuft mir eh hinterher, wohin ich auch immer gehe. Die Räume, die für ihn tabu sind, sind geschlossen, das ist neu bei uns und eine Umstellung für alle, aber es beugt Stress vor. Meinen Kindern, die sind zum Glück ein wenig älter, hab ich gesagt, das es mir leid tun würde, wenn Diego bei ihnen etwas kaputt machen würde, aber es wären ihre Türen und nicht meine Aufgabe, sie ständig hinter ihnen zu schließen. Seitdem er das Schaffell meiner Großen stellenweise entpelzt hat klappt auch das.
Und wenn ich weiß, das er "sitz" kann, dann warte ich notfalls auch, bis er sich, zumindest drinnen, setzt. Das verstärke ich hin und wieder mit Leckerchen drinnen und draußen immer.
Eines weiß ich noch von der Ausbildung meines ersten Hundes, die Trainerin sagte damals, wenn eine Übung erfolgreich war, dann widerholen sie sie nicht, wenn sie müssen, einmal, aber in keinem Fall am Stück öfter..... das langweilt den Hund. Und, immer Zeit haben, wenn er also beim Anleinen nicht sitzen will, dann geht`s nicht raus..... bzw. es dauert ein wenig länger.
Vor allem aber mit Sichtzeichen üben.... die klappen, das hab ich eben ausprobiert, ganz ohne Worte, was nur zeigt, das mein Hund gar nicht auf mein Wort achtet, sondern auf mein Handzeichen. Tiere achten viel öfter und ausgeprägter auf Handzeichen als wir uns das vorstellen. Der Tiertrainer bei uns aus dem Zoo erzählte einmal, das seine MItarbeiterin den Papagei abgerichtet habe, auf ein bestimmtes Kommando gab er den zuvor gemausten Geldschein bei ihr ab. Als sie krank war und er das mit jemandem anderen machen sollte, klappte das nicht. Er tat es einfach nicht und war zuvor sehr zuverlässig gewesen. Als die Mitarbeiterin dann wieder da war und ihm das Kommando gab, klappte alles so, wie es klappen sollte. Aber, jedes mal, wenn sie sagte "gib her" zuckte sie mit einer Augenbraue nach oben..... und der Papagei hatte nicht das Wort gelernt, sondern, unbemekrt von allen, das Zucken der AUgenbraue als Abgabekommando für sich erlernt. Das taten dann die anderen Trainer auch und siehe, der Papagei arbeitete zuverlässig mit ihnen mit. Ich erzähl das hier mal so nebenbei, weil mir damals bewusst geworden ist, das auch unsere Hunde manches anders für sich lernen, als wir das wollen.
Wir sollten in dieser Woche das "Sitz" an der Leine üben und dabei einen Schritt zurück gehen, während der Hund sitzen bleibt. Das hat einfach nicht geklappt, sobald ich einen Schritt zurück ging, folgte mir mein Hund. Und dann fielen mir ein, das es für Bleib ja auch ein Sichtzeichen gibt, das hab ich zweimal gemacht und "plink, da konnte er es. Er hört eben nocht nicht wirklich auf die Stimme und auf das, was sie sagt....
Wenn Du Deinen Hund also rufst und er steht da und gähnt, zeigt also "ich weiß nicht was das soll", dann würde ich das so übersetzen, "wenn ich hingehe, weiß ich nicht, was passiert..... sie klingt nett, aber ihre Haltung sagt, sie ärgert sich und vielleicht haut sie mich auch?" Also weiß er nicht was tun..... in so einer Situation hilft nur "Freude" und Leckerlie..... zur Chefin kommen muss was Tolles sein und es muss einen, für den Hund erkennbaren Grund geben, zumindest am Anfang.
Auf den Platz schicke ich Diego zum Beispiel nur an einem einzigen Ort, in der Küche. Da muss er in seinen Korb, wie Malik auch. Da helfe ich notfalls nach, indem ich ihn festmache. Ansonsten darf er sich im Büro-Schlafzimmer frei bewegen und auf dem Flur auch, das sind rund 60 m² das reicht...... geht er in der Küche aber nicht in seinen Korb, dann helfen wir sanft nach. Hand am Halsband, freundliche Stimme und führen. Morgens bekommt er eine Kaustange, die beschäftigt ihn im Korb und wenn er sich daneben legt, drücke ich oft ein Auge zu und lobe ihn sehr, wenn er dann aufsteht und allein hinein geht. Gehen Morgens die Kinder alle nacheinander aus dem Haus, legt er sich oft vor die Tür..... das darf er eigentlich auch nicht, aber ich sehe das locker, zumal er immer öfter von allein in den Korb zurück geht. Das wird schon noch besser werden. Es wird seine Furcht sein, das sie gehen und er bleiben muss, vor der Tür können sie sich nicht davon schleichen. Aber ich nehme es für ihn erkennbar auch nicht wahr und muss dann nicht korrigieren. Aber sobald er in den Korb geht, gibt`s Anerkennung, das soll er lernen.
Ich denke mal, dass das Leben für ihn sehr anders ist als bisher. Bei Pfützen benimmt er sich wie ein Kätzchen, mach mich bloß nicht nass.... und wenn es ehr windig ist und viele Gerüche in der Luft liegen, dann ist er sehr aufgeregt und mitunter ängstlich, dann ist seine sonst hoch getragene Rute nicht mehr zu sehen.... da weiß ich dann, das ich ihn nicht rufen brauche, er hat mich sich zu tun..... genug..... und ich bin froh, wenn er nicht in Galopp verfällt und davon prescht. Gut das Malik gut erzogen ist, der macht viel Wett, auch das Vermitteln von Sicherheit...... aber ich muss anhand von Diegos Körpersprache lesen, wie es ihm geht und mich darauf einrichten. Wenn ich in so einer Situation Gehorsam erwarte, kann er ihn mir nicht geben und es wäre Unsinn ihn zu verlangen. Aber irgendwann wird er seine Sicherheit finden und dann wird`s klappen, bestimmt.
Ich weiß nicht ob Dir Parallelen auffallen und Du aus dem,w as ich schreibe, für Dich etwas mitnehmen kannst? Aber ich hoffe es.....
Liebe Grüße
Sundri