Hallo sheepisch
Ich verstehe Deine Sorgen und Ängste sehr gut... Es ist eben eine vollkommen neue Situation, in die man erst hineinwachsen muss - und das wirst Du auch schaffen, da bin ich sicher Wenn die Konfrontation mit Deinen Eltern erstmal geschafft ist, wird Dir sicher schon viiieeel leichter ums Herz sein.
Ich habe Merlin aus dem Tierheim geholt, sobald ich zuhause ausgezogen war. Da war ich gerade 19. Meine Fellnase war im allerbesten Rüpelalter und hatte bis dahin NUR schlechte Erfahrungen gemacht. Keine einfache Kombination, zumal er - sobald er die erste Scheu überwunden hat - starkes Dominanzverhalten an den Tag legt. (Er ist von einem älteren Herrn abgegeben worden, der wohl früher Schäferhunde hatte und ihn nach gewohnter Sitte mit Schlägen gefügig machen wollte, aber festgestellt hat, dass er das Tier nicht unter Kontrolle bekommt)
Ich hatte schon einige Hundeerfahrung und war mir deshalb absolut im Klaren darüber, was ich mir da aufbürde. Dennoch gab es in den ersten Monaten immer wieder Abende, an denen ich heulend auf dem Sofa saß, weil ich einfach nur fertig und geschafft war und mich gefragt habe, ob ich das Richtige getan habe. Merlin lernt sehr schnell und ließ sich mit ein bisschen Einfallsreichtum an neue Situationen heranführen und gewöhnte sich an die Dinge, die er im Alltag "ertragen" musste - Menschen auf der Straße, andere Hunde, Schränke, die geöffnet und geschlossen werden... Alles das löste anfangs Panik aus, die in vielen Fällen auch in auf Außenstehende extrem bedrohlich wirkendes Abwehrverhalten ausuferte. Dennoch gab es immer wieder kleinere Rückfälle, die wahnsinnig viele Nerven gekostet haben.
Eines stand jedoch nie zur Diskussion: Ihn wieder abzugeben. Er hat sich mir sehr schnell geöffnet und ich fand und finde, dass man es nicht enttäuschen darf, wenn einem ein Tier sein Vertrauen geschenkt hat. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich bereit und in der Lage ist den Bedürfnissen des neuen Mitbewohners gerecht zu werden.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man sich stets daran erinnern sollte, dass wir mit Arbeit, Kollegen, Freunden, Familie, Hobbies (...) ein erfülltes Leben haben - unser Hund hat aber nur genau das, was wir ihm ermöglichen. Das Motto habe ich mir gaaaanz groß auf die Fahne geschrieben. Normalerweise habe ich die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Wenn es doch vorkommt, dass ich mal einen Tag ins Büro muss, kommen an diesem Tag eben nur Freizeitgestaltungen in Frage, an denen Merlin teilnehmen kann und von denen auch er etwas hat. Einige Freunde hatten dafür wenig Verständnis, aber damit müssen einfach alle Beteiligten leben.
Der Gedanke, dass ein Hund in labilen Momenten helfen kann ist übrigens ganz und gar nicht verwerflich Allein das Rausgehen in die Natur an schlechten Tagen, die Bewegung, das Spielen mit dem Hund und zu sehen, wie viel Spaß er daran hat tun waaaahnsinnig gut. Die Treue und Liebe, die uns entgegengebracht werden schätzen wohl alle Hundehalter - sonst hätten wir ja Katzen ;-P
Also: Langer Rede kurzer Sinn... Ich halte es für ganz normal, dass man anfangs unsicher ist, dass man mit der einen oder anderen Situation überfordert ist und dass man zwischendurch auch mal zweifelt. Ich glaube sogar, dass die gelegentlichen Zweifel und das Überdenken der getroffenen Entscheidungen gar nicht mal so schlecht sind, denn man erkennt Fehler und nötige Veränderungen viel leichter, als wenn man alles laufen lässt und dann irgendwann feststellt, dass man in einem großen Scherbenhaufen sitzt und gar nicht weiß, wo man mit dem Aufräumen beginnen soll.
Ich wünsche Dir eine wundervolle Zeit mit Deiner kleinen Emma
LG, Nic