Ich hab das hier mal in meinem Pfoto-Thread geschrieben - hilft vllt. dabei, nachzuvollziehen, was in einem Tier vorgeht, mit dem so gearbeitet wird:
"Die kurzen Stichworte dazu, was das Training über die Kooperationsbereitschaft des Tieres angeht (IBB = ich bin bereit), sind vor allem: das Tier behält die Kontrolle über die Situation und kann sie, indem es sich aus der angelernten Kooperations-Haltung (Kinntarget, Platz, Sitz, Seitenlage, etc. was man braucht und was einem so einfällt) