ZitatDer Hund hört, er schließt sich an, weil er davon ausgeht, sonst zu sterben? Klingt recht krass...
Es ist der tiefste Kern der Sache. Nicht der bewusste. Der Hund hat sicherlich nicht mit Todesangst zu kämpfen in dem jeweiligen Augenblick aber - und das findet ich wichtig, wenn es um Lernmethoden geht und darum, wieviel Denken und Fühlen einem Hund unterstellt wird - das ist der Urgrund des Ganzen. Ob mir das nun gefällt oder nicht.
ZitatGut, Hunde sind vom Grunde her Familientiere. Waren es immer vom Wildtier über die komplette Domestikation hinweg. Natürlich ist da Abhängigkeit, natürlich sichert die Gruppe das Überleben. Wie bei allen sozialen Tieren, das ist schließlich der Trick dabei.
Eben.
Der Hund besitzt soziale Fähigkeiten, die er verbessern und einsetzen kann, über ein vielfältiges Repertoir an Kommunikationssignalen etc. weil er nur in der Gemeinschaft von Natur aus überlebensfähig ist.
Genau wie der Mensch. Und weil die Natur ihre Tierchen über Gefühle und Bedürfnisse steuert, hat sowohl Hund als auch Mensch ein Sicherheitsgefühl in der Gruppe, ein Unsicherheitsgefühl bei Ablehnung und Angst beim Ausschluss aus der Gruppe.
ZitatDer Hund hört also, weil er eben keine echte Wahl hat, aber vom Menschen eine Pseudo-Wahl vorgesetzt bekommt (z.B. du bekommst was zu fressen, wenn du hörst...; er kann sich ja schlecht fürs verhungern entscheiden...) und er eh weiß, er schafft es alleine nicht?
Nein. Genau da sitzt der Denkfehler. Der Hund "weiß" eben nicht, er spürt. Sicherheit in der Gemeinschaft. Unsicherheit in der Isolation. Sein Gehirn, seine natürliche Veranlagung gibt ihm - gesunder Hund vorausgesetzt - via Gefühl bez. Instinkt recht klar zu verstehn, was gut ist und was nicht. Und der Instinkt zielt immer nur auf eines ab: Überleben.
ZitatWas ist mit Vertrauen?
Was ist damit?
Vertrauen ist Konditionierung in Reinnatur. Man muss ja nur darüber nachdenken, wie Misstrauen in der Regel entsteht - durch schlechte Erfahrungen. Reine Konditionierung. Ich tue X es geschieht Y. Umso zuverlässiger das funktioniert umso stärker mein Vertrauen in diesen Vorgang - positiv oder negativ. Ich vertraue ja nicht nur meiner besten Freundin und meinem Hund, ich vertraue ja z.B. auch drauf, dass mein Auto nicht plötzlich liegen bleibt... Der Begriff Vertrauen ist durch die Ausweitung des menschlichen Intelektes wahnwitzig romantisiert worden.
ZitatMit Freude über Anerkennung (und ja, ich bin tatsächlich überzeugt, mein Rüde freut sich darüber, sich einbringen zu können und zu wissen, ich schätze seinen Einsatz)?
Natürlich.
Frauchen glücklich zu machen ist klug. Weil Frauchen Zuwendung verteilt, wenn ich sie glücklich mache. Weil sie mir dann wohlgesonnen ist, Körperkontakt sucht, mich nicht bestraft und vielleicht fällt sogar was zu Fressen dabei ab.
Hunde sind sehr, sehr gute Gemütsleser...
ZitatWas ist mit Arbeitsteilung, Glaube an Kompetenzen, den eigentlich jedes soziale Tier zeigt?
Was ist damit?
Glaube... das ist nicht der richtige Begriff. Es gibt nur ein Tier das dumm genug ist, zu glauben, und das sind wir Menschen. Alle andren Wissen oder Erfahren oder Schlussfolgern oder Vermuten. Nur wir "glauben" ständig.
ZitatUnd auch der Hund bringt Kompetenzen mit, Veranlagungen, Dinge die ihm Spaß machen, Dinge, die ihm wichtig sind. Und da hat man auch gleichsam einen Ansatz zu belohnen und zu zeigen, Zusammenarbeit lohnt sich.
Genau das ist der springende Punkt...
ZitatIst der Hund ängstlich, kann ich ihm Sicherheit geben, da brauch ich nicht mit Leckerlie drumherum zu konditionieren.
