Beiträge von Fusselflitz

    Also ich hör aus dem Beitrag da weniger ein "Bitte sagt mir, dass ich doch nicht soo schlecht reagiert habe" raus, sondern ein "bei Hundebegegnungen bin ich das größere Problem als mein Hund".


    Ging mir auch so. Insbesondere weil meine alte Hündin zwar mit allen Hunden gut auskam, fremde Menschen aber kein Stück in ihrer Nähe haben wollte. Das Problem war also immer, unverkrampft auf den Hund zu reagieren und gleichzeitig dem Menschen, der da irgendwo mitläuft, zu vermitteln, er solle ja nicht nach meinem Hund greifen!


    Bei dir kommt die Anspannung halt nicht aus der Sorge um einen Konflikt mit dem Menschen sondern mit den anderen Hunden. Und ich lese da auch raus, dass du dich nicht imstande fühlst, die Situation einzuschätzen. Das macht dann die Unsicherheit. Du siehst die Hunde agieren, kannst aber einfach nicht klar sagen, was da gleich passiert - spielen die? Rangeln die? Beißen die sich ernsthaft?


    Da helfen imho nur und ausschließlich Hundebegegnungen. Viele. Eigene, fremde, alle. Einfach so oft wie möglich beobachten wie sich Hunde begegnen in allen denkbaren Konstellationen. Und ggf. erfahrene Hundehalter u.o. Trainer, die da eine gewisse Sicherheit geben können, damit du entspannt bleiben kannst.


    Denn mir fällt arg auf, wie nervenzehrend diese Situation für dich gewesen sein muss - dabei ist ja gar nix passiert. Und es war auch nicht kurz davor o.ä. so wie du es erzählst. Eigentlich ganz harmlos, aber du warst völlig mit den Nerven runter bis es fertig war :)


    Das ist ja nicht Sinn der Sache und hilft deinem unsicheren Hund sicherlich auch nicht.

    Wenn man den Hund an seinem unterstellten, natürlichen Verständnis einer Rangordnung packen wollen würde, dann müsste man sich selbst halt konsequenter Weise verhalten, wie ein Hund. Und auch das stünde noch auf wackeligen Beinen, denn zwischenzeitlich ist ja in Expertenkreisen durchaus aufgefallen, dass a) sämtliche Basisliteratur zum Rudelverhalten von Wölfen an Wölfen in Gefangenschaft recherchiert worden ist, die ihrerseits von Menschen zusammengesetzt wurden. Also kein natürliches Wolfsrudel und erstrecht kein Verhalten das 1zu1 auf wildlebende Wölfe übertragbar ist. Dazu hat man dann b) festgestellt, dass Hunde sich ja gar nicht verhalten wie Wölfe. Nicht nur manchmal nicht sondern insgesamt nicht sehr oft. Viele Verhaltensweisen sind nur noch im Ansatz oder gar nicht mehr vorhanden und manche Dinge, die Wölfe mit dem Erwachsenwerden abstellen behalten Hunde bei. Deshalb spricht man ja von Vergleichen zu juvenilen Wölfen - nicht zu erwachsenen. Ein juveniler Wolf wiederum steht in einer Rangordnung unter Gleichartigen aber wieder ganz anders da, als ein erwachsener. Wirklich griffige Untersuchungen zu einem Rudelleben bei Hunden gibt´s nicht. Es gibt ja bisher noch nicht einmal flächelndeckende Beobachtungen zum Rudelverhalten wildlebender Wölfe, eben weil man ewig dachte, man kann die ja auch bequem in Gefangenschaft beobachten..

    Was wir sind?
    Wahrscheinlich eine Art Zweckgemeinschaft emotionaler Art?


    Und ich bin die Verantwortliche hier. So einfach seh ich das. Weil ich die Welt in der wir uns gemeinsam bewegen sehr viel besser verstehen kann als der Hund und ich damit auch viel weitsichtiger abschätzen kann, was passieren muss und was nicht passieren darf, damit wir sicher und entspannt miteinander in dieser Welt leben können. Deshalb mach ich die Regeln. Weil ich den Durchblick hab.


