Zitat
Durch die Augen der Hunde sieht man in ganz profanen Dingen plötzlich
einen Wert, ein Geschenk.
Da hast Du in einen schönen Satz gepackt, wo ich immer so viele Worte für suchen will...
Es gab in unseren fast fünfzehn gemeinsamen Jahre einige Tage und etliche "Gänge", wo ich anfangs echt gnaddelig und genervt ob diesen, meinen "Pflichtübungen" war.
Und jetzt, ehrlich ... - ich brauch' den Kiez hier, morgens und abends.
Jenseits der stundenlangen, bewußten und wunderschönen Wanderungen, wo ich ob der ungezügelten Lebensfreude meines Hundes alles Ungemach und allen Ärger vergessen kann.
Lilly lässt mir gar keine Chance, meine schlechten Launen gären zu lassen.
Das geht einfach nicht wirklich...
Wenn's denn doch mal ganz arg heftig ist - dann hört sie sich geduldig meine laut schimpfenden Selbstgespräche - in Wald und Flur, selbstverständlich (oder vermeintlich) unbeobachtet... - an.
"Okeeeee.... - Frauchen hat mal wieder ihren Knall - bloß nicht beachten...!"
Sobald das Wasser in Sicht ist, macht sie mir unmissverständlich klar, das ich meine restlichen Aggressionen doch bitteschön in Stöckchenweitwurf und Fang-mich-doch-wenn-Du-kannst-Spielchen zu investieren habe.
Das wirkt prompt.
Vor einiger Zeit, auch bei einem morgendlichen, bis dato glückseligen Gassigang, hielten wir wie immer beim Bäcker.
Lilly holte sich seit Jahren dort stets persönlich ihr Minicroissant ab.
Der Inhaber hatte kurzfristig gewechselt, jetzt ist es eine türkische, sehr traditionell auftretende Großfamilie.
Ich entwickelte Bedenken - weil, andere Länder, andere Sitten.
Auch, wenn's mir unverständlich ist - Hunde sind ja dort gemeinhin "unrein".
Kurzum - ich gedachte, in "Solidarität mit allen Hunden", präventiv die Bäckerei zu wechseln.
(Wenns um Hunde, gar um Lilly geht, mutier ich echt zur DramaQueen...!)
Das ist allerdings nicht so einfach, wenn Hund "Lilly" und Gewohnheitstier mit Prinzipien ist...
Ich hielt mich entsprechend höflich zurück, Lilly (mit Nachdruck) auch.
Es dauerte keine zwei Wochen, und das erste Herz, was mein Hund eroberte, war das der - am gestrengesten und unnahbar wirkenden - Mutter.
"Mama" ruft und lacht jetzt schon von weitem, wenn wir kommen.
Croissant gegen Spinat-Feta-Tasche - der Deal war perfekt.
Ich finde das toll - und habe wieder etwas gelernt.
Es sind oft auch meine ganz eigenen Befindlichkeiten, Vorurteile, Ansprüche und Wertmassstäbe, die mein Handeln und Denken von vornherein bestimmen.
Meinen Hund hat (gefälligst) jeder so toll und lieb zu finden, wie ich.
Basta!
Und wer das nicht tut, oder gar "stänkert", ist inakzeptabel, schlimmstenfalls ebend doof.
Stimmt nicht - wirklich.
Mit Geduld und Spucke - und Hund - kriegt frau/man das meist geregelt.
Verständnis für den Anderen, Perpektivenwechsel und vor allem Wertschätzung.
Klingt jetzt ein wenig pathetisch.
Ist es aber nicht.
An meinem Hund lerne ich das - ganz einfach.
Dann klappt das auch mit den wirklich nervigen Griegrämen und Hundegegnern.
Seh' ich rot und will gerade zum Rundumschlag ausholen -
Lilly dappelt einfach weiter - tapp,tapp,tapp... - Schwänzchen hoch und das nächste Opfer schon im Visier.
Gelassenheit - immer öfter... :clown:
Obwohl ich ja doch... nach wie vor überzeugt davon bin, das HH einfach die fröhlicheren, freundlicheren und glücklicheren Menschen sind...