Und wieso kannst du das?
Entweder weil der Hund gelernt hat, dass, egal wie gruselig irgendwas ist, Frauchen noch gefährlicher werden kann und es GAR nicht mag, wenn Wuffz sich so verhält, oder aber weil er gelernt hat, dass ihm nichts passiert, wenn Frauchen "Sicherheit gibt". WIE er das lernt.. ob mit Gesten, Worten, Meideverhalten oder durch ein Lecker an der richtigen Stelle, ist dabei komplett irrelevant. Ich kann meinem Hund auch Sicherheit geben. Oder ich kann etwas positiv Bestärken. Oder ich kann die Sicherheit positiv Bestärken....
ZitatDa geht es dem Hund um Sicherheit, nicht um Futter. Wenn der Hund meint, dies ist eine wichtige/kritische Situation, will er, dass jemand sich kümmert. Nicht Futter.
Und Sicherheit ist was?
Verlässlichkeit der Unversehrtheit. Kompetenzen sind dem Hund sch..egal. Mit sowas hält er sich nicht auf. Er hat gelernt, dass du ihn schützt. Oder er hat einfach gelernt, dass er Ärger kriegt, wenn er Angst zeigt. Alles schon dagewesen. Oder er hat gelernt, dass es gut ist, sich zu entspannen statt anzuspannen. Oder aber er hat schlicht gelernt, dass eine Sache gar nicht schlimm ist.
Ob ich irgendwas über meine Person konditioniere, indem ich den Hund verbal bestätige, körperlich oder einfach dadurch, dass ich ihm nix tu, oder ob ich ihm ein Leckerle zuschieb, das ist unterm Strich komplett egal - außer ich bin ein Mensch und dichte mir in jeden Krümel eine eigenständige Etik...
ZitatWill er gerne jagen, kann man zeigen, ja das darfst du, aber in der Gemeinschaft. Findet der Hund alles toll und stürmt drauf los, nur seinen Besitzer nicht... ja hilft denn da Futter? Geht es dem Hund darum in dem Moment?
Ich glaube, was du nicht weißt.. oder nicht verstehst, ist, wie Konditionierung funktionier. Es geht nicht um Futter, es geht in dem Moment um das positive Gefühl einen Urinstinkt befriedigt zu haben.
Jagen ist für den Hund ein Urinstinkt. Fressen aber auch. Es geht in dem Moment um den unbändigen Drang, einem Instinkt zu folgen. Und Instinkten kann ich nur mit Instinkten zu Leibe rücken. Also packt der eine dem Hund den TT drauf und nutzt dessen Instinkt, Schmerz zu vermeiden.. oder er nutzt einen andren Instinkt, zum Beispiel den Instinkt Fressen oder den Instinkt soziale Zuwendung oder beide zusammen. Die Priorität ist der Knackpunkt. Umso positiver das Gefühl "bei Frauchen bleiben" und "zu Frauchen kommen" für den Hund ist, umso schlechtere Karten hat das gute Gefühl des Jagens. Platt ausgedrückt.
ZitatHandfütterung wird schnell vorgeschlagen als völlig "hundefreundliches" Allheilmittel. MaddinR schrieb: der Hund hat doch die Wahl, dann frisst er halt mal 6 Tage lang nichts. Ist ein Hund, der braucht nicht ständig Fressbares verfügbar. Ja klar, der Hund hat die Wahl . Der nimmt das Futter dann, weil es so eine tolle Belohnung für ihn ist...
Ich habe nichts gegen Futter-Belohnung. Ich habe auch nichts gegen Futter als Anreiz, bestimmte Dinge zu lernen. Aber es sollte eine Belohnung sein. Und das ist es offensichtlich nicht für den Hund, wenn er mehrere Tage hungern muss, bis er sich für die "Belohnung" entscheidet. Warum nimmt man dann nicht einfach die Dinge, mit denen der Hund sich tatsächlich belohnt fühlt?
Ich hab das schon mal irgendwo verlinkt:
http://de.wikipedia.org/wiki/V…A4rkung_%28Psychologie%29
Eine Belohnung ist schlicht ein angenehmer Reiz, der mit einem Verhalten verknüpft wird.
Fressen ist für ein Lebewesen immer ein angenehmer Reiz.
Du sprichst hier nicht vom Reiz an sich sondern von dessen Intensität.