Hallo Harald,
dogforum hat mir deine Anfrage weitergeleitet und jetzt habe ich erstmal geschaut ob ich deinen Beitrag finde und hier ist er auch schon. Ich kann ja einfach mal lang und breit von meinen Erfahrungen berichten, mein Hund hatte nämlich genau dasselbe und zwar: gleich ZWEI Mal!
Mein Hund heißt Amy, ist mittlerweile 7,5 Jahre alt und auch ein Australian Shepherd (Mädel).
Den ersten Bänderriss hatte Amy im April 2009. Sie muss beim Sprung über einen Graben falsch aufgekommen sein und schon war es passiert. Das linke Bein benutzte sie überhaupt nicht mehr, nicht mal ansatzweise. Schmerz zeigte sie nur geringfügig, sie ist sehr robust. In der ersten Klinik, in der ich war, erkannte man nach ewigen Hin und Her einen Bänderriss auf dem Röntgenbild durch einen untypischen Abstand zwischen den Knochen. Sie hatte sich das innere Außenband gerissen. Dort verpasste man ihr eigentlich nur Verbände und das war's, ich fühlte mich schlechte aufgehoben. Also fuhr ich 200km entfernt in eine andere Tierklinik, die ich aus meiner früheren Heimat kannte und von der ich wusste, dass der Chefarzt auf Orthopädie spezialisiert ist. Amy wurde dann im Mai operiert, 2 Schrauben und 1 Draht wurden eingearbeitet. Es war eine schwere Zeit, Amys Bein erholte sich nur langsam, sie schonte es monatelang, es heilte aber gut. Wir begannen zeitnah mit der Physiotherapie (Massagen und Unterwasserlaufband) und es zeigte sich eine Wirkung, irgendwann begann sie dann tatsächlich das Bein wieder zu benutzen, ich belohnte sie für jeden Schritt und dann ging es immer schneller und besser. Ich freute mich über jeden Schritt wie ein kleines Kind. Schließlich stellte sich heraus, dass der Draht an einer Stelle immer irgendwie durch die Haut piekste und der Arzt entschied sich, Draht und Schrauben im August wieder herauszunehmen. Also zweite Op. Amy überstand alles gut und erholte sich schneller von dieser Prozedur. Physiotherapie wurde fortgesetzt und bald zeigte sie große Fortschritte. Ich muss aber sagen, dass sich die Muskeln wirklich erst sehr langsam wieder aufbauten. Verschwunden waren sie schnell in den ersten 2 Wochen, in denen sie das Bein gar nicht benutzt.. Wirklich wieder aufgebaut (auch in Schulter usw) und trainiert waren sie erst wieder nach fast einem Jahr. Heute sieht das Bein gut aus, es ist ein klein wenig gewölbt (Amy hatte schon immer ein bisschen O-Beine), quasi ein O-Bein und das Pfötchen geht dann aber ein klein wenig nach außen, sieht aber gut aus und gesund. Sie benutzt es einwandfrei.. Manchmal hatte sie ein paar Probleme, wenn sie einem Hasen nachgejagt ist (ihre Leidenschaft), dann hielt sie das Bein manchmal hoch oder humpelte ein wenig. Das war aber nach einem Tag wieder vergessen. Auf aktuellen Röntgenbildern sieht alles gut aus, sie hat nur eine leichte beginnende Arthrose aber das lässt sich wohl kaum verhindern bei einem Bänderriss im Handwurzelgelenk.. Meine und Amys Welt waren also wieder in Ordnung, dann kam der Schock:
