Hi!
Danke für das Kompliment... und nee, ICH bin bzw werde grad Historiker
Allerdings schreib hier fast nur ich, weil meine Freundin nicht so der Forenmensch ist...
Aussie hört sich im Allgemeinen gut an, sag ich mal, das ist ja auch so eine Rasse, die gern mit Menschen zusammenarbeitet und außerdem ne hohe Intelligenz mitbringen. Ich persönlich fände das lange Fell etwas sehr pflegeaufwändig, Abby ist ja ein Kurzhaarborder, die Fellpflege ist daher recht unspektakulär (wenn sie auch definitiv nicht wenig haart...).
Mit Hund neben der Ausbildung, das ist definitiv ein Problem, das Du alleine kaum unter einen Hut bekommen kannst. Solang Du Ellis und eventuell Freund oder so einspannen kannst, geht das schon, aber: die müssen dann auch zuverlässig viel Zeit mitbringen. Wie gesagt, ich als Student kann mir da teilweise die Seminare so legen, dass ich mich um den Hund kümmern kann, aber das ist riesig viel Bahai, ich muss teilweise jeden Tag zweimal hin und zurück zwischen Uni und daheim , und da ich außerhalb wohne sind das auch schon locker pro Tag 50 km Fahrerei! Ganz davon abgesehen, dass Fahrzeit, Hund holen, fertig machen, rausgehen, wieder zurückfahren jeden Tag gut vier bis fünf Stunden in Anspruch nimmt, die ich nicht studieren oder arbeiten kann! Das muss ein Freund auch erst mal mitmachen... Am Besten: Je mehr helfende Schultern für die Belastung umso besser! Freund UND Ellis geht gleich viel leichter...
Unsere Kleine kann durchaus ein paar Stunden allen daheim bleiben und das muss auch öfters mal sein, aber für länger als 5 Stunden sollte man das einem Hund nicht antun... und auch Alleinbleiben muss glernt werden, allein dafür kannst Du mal locker 2 Wochen minimum einplanen... eher mehr... Wenn Du eine Schule hast, wo Hund mitdarf, wärs natürlich optimal, allerdeings bleibt dann immer noch das Gassigehen und Hund müdespielen-Problem...
Andererseits: Wenn du den Hund erst nachher holst, kannst Du ihn nicht direkt einsetzen und mit zur Arbeit nehmen: Das ist eine für nen Hund schon recht anspruchsvolle und z.T. auch stressige Aufgabe, und das gleich während der Zeit, in der ihr euch eigentlich kennenlernen und zusammenwachsen müsst... ohauerha... Und: am Besten ist hier definitiv ein junger Hund, für den all sowas ein interessantes Spiel ist, und Welpi in ner Praxis oder nem Heim... der muss erstmal alle paar Stunden raus, muss erst mal pubertieren, kann noch nix, knabbert Sachen an (und Leute... Welpizähne sind brutal...)... und wie willst Du Dich auf Deine Arbeit konzentrieren, wenn DU immer hinter dem Hund her sein musst, damit er nicht irgendwas anstellt, in die Blumenpötte pieselt, in der Küche Chaos macht oder einfach nicht hört (weil er ja noch gar nicht gelernt hat zu hören)... Was machst Du dann das Jahr (minimum) mit dem Hund? Wer kümmert sich denn während Deiner Arbeitszeit um ihn? Von 7 bis 17 Uhr alleine, vergiss es, darüber brauchst Du gar nicht nachdenken! Und wann willst Du ihn erziehen und ausbilden? Oder soll das ganz wer anders machen? Wer? Und woher nimmst Du das Geld, gute (!!!) Therapiehundeausbilder sind teuer, dazu kommt noch, dass Du schauen musst ob die Ausbildungsmethoden und -Ziele dem entsprechen was Du mit dem Hund hinterher machen willst und wie Du vorhast, mit dem Hund "zwischenmenschlich" umzugehen... wir hatten Glück, die dritte Hundeschule (bei uns: "Subunternehmen" eines aus dem TV bekannten Hundeprofis, mit dem aber auch lang nicht jeder einverstanden ist...) hatte einen Trainer, der uns genehm ist, und uns auch one-on-one berät (auch ned billig...). Allerdings auch nur zu "Wie geht es dem Hund bei der Arbeit", von Therapie hat der auch keine Ahnung...
Woher wir wissen, was wir dem Hund beibringen müssen: Das ist sowohl einfach als auch schwierig. Als Wichtigstes ist erst mal ein sicherer Alltagsgehorsam: Platz, sitz, Fuß, bleib, nein, das muss alles klappen (unser Hund würde trotzdem keine BH bestehen, denn uns ist wurscht ob er uns beim Fußgehen anguckt oder nicht, ob er ein schönes Platz mit Körperspannung macht oder sich hinlümmelt, und beim "Bleib" darf sie auch gern dvom Platz ins Sitz und zurück wechseln, hauptsache sie bleibt wo sie ist.) Sowas geht mit ner guten Hundeschule und täglicher Übung 1a. Ebenso Impulskontrolle: Sie darf nicht klauen (Betteln ist was anders), muss auch mitten im Spiel ansprechbar sein, muss wissen wann sie was ruppiger spielen darf und wann nicht...
Ansonsten: Deine Ergo-Ausbildung gibt Dir ja das Wissen darum, was Deine Therapie leisten soll. Wie Du das mit Hund statt mit Seidenmalen, Tonmanschen und Peddigrohrflechten (oder ergänzend dazu) erreichen kannst, ist Deiner Fantasie überlassen, und daher kannst Du halt auch schauen, was Du meinst, was Dein Hund können muss. Nachdenken hilft !