    Und weil mein Hund die Erfahrung gemacht hat, dass es sich a) für ihn lohnt, sich an meine Regeln zu halten und er b) dadurch ein gewisses Vertrauen in meine Entscheidungen gewonnen hat, hält er sich dran. Das geht von ganz offensichtlichen Sachen "Stop!" - Fahrrad zischt vorbei - "Okay!" über typisch abstraktes "Sitz" = ausführen = Wurst + Frauchen freut sich.


    Die ganze Kombi Hund+Ich sehe ich als Lernessemble. Ich bringe dem Hund bei, wie diese Welt ideal für ihn funktioniert mit dem Ziel größtmöglicher Freiheit und Lebensqualität für den Hund.


    Mit Begriffen wie Rangordnung, Alpha und Bla will ich nichts zu tun haben. Aber wirklich kategorisch gar nichts. Zum einen weil ich im Gegensatz zu meinem Hund nicht genetisch für solche Systeme prädisponiert bin und damit eben nicht instinktiv weiß, wie sowas funktioniert - wäre für mich also als würd ich meinem Papagei das Fliegen beibringen wollen, weil ich mir einbilde, ich wüsste besser als er, wie das geht.


    Zum anderen verweigere ich mich diesem kompletten Vokabular stures, weil erfahrungsgemäß 9 von 10 Leuten völligen Unsinn in diese Begriffe hineininterpretieren, wobei es im Kern dann irgendwann nur noch ums Ego geht, die pseudowilde Bestie gezähmt zu haben (bei Männern gern erlebt) oder um eine diffuse Angst (gern bei Frauen erlebt), Hunde wären eine Art Gremlin und verwandelten sich in kinderfressende Monster, sobald sie auch nur am Horizont etwas Rudelführungsähnliches an Position für sich winken sähen.


    Imho ist da zu viel Unsinn im Deckmantel der angeblichen Wissenschaftlichkeit verbreitet worden, als dass sich da noch was retten ließe.

    Sorry, aber nur mal um die Situation in einem Thread vollständig beisammen zu haben - was ich schwierig finde, weil irgendwie in diversen Threads immer ein Teilaspekt steht:


    Die Situation ist doch folgende, soweit ich das überblicke:


    - dein Hund reagiert sehr aufgeregt und unsicher auf Besucher, kontrolliert sie und bellt ggf., hat aber noch nie nach jemandem geschnappt oder gar Anstalten gemacht, zu beißen.
    - dein Hund leider sehr, wenn er von dir getrennt ist und z.B. im Urlaub bei deinen Eltern untergebracht.
    - dein Hund reagiert sehr aufgeregt auf andere Hunde.


    dazu dann


    - dein Freund hat keinerlei Erfahrung mit Hunden.
    - dein Freund lehnt positive Verstärkung als Erziehungemethode ab und besteht darauf, dass Leckerlie u.ä. in der Hundeerziehung nichts verloren haben, sondern bei Fehlverhalten sofort gestraft werden muss.
    - dein Freund erwartet vom Hund, dass er jederzeit und überall mitgenommen werden kann.


    dazu dann


    - du hast einen Goldie-BC-Mix im besten Alter, mit dem du soweit ich das verstehe keinerlei Beschäftigung im Sinne von Hundesport, Denkarbeit etc. machst?
    - du hast einen Vollzeitjob, der Hund ist also min. 9 Stunden am Tag alleine?
    - du hast in 3 Jahren 5 Trainer und vermutlich mindestens ebenso viele Trainingsmethoden durch und es zeigen sich keine nennenswerten Fortschritte?


    Ist das soweit richtig zusammengefasst?

    Es ist IHR Hund.


    Und damit ist SIE dafür verantwortlich den Hund vor Bedrohung, Schaden und Gewalt durch andere Menschen zu schützen. Ob das ihr Freund, ihr Boss oder irgendein wildfremder ist, ist dabei vollkommen egal.


