Ich muss mich da auch ganz Klar in die "Kann ich verstehen"- Reihe stellen... Ich müsste sehr verzweifelt sein, um um mich zu treten, aber mein Ton ist je nach Laune oder Begegnungen, die man an dem Tag schon hinter sich hat sicher auch nicht immer der freundlichste.
Vor 2 Jahren ist Merlin an der Wirbelsäule operiert worden. 6 Wochen absolute Schonung. Kein Springen, kein Toben und keine Hunde, die auf ihm rumhüpfen. Es bestand das Risiko, dass die ganze Prozedur umsonst gewesen wäre und nachhaltige Schäden entstanden wären.
Es kam wie es kommen musste. Am Tag nach der OP raste so ne wildgewordene, von der ausführenden Person absolut nicht kontrollierbare Fußhupe auf uns zu (so in der Größenordnung von ca 12kg würd ich sagen). Das hat auch ordentlich gescheppert! Der Hund attackierte Merlin heftig, versuchte immer wieder von der Seite oder von hinten auf ihn drauf zu springen, biss Merlin und zerbiss mir im Verlaufe des Geschehens meinen Mantel in Schulterblatthöhe am Rücken und in Bauchhöhe vorne.
Was machste da? Erklärst Du über ne Distanz von 50m in aller Ruhe, dass der Hund doch bitte mal einem ausgiebigen Abruftraining unterzogen werden sollte? Reagierst Du in einer ähnlichen Situation nicht vielleicht auch ein wenig heftiger, als es die gute Kinderstube verlangt?
Wir haben auch extrem lange und extrem hart an seiner anfänglichen Unverträglichkeit gearbeitet. Immer, wenn gerade alles gut lief, er problemlos an anderen Hunden vorbeilief, kam wieder irgendein Depp mit nem "Der-tut-nix" im Schlepptau. Man wird tatsächlich Wochen oder gar Monate zurückgeworfen in seinen Bemühungen. Und ja, wenn der Hund, der auf uns zugestürmt kam dann auch noch die Zähne fletschte und den Larry markierte, lebte der sicher auch nicht immer völlig ungefährlich. Das Problem lässt sich aber sicher nicht damit lösen, dass ich meinem Hund nen Maulkorb aufziehe und dann fröhlich dabei zuschaue, wie er bedrängt wird. Hätte ich es so gehandhabt, hätte ich heute keinen Hund, der soweit ist normal mit Artgenossen umzugehen und auch mit einigen Hunden wirklich wunderbar und ausgiebig zu spielen.
Aber mal ganz davon abgesehen, bleibt mein Hund aus einem viel wichtigeren Grund an der Leine, solange er nicht absolut zuverlässig abrufbar ist: Zu seinem eigenen Schutz!
Wenn der Hund beim kleinsten Reiz schon nicht hört - was passiert wohl, wenn ein Reh seinen Weg kreuzt? Der Hund geht hinterher - und was passiert, wenn der Jäger letzte Woche gerissenes Wild gefunden hat und meinen hinten dran kleben sieht? Er wird möglicherweise schießen - und zwar mit Recht.
Auch Straßen, Forstfahrzeuge im Wald, Traktoren auf dem Feld in der Nähe ect, ect sind für den Hund u.U. Gefahrenquellen. Ich habe die Verantwortung für ein Leben übernommen. Das heißt für mich nicht, dass ich ihm möglichst viel Freiraum ermögliche, sondern dass ich so handle, dass er zunächst einmal sicher ist. Für Auslastung muss ich dann eben so sorgen, dass diese gewährleistet bleibt, solange der Hund noch nicht so weit ist.