Beiträge von Fusselflitz

    ...und ich würde aufhören, nervös um zu bellen (= schimpfen).


    Das gibt ein "Nein!" oder wie auch immer euer "Himmelaufkopf"-Wort lautet und dann fliegt der Hund vom Bett resp. Schoß - Ende der Situation.

    Jetzt holen die coolen Kids von den reinen VPG-Plätzen gleich Holz für einen Scheiterhaufen, aber so langsam krieg ich das Gefühl, da wird irgendeine imaginäre besondere Wirkung des Stachlers zusammenfantasiert, weil man sich auf den relevanten Plätzen ohne Stachler einfach denselben Mist anhören müsste wie man es hier muss, wenn man die Existenzberechtigung dieser Dinger in Frage stellt.


    Da ist man dann Wattebauschwerfer, hat nen 0815-Hund oder ist empfindlich..


    Ich kenne die Plätze, auf denen die Stachler obligatorisch sind. Da ist man gesellschaftlich außen vor, wenn der Hund keinen drauf hat. Mit Ausbildungseffekten etc. hat das nix zu tun, das ist eine rein sozialdynamische Kiste.

    Für´s bessere Verständnis: Druck = unangenehmes Gefühl/Schmerz


    Der Hund reagiert, weil der IST-Zustand ihm körperlich unangenehm wird. Reagiert der Hund schon auf leichtes "aktivieren", dann ist das i.d.R. wie beim Pferd - weil das Tier weiß, das Ding verursacht sonst Schmerz. Simple as that. Es ist nicht so, dass Hund oder Pferd von Natur aus sensibel auf irgendwelche tippenden, stupsenden und zupfenden Stacheln, Sporen und Co. reagieren - das ist antrainiert.


    Ich find´s immer so anstrengend, dass man sich, wenn man kritische Äußerungen zu Erziehungsmitteln loslässt, sofort mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, den Hund zu verhätscheln im Sinne von Dinge durchgehn lassen bzw. nicht durchgreifen.


    Ganz persönlich mach ich es ganz simpel: Wenn ich auf meinen Hund einwirke, dann wirke ich auf ihn ein. Ich tu nicht so, als würd ich nicht, ich rede es nicht schön und ich kaschier es nicht mit irgendwelchem Hardwerkszeug. Das hat den Vorteil, dass ich mich ganz deutlich damit auseinandersetzen muss, wie ich mit dem Tier umgehe UND mein Umfeld feedbackt mir zusätzlich noch wie der Umgang wirkt.


    Das fällt alles weg, wenn ich mit einem unauffälligen Gerät arbeite, das so tut als täte es nix. Ist für mich in gewisser Weise eine Form der Gewaltverherrlichung.


    Ja, es mag Ausnahmen geben. Wenn ich einen 40kg Hund, der alles und jeden Fressen will aus dem TH hole und den irgendwie halten können muss, dann mag das so eine Situation sein. Die Regel sind aber Hunde, die unvollständig oder einfach tendenziös ausgebildet werden, weil der Einsatz von Starkzwang oder aversiven Reglern später von vorne herein eingeplant ist.

    Es gibt ne sehr direkte Parallele zur Kindeserziehung. Früher war die übliche Erziehungsmethode positive Bestrafung. Also Schläge. Bei Hunden genauso. Positive Bestrafung. Zufügen von Schmerzen.


    Heute versucht man eher, zum gewünschten Verhalten zu motivieren.


    Im Endeffekt habe ich im Lernprozess immer 2 potentielle Wege: gewünschtes Verhalten bestärken oder unerwünschtes Verhalten bestrafen. Die Frage ist, wo ich den Schwerpunkt lege.


    Ein Stachler funktioniert einfach nach dem Prinzip, wenn du X tust, wird es unangenehm bzw. schmerzhaft. Führt also zum Meiden des "Drucks" was nichts andres ist als ein Synonym für Unangenehmes Gefühl/Schmerz. Im Grunde ist der Stachler dabei gleichwertig ersetzbar durch ein Teletac, einen Fußtritt, ein Zwicken - im Kern der Sache ist egal, wie ich dem Hund Schmerz zufüge, das Prinzip ist dasselbe.


    Würde ich aber meinen Hund vor Augen andrer treten oder schlagen, wenn er nicht rund läuft, hätte ich ruckzuck ein Problem. Rucke ich stattdessen einfach an der Leine - am besten noch mit ner Blende auf dem Stachler - wird das als akzeptabel gehandelt. Leinenruck ist ja nach wie vor eine anerkannte Ausbildungsmethodik.