    Der Hund kann sich nicht selbst helfen. Das ist ihr Job.
    Wäre exakt dieselbe Situation, wenn es um ein Kind ginge, nur dass da schon längst irgendein Nachbar die Behörden eingeschaltet hätte, wenn der Freund das Kind zum dritten Mal irgendwo in der Öffentlichkeit blöd anlangt.

    Ihr macht euch eure Baustellen schlicht selbst, sorry.


    Mit dem Hund wird nur an auftauchenden Problemen gearbeitet. Sprich, so lang er nicht in irgendeiner Situation abdreht oder durch Deckeln durch deinen Freund ausgebremst werden kann, wird auch nix geübt. Dann wird der Hund ins kalte Wasser im Sinne von komplett ungewohnten Situationen geschmissen und dein Freund hat wieder einen Vorwand, gewalttätig gegenüber dem Hund zu werden.


    Was hast du diesbezüglich unternommen?
    Wie gedenkst du deinen Hund vor deinem komplett hundeunerfahrenen aber gewaltbereiten Freund zu schützen?
    Wieso HAST du deinen Hund in dieser Situation nicht vor deinem Freund beschützt?


    Du hast keinen Plan, dein Freund hat sich nicht im Griff und der Hund badet´s aus.


    Dann zieh die Konsequenz, such ein vernünftiges zu Hause für den Hund und werd glücklich mit deinem Freund, ohne ihn mit seinem Verhalten konfrontieren zu müssen. Aber dass der Hund es (mal wieder) ausbaden muss, dass du keine Lust auf den Streit hast, wenn du deinen Freund zurückpfeifst, geht gar nicht.

    Agility ist für mich genauso "ernst" und "artgerecht" wie Schutzdienst oder Unterordnung.
    Es lastet den Hund - sofern es zu ihm passt - körperlich und geistig aus und wenn es sch... gemacht wird, richtet es Schaden an.


    Eigentlich könnte man wohl dasselbe über Dogdancing sagen. Was mich daran stört ist eher die Geisteshaltung rings um das Dogdancing. Dieses "ich verkleide mich und meinen Hund und dann sind wir niedlich" ist für mich ein NoGo. Aber der Weg dahin - genau wie beim Agi und genau wie beim Schutzdienst - lastet den Hund zumindest im Kopf ja ein Stück weit aus, körperlich vielleicht jetzt nicht so sehr, je nach Hund.


    Insgesamt muss Beschäftigung imho hundgerecht sein. Nicht artgerecht.


    Mein Wollkäfer z.B. ist beängstigend intelligent. Gut, kenn ich, hatte nen Mali. Meiner hier wird aber nicht müde. Konnte ich meine Maline mit ein paar Runden Suchspiel für 2 Stunden ins Koma befördern, wir der hier damit erst wach. Er ist ja eigentlich ein Hütehund mit Herdenschutzeinschlag wenn man so möchte. Zeigt aber kaum Hüteansatz, stattdessen ist er extrem körperlich und greift unheimlich gern. Theoretisch wär Schutzdienst für ihn wahrscheinlich ein riesen Spaß. Da streikt aber Frauchen ;)

    Zitat


    Genau das Akzeptieren ist es was ich ihr gern beibringen wuerde, aber ein Ruck am Halsband oder ziehen im Nacken interesieren sie nicht wirklich und ich weiss einfach nicht wie ich sonst noch zurechtweisen soll. Zeigen & Benennen werd ich mal googlen, klingt interessant.


    Das hast du gemacht, wenn sie wegen eines Kindes aufgedreht hat?!


    So kann man sich den Hund natürlich auch "scharf" machen.

    Falls das mit dem Tierschutzt partout nichts werden will - es kann auch immer mal lohnen, die Kleinanzeigen zu durchforsten (teils gibt es da auch extra Rubriken auf den HPs der Tierheime) nach Hunden, die direkt vom Besitzer in ein neues zu Hause vermittelt werden.


    Da wird man, denke ich, mehr auf das Menschliche gucken als auf dein Studium ;)