Z.B. bei vielen Sachen kann der Hund nicht helfen: Hand massieren oder Singen fürs Gedächtnistraining, da hilft Dir der Hund nicht. Daher muss er z.B. auch zeitweise ruhig irgendwo liegen. Muss, gerade in der Praxisumgebung, auch geübt werden.
Meine Freundin nutzt ihn viel als Motivationshilfe, daher sind z.b. einige "Süße" Tricks gut: Pfötchen geben, Knicks machen etc... Zudem: Hund als taktile Therapie: Wie fühlt sich das Fell/die Pfoten/die Hundezunge an? Daher hat Abby gelernt, Leute auf Kommando anzuspringen, allerdings auch sie NUR!!! auf Kommando anzuspringen, damit keiner davon überrascht wird, fällt oder Angst bekommt. Oder: Sie klettert Leuten auf Kommando in den Schoß, damit sie auch mal die Nase im Hundefell vergraben können.
Sowas bedingt z.B. aber auch, dass der Hund es lernen muss, von allen möglichen Leuten angefasst zu werden, und dabei ruhig zu bleiben. Auch, wenn mangels kontrollierten Bewegungen das schon mal etwas daneben geht. Der Hund muss auch lernen, dann zu zeigen, wenn ihm das zu viel wird, und zwar ohne sich seine Freiheit "erkämpfen" zu wollen, wenn er mal wieder im Schwitzkasten gelandet ist. Dafür müsst ihr beide (vor Allem auch Du!) lernen, solche Signale zu deuten und zu wissen, wann Du als Therapeut einschreitest und den Hund sanft wieder befreist... Kommunikation und Vertrauen sind also sehr wichtige Trainingsinhalte!!!
Was wir auch üben ist: Kommandos von anderen Leuten annehmen, sich aber trotzdem an uns zu orientieren. Z.B. wenn die Therapie sein soll, den Hund zu führen: die Kommandos des Patienten muss der Hund befolgen, meine Freundin muss aber trotzdem sein ich sag mal "Safety Override" haben, falls der grad voll Blödsinn macht. Am Besten auch ohne dass der Patient das merkt, also gibt es z.b. für fast jedes Kommando außerdem noch Sichtzeichen, die sowohl zusammen als auch unabhängig klappen müssen, und die letzte Instanz musst Du bleiben. Üben, üben, üben!
Oder: Der Hund muss unterscheiden lernen, wie wer mit wem spielt. Wenn er mit mir zerrt und rauft, kann er das lang noch nicht mit ner 80jährigen machen, da ist dann ganz schnell was kaputt und Du bist schuld! Auch viiiiiel Üben, denn als Ausgleich zur vorsichtigen Arbeit brauchen grad so aktive Rassen auch mal was wilderes Spiel hinterher! Grad solche Unterscheidungen "Hier geht das, da geht das nicht" ist ziemlich langwierig!
Und vieles mehr: wie gesagt, was Du machen willst, legt fest, was der Hund können muss. In der Geriatrie ist Anderes wichtig als in der Pädiatrie, mit geistig behinderten oder in der Neuro-Reha oder Psych! Praktika in Praxen und Kliniken, wo es schon Hunde gibt hilft auch sehr viel, weil man da Anschauungsmaterial hat! Übrigens: die meisten Hunde die wir so kennengelernt haben, haben keine formale "Therapiehundeausbildung"...
Das sind alles nur Beispiele, wie gesagt, Du musst Dir überlegen, wie Du den Hund einsetzen willst, da Therapiearbeit lang nicht so standardisiert und eindeutig festgelegt ist wie z.B. Rettungs- und Suchhundearbeit. Auch daher bilden wir Abby lieber selbst aus...
Und: Nicht nur der Hund, auch Du hast ein riesen Lernpensum vor Dir: du bist schlussendlich diejenige, von der es abhängt, ob der Hund damit glücklich ist! Das kann er aber nur dann sein, wenn Du genau weißt, wieweit Du den hund belasten kannst, wie Du ihn da rausholst, wann DU ihn einfach "retten" musst, und wo Du ihn auffordern kannst, weiterzumachen. Diesen Status des "Allroundschutzengels", der alles im Griff hat, und zu dem der Hund schauen kann wenn er unsicher ist, musst Du Dir erst mal erarbeiten, festigen und immer wieder bestätigen. Angst kannst Du nämlich beim Hund gar nicht gebrauchen, das schlägt gern in Aggressivität um, und dann wars das!!! Alternativ hast Du einen im Willen gebrochenen Hund, der alles macht was Du verlangst, aber da sichtlich gar keinen Spaß dran hat, und den Du mit der Arbeit jeden Tag mehr verschleißt... Gerade letzteres ist leider nicht selten "Ziel" einer "Ausbildung", da so ein Hund natürlich "leicht zu führen" ist... und so einige haben auch die Einstellung, dass bei einem "Gebrauchshund" das Wohl des Hundes erst an zweiter Stelle kommt. Mag ja bei Schutz- und Rettungshunden auch manchmal im Sinne der Ausbildung sein, einen Hund zu haben der die gefährlichen Sachen für einen übernimmt: uns hingegen ist Abbys Wohl genauso wichtig wie das der Patienten, wir leben schließlich mit ihr und sie ist zuallererst ein Familienmitglied und erst danach ein Therapiehelfer! Daher ist für uns persönlich wichtig, da einen guten Hundetrainer an der Seite zu haben, der UNS coacht
LG
Micha
Edit: Was Kati sagt ist sehr richtig: Was DU können musst ist viel wichtiger als was der Hund können muss!!!