Hallo Mareike,
zuerst einmal: unsere Hündin ist jetzt 10 Jahre alt und es geht ihr gut.
Ich bin jetzt in Zeitnot, denn gleich kommt meine Welpengruppe.
Ich melde mich , wahrscheinlich erst Montag, denn am WE bin ich auf Agilityturnier.
LG Ela
Hi,
hier die versprochene Antwort.
Diagnose: unser Westiehündin kam mit 8 wochen zu uns. Ein lustiger, verspielter, verschmuster, gut geprägter und sozialisierter Hund, mit dem wir und unsere Kinder viel Spaß hatten.
Leider veränderte sich dies sehr schnell, denn plötzlich veränderte sich das Verhalten der kleinen Hündin. Anfangs bemerkten wir, dass sie sich vor unsererer 2. Westiehündin zurückzog und bereits schrie, wenn diese sich ihr mit Spielaufforderung näherte. Da die beiden nie unkontrolliert zusammen gewesen waren, konnten wir eine Fehlverknüpfung nahezu ausschließen und standen vor einem Rätsel. Unmittelbar hinzu kam dann eine Fressunlust. Egal, was wir ihr anboten, die kleine Hündin fraß zögerlich. Hohes Fieber trat plötzlich auf. Ein paar Tage später schrie sie erstmalig beim Schmusen auf und zwar so, dass ich den Schrei bis heute noch höre und fühle. Sie suchte und mied gleichzeitig unsere Nähe und schrie, sobald wir sie berühren wollten.
Wir sprachen mit der Züchterin, die sich dies auch nicht erklären konnte. Wir suchten unsere Tierärztin auf, die vorangig das Fieber und auf Mandelentzündung behandelte.
Ich schrieb alle Symptome auf und durchforstete meine Literatur über Westhighlandterrier noch einmal gründlich und fand eigentlich nur eine mögliche Ursache: CMO = Craniomandibuläre Osteopathie (Löwenkiefer/-mäulchen).
Als ich meine Tierärztin mit dieser Möglichkeit konfrontierte, erntete ich einen entsprechenden Blick, der eigentlich nur sagte: Laienhalbwissen. Ich musste sie regelrecht überzeugen, dass sie eine Röntgenaufnahme des Kopfes anfertigte. Sie tat es eigentlich nur, weil ihre Vermutung in Richtung auf Störung des Zahnwechsels ging. Die Röntgenaufnahme zeigte dann aber deutlich diese knöchernen Wucherungen. Meine Hündin war zu dem Zeitpunkt 14 Wochen alt.
Um den Befund zu verifizieren, zogen wr einen 2. Tierarzt hinzu. Dieser bestätigte nach erneuter Röntgenaufnahme in verschiedenen Ebenen die Diagnose sofort und klärte uns über die Krankheit auf.
Soweit ich es verstanden habe, handelt es sich bei dieser Krankheit um eine durch eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöste Dysfunktion des Kalziumstoffwechsels. Die Knochen, insbesondere der Kiefer, die während der Entwicklung viel Kalzium benötigen, bleiben unterversorgt, wird porös und bekommt blumenkohlartige Knochenaustreibungen.
Besonders fatal ist dies natürlich im Bereich des Kopfes. Schädelknochen, aber vor allem Unter- und Oberkiefer sind von diesen Knochenwucherungen und Weichteilschmwellungen überzogen, die natürlich recht schmerzhaft sind und das Offnen des Fangs durch eine Einschränkung der Unterkieferbewegung einschränken. Unser Tierarzt zeigte uns mehrere Aufnahmen anderer Hunde und zeigte uns einen Unterkieferknochen, auf dem man die Wucherungen deutlich sehen konnte. dieser Knochen erinnerte stark an eine mit Seepocken überzogene Muschel und ich konnte mir die Schmerzen unserer kleinen Hündin deutlich vorstellen. Wir fragten natürlich sofort, ob es eine Therapie gäbe, also Aussicht auf ein Schmerzfreies Leben unseres Hundes bestehen würde. Der Tierarzt stellte uns die damalige Therapie vor, die eigentlich nur auf Schmerzlinderung und Entzündungshemmung bestand (Novalgin und Metacam) und riet uns zusätzlich eine Tierheilpraktikerin hinzu zu ziehen. Diese riet uns zusäztlich zu Sepia D6 und Hekla Lava D6, später zu Osteoheel S.
Gleichzeitig riet er uns, die Bewegungsfreiheit des Kiefers genau zu beobachten, wöchentlich durch ihn kontrollieren zu lassen, um den zeitpunkt nicht zu überschreiten, bei dem weitere Medikation eigentlich nur leid bedeutet und machte uns deutlich, dass wir auch den Weg der Regenbogenbrücke in Betracht ziehen müssten.
Letzteres blieb uns erspart, unsere Hündin ist gerade 10 Jahre alt geworden und es geht ihr altergemäß gut. Die Medikamente bekam sie bis einschließlich 12 Monate, schon vorher hörten die Knochenzubildungen auf. Natürlich ist die Störung in der Wachstumsphase nicht ohne Folgen geblieben. Ihr fehlen 11 Zähne, sie sind nie gekommen, ihre Vorderhandstellung erinnert an eine Chippendale-Kommode und ihre Bewegungen wirken etwas steifer als bei unserer anderen Westhighländerin. Trotzdem hat sie sich nach diesem Jahr gut entwickelt. Sie musste zwar sehr viel nachholen, denn ihr fehlte alles, was man so mit seinem Welpen anstellt, aber nach und nach wurde sie wieder ein lustiger Hund, für den das Fressen sehr, sehr wichtig ist und die fehlenden Zähne sind ihr dabei kein Hindernis.
Nicht immer geht diese Krankheit so ab, ich habe damals durch die Erkrankung unserer Hündi Kontakt zu anderen betroffenen Hundehaltern bekommen und viele mussten ihre Hunde von den Schmerzen eerlösen bevor sie 6 Monate alt wurden. Aber in Fall unserer Hündin hatten wir großes Glück. Mit der kleinen haben wir nicht nur viel Spaß als Familienhund, sondern auch auf dem Hundeplatz. Neben der Begleithundeprüfung haben wir mit ihr sogar Agility gemacht und sind mit ihr auf Turnieren gestartet. Vielleicht macht dir das ein wenig Mut.
Die CMO tritt bei den kleinen Terriern so häufig auf, dass sie in der Literatur über den Westie beschrieben ist. Sicherlich kannst du über das Westieforum viele aktuelöle Literaturtipps u.a. Ratschläge bekommen.
Ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte.
LG und alles Gute für deinen Hund.
Ela