Bianca,
ich drück Dich jetzt mal ganz dolle...
Es gibt keinen Grund, böse über irgendetwas zu sein.
Weißt, meine beiden Omas sind auch elendig gestorben.
Die eine an Krebs, die andere am Darmdurchbruch.
Beide waren auch hochgläubig, eine sich hat wochenlang immer nachts ans Badfenster geschleppt und geschrien, der "Herrgott solle sie doch holen und sie nicht vergessen..."
Die andere, meine Herzensoma litt auch schrecklich.
Sie hatte auch Krebs, Rheuma und ebend Darmprobleme.
Ich habe sie oft besucht und sie verwöhnt.
Kaffee mit ganz viel Sahne... obwohl das nicht so gut für sie war, aber es war DAS Highlight der Woche.
Sie starb dann nach dem Darmverschluss - sie war schon im Delirium.
Stand unter Medis, völlig absorbiert, es war schlimm.
Du siehst, wir haben einige Parallelen.
Ich bin noch aufgewachsen mit der "Devise":
"Kind, da musst Du jetzt durch. Schmerzen musst Du aushalten. Stell Dich nicht so an...etc.pp..."
Das halte ich für absolut falsch und auch nicht mehr notwendig.
Soll heißen, die Medizin gibt uns allen - Mensch wie Tier - die Möglichkeit, Schmerzen zu lindern.
Unerträgliche Situationen medizinisch erträglicher zu machen.
Ja - diese Medaille hat zwei Seiten, ich weiß.
Und ich kann Dir versichern - und dann höre ich auch auf, von meiner Krankheit zu reden... - ich bin sooooooooooooo unendlich dankabr, das irgendein kluger Forscher einmal die Medis entwickelt hat, die ich brauche, um meine Lebensqualität bei schweren Schüben wenigstens minimal aufrecht zu erhalten.
Ja - unsere Hunde sind wohl primär "zum Laufen und Toben" geboren.
Und sie sind am Ende ihres Lebens angekommen, teils auch schwer chronisch krank.
Sie werden NICHT mehr gesund.
Aber ich glaube, das sie sehr anpassungsfähig sind.
Alles geht langsamer, ein wenig beschwerlicher.
Die Gänge werden kürzer, die Vitalität schwindet und sie sind ruhiger.
Das ist aber auch der Prozess des Alterns.
Mir fällt es manchmal schwer, abzuwägen, ob es nun die Krankheit ist, die meine Oma ermüdet - oder das Alter an sich.
Geli hat da etwas gesagt, was mich sehr berührt hat.
Einen "Prozess des Sterbens" zuzulassen, diesen anzunehmen und bis zum Ende zu begleiten.
Das brauchen wir, glaube ich.
Alle - Hund und Mensch, Gesunder und Kranker.
Die Trauer fängt nicht erst beim eigentlichen Tod an, sie beginnt schon sehr viel früher.
Dazu gehören auch Schmerzlinderung und medikamentöse Erleichterung.
Im Regenbogenthread habe ich nun schon zweimal begonnen, meine geliebte Lilly zu verabschieden.
Diese Dankbarkeit, das sie immer noch bei mir ist, besonders aber die Intensität und die noch einmal ganz neue Beziehung zu meinem Tier - in dem Bewußtsein, das sie bald gehen wird - möchte ich auf keinen Fall missen.
Das ist etwas ganz besonderes.
Für mich etwas heiliges, Unantastbares.
Ich wiederhole mich - und glaube, im Namen aller zu sprechen - das keiner von uns sein Tier unnötig leiden lassen wird.
Ich bin auch überzeugt davon, das wir und unser Tier es wissen, wenn es soweit ist.
Wir werden uns gewahr sein, das der Zeitpunkt da ist.
Bis dahin werde ich alles tun, um Schmerz und Leid meiner Lilly bestmöglichst zu lindern.
Wenn ich in ihre Augen schaue, weiß ich, das es richtig ist, was ich tue.
Das ist für mich das "Prinzip Hoffnung".
Jeder geht anders und ganz individuell mit dem Leben und dem Tod, mit Schmerz oder Leid um.
Jeder hat da eigene Erfahrungen, Ressourcen, eigene Grenzen.
Jeder entscheidet da ganz "intim" für sich selbst - und sein geliebtes Tier.
Und auch Du, Bianca, entscheidest so gut und richtig, wie Du es kannst.
Boah.... meine Lilly fehlt mir just ganz dolle.
Dicke Umarmung an alle APinnen und ihre Omas und Opas.
LG,
Lilly on holyday und Andrea