    Um nochmal das Vergleichsbild mit der Kindererziehung zu bemühen, wäre für mich ein Stachler ein Äquivalent zu der Mutter, die ihr Kind mit scharfer Soße füttert, wenn es Schimpfworte benutzt. Der haben sie das Kind allerdings weggenommen, als sie - ohne jedes Unrechtsbewusstsein diesbezüglich - damit ganz dummdreist in die Medien ging und erklärte, das Kind wäre anders nicht zu bändigen. Und sie schlage es ja nicht...

    So lang es so viele Leute gibt, die ihre Hunde ohne Stachler sehr erfolgreich in der UO führen, müssen sich einfach all diejenigen, die es mit Stachler aufbauen, die Frage gefallen lassen, was da nicht rund läuft. Insbesondere da erfahrungsgemäß diejenigen dann immer mit Stachler aufbauen. Die kriegen halt irgendwie immer die "starken" Hunde die man ohne Stachler ja nicht mehr schonen aufbauen kann und Co. Sind spannender Weise häufig auch dieselben, die den Hund nur mit Tac vom Jagen abhalten können. UND dieselben, deren Hunde irgendwie nicht so ganz verträglich mit anderen Menschen und Hunden sind.


    Es zeigt sich ein gewisses Muster.


    8 von 10 die ich mit Stachler erlebe und erlebt habe pushen ihre Hunde einfach ohne groß Hirn hoch und ggf. gleich noch auf links, scheiß auf Sozialisierung, scheiß auf nen vernünftigen Grundaufbau der Kommandos von Beginn an etc. und dann werden die komplett überdrehten Hunde halt mit Stachler wieder runtergeregelt. Selbes Spiel beim Jagen. Da wird nix, aber gar nix in Sachen Erziehung gemacht und dann, wenn der Hund alt genug ist um das Wild ggf. wirklich erwischen zu können, kommt halt das Tac drauf.


    Pure Bequemlichkeit in meinen Augen.

    Dieses Bild, wie der Hund den Clicker ins Maul kriegt... "Haha!!" - CLICK - gespannter Blick, drauf wartend, dass Wurst vom Himmel fällt.


    "Hä?"


    CLICK CLICK


    *umgucken. Vielleicht ja nur in der falschen Richtung Ausschau gehalten.*


    "Gibt´s doch gar nicht. Is das kaputt??"


    CLICK CLICK CLICK CLICK CLERK CLERK CLRRK CLRRK


    "Toll. JETZT isses kaputt."


    *ausspuck*


    ROTFL!!!

    Also bei nem Hundebesitzer, der sich doof vorkommt, wenn er Kommandos betont, dem ein Trainer sagt, er solle mehr mit dem Hund reden und dem schon mehrere Leute nen Clicker empfohlen haben, hab ich das Bild eines Menschen vor Augen, der den Hund an der Leine mit sich zerrt, weil´s ihm peinlich wäre, jetzt "Fuß" zu sagen und Loben sowieso... Sprich: viel zu wenig Feedback für den Hund, was dann die gesamte Erziehung schwieriger macht, insbesondere bei intelligenten Hunden.


    Clicker und Erziehung sind nicht zwei paar Schuhe. Clicker ist ein Weg der Erziehung. Ich clicker mit meinem grade ein sauberes Prüfungsfuß. Funktioniert wunderbar. Unterordnung lastet einen Hund geistig aus.


    Und sich zum Affen machen sollte imho die erste Lektion sein, die jeder Hundehalter lernt. Ich bin schon über Stellwände gekrabbelt um meinen Hund zu animieren und will gar nicht von anfangen, welche Geräusche ich teil´s schon so gemacht hab.. es ist halt wie mit nem Kind. Da kommt sich auch keiner dumm vor beim "gutschigutschigutschi".

    Was habt ihr denn erwartet?
    Das klingt ja, als hätte der Hund bisher immer so getan, als sei er ein Hamster und jetzt, plötzlich, das große Coming Out!


    Da hat der Hund nichts mit zu tun, das war eure Fantasiewelt, die da zerbrochen ist. Ihr habt nen Hund. Keinen Hamster. Ein Raubtier, einen Beutegreifer. Dass er es fängt und (ihr solltet froh drum sein) schnell tötet, wenn ihm Beute so vor die Flinte marschiert, ist nur logisch.