Der zweite Bänderriss im April 2011. Wir waren spazieren mit einem Nachbarshund, die beiden rannten über's Feld, auf einen Graben zu, ich hatte schon Angst und dann blieb Amy plötzlich stehen und bewegte sich nicht mehr vom Fleck. Ich rief und rief aber sie kam nicht, was sehr untypisch für sie ist, da sie sehr gut hört. Meine Gedanken überschlugen sich und als ich sie ihr Pfötchen hochhalten sah, war mir klar, etwas stimmt nicht und ich hatte Angst um ihr Bein. Dann merkte ich aber, dass sie das andere bein hoch hielt und war schon fast den Tränen nahe, dass jetzt auch noch ihr gesundes Bein, wie ich es immer nannte, betroffen sein sollte. Es besserte sich in der nächsten Stunde nichts und so rief ich in der Tierklinik an, kündigte mich an, packte meine Sachen und fuhr los. 3 Stunden später stand die Diagnose nach vielen Röntgenbildern und Untersuchungen fest: wieder ein Bänderriss. 5 Tage später wurde Amy wieder operiert, es stellte sich heraus, dass die kleinen Bänder auf dem Gelenk gerissen waren und das innere Seitenband überdehnt. Man bohrte 2 Löcher in die Knochen und fädelte einen nichtresorbierbaren Faden hindurch um das Gelenk zusammenzuhalten (ich kann das nicht so gut erklären, bin kein Arzt). Ich war beruhigt, dass diesmal keine Schrauben und Drähte zum Einsatz kommen sollten. Amy erholte sich sehr schnell, setzte das Beinchen auch wenige Tage nach der OP wieder auf und benutzte es zum Laufen, ich war begeistert, beim letzten Mal hatte das Monate gedauert! Doch dann zeichnete sich ab, dass der untere Teil des Beinchens immer schiefer wurde. Es wurde eine Schonhaltung vermutet. Der Verband kam ab, die Wunde heilte innerhalb von 2 Wochen gut ab. Physiotherapie wurde wieder angeordnet, doch diesmal kümmerte man sich nicht so gut um Amy. Man sagte mir, ich solle sie massieren, ich wüsste ja wie alles geht und schickte sie nur aufs Unterwasserlaufband. Allerdings lag der Fall ja diesmal anders, Amys Beinchen war schief. Ich war unzufrieden, nahm es selbst in die Hand mit durchs Wasser laufen und massieren. Denn ich hatte den Eindruck, das Laufband machte es nur noch schlimmer und schiefer. Seitdem sind nun 3 Monate vergangen und das Beinchen ist zwar nicht mehr so schief wie am Anfang aber wirklich gesund sieht das auch nicht aus. Dazu muss ich aber sagen, dass sie es einwandfrei benutzt, auftritt, läuft, schnell läuft, buddelt usw. Manchmal hält sie es hoch aber eher selten. Naja, ich bin jetzt noch am Überlegen, was ich weiter mache, werde aber bald erstmal wieder einen Kontrolltermin machen um zu besprechen, wie die Schiefe weggehen soll. Übrigens habe ich zusätzlich mit einer anderen Physiotherapeutin geschrieben und wegen einer Orthese gefragt. Sie riet mir erstmal davon ab und meinte, das könnte man später immer noch machen und sie würde es nach der OP erstmal mit Physio und Bandage probieren. Eine maßgeschneiderte Bandage habe ich auch anfertigen lassen, die lässt das Bein auch sehr gerade aussehen, nur im Moment kann Amy sie nicht tragen, weil sich eien Druckstelle gebildet hat, die sofort wieder nässt und Amy plagt, wenn sie die Bandage dran hatte... Wenn irgendjemand Erfahrung mit so einer Schiefstellung hier hat, wäre ich für Hilfe sehr dankbar.. Im Moment läuft sie übrigens nur an einer langen Leine, ich will kein unkontrolliertes Rennen riskieren. Das würde ich dir auch dringend empfehlen, das Bein auf jeden Fall ruhig halten!
Ansonsten Harry, du kannst alles fragen, was du wissen willst. :)
Ein Tipp für alle, die Hündinnen haben: Amys Unfälle sind beide während ihrer Läufigkeit passiert! Sie ist nur einmal im Jahr, im April läufig und wundersamerweise ist im April 2010 nichts passiert, aber dafür 2011.. Also ich rate allen Hündinnenbesitzern, ihre Hundchen während der Läufigkeit an die lange Leine zu nehmen... Ich werde es sicher nicht mehr anders machen. Man kann es damit erklären, dass sich das Bindegewebe während der Läufigkeit lockert und auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Und das lockert dann auch die Bänder.