Moin zusammen,
bei diesem Thema geht oft einiges durcheinander. Vielleicht helfen ein paar Fakten?
Rassehunde zeichnen sich dadurch aus, dass sie genetisch verarmen. Das muss ja so sein, da man ja ein einheitliches Erscheinungsbild und auch "Wesen" haben will. Einheitlichkeit äußert sich in der Zucht aber dadurch, dass die Variabilität abnimmt und Eigenschaften homozygot vererbt werden. Zum Leidwesen der Züchter werden aber nicht nur die gewünschten Eigenschaften, sondern immer auch unerwünschte Eigenschaften vererbt, die oft unerkannt (da rezessiv) weitergegeben werden. So geht die Rassehundzucht fast zwangsläufig einher mit einer Zunahme an Erberkrankungen.
Das Gegenteil von Homozygotie ist die Heterozygotie, wenn also ein Gen in zwei Allelen vorliegt. Je mehr Merkmale heterozygot vorliegen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass ein rezessiver Erbgang zu einem Problem wird. Heterozygotie macht also nicht per se das Individuum gesünder, aber den Durchschnitt der Population.
Folgt daraus, dass Mischlinge gesünder sind? Nicht zwangsläufig. Im Prinzip können Mischlinge vom sogenannten Heterosis-Effekt profitieren, der in der Nuztier- und Pflanzenzucht oft eingesetzt wird. Dort wird das allerdings sehr geplant eingesetzt. Beim Mischlingshund fehlt da aber normalerweise jede Planung und was dabei herauskommt, kann vielleicht sogar noch kränker sein, als es die Elternrassen im Schnitt sind. Kurz gesagt: Beim Rassehund weiß man, welche Krankheiten man kriegt, beim Mischling kann es besser, aber auch schlechter sein, auch wenn es im statistischen Mittel wohl etwas besser sein dürfte.
Was ist die Lösung des Problems? Da sollte man, denke ich, noch weiter und stärker die Gedanken von Hellmuth Wachtel in die Tat umsetzen und in Richtung des Biohundes züchten. Wenn man so will, weg vom homozygoten, auf bloßes Aussehen gezüchten Showhund, hin zum gesunden, möglichst heterozygoten Rassehund. Dabei muss man sich aber klar machen, dass das nicht mehr die Rassehundzucht ist, wie sie auch heute noch von der FCI und und vom VDH propagiert wird. Hundezucht wäre kein Hobby mehr!
Zitat
Aus Hellmuth Wachtel, "Der Biohund"
Natürlich kämen solche "Biohunde" dann ganz wesentlich teurer als nach den bisherigen Regeln gezüchtete, und sie wären vermutlich, am Standard gemessen, weniger "typvoll" und einheitlich als ingezüchtete Schauhunde. Ohne Linienzucht ist die "modische" Umzüchtung kurzfristig kaum denkbar, aber das ist, kynologisch gesehen, kein Nachteil. Diese Tiere wären ja gesünder, vitaler, leistungsfähiger und langlebiger, wären also auch bezüglich Tierarzt- und "Wiederbeschaffungskosten" "rentabler" und somit wertvoller. Auch sie würden natürlich Defektgene beherbergen, aber in geringer Zahl, und je nach der Ausgangslage doch soweit dominant "überdeckt", dass sie sich nicht manifestieren könnten.
Besten Gruß,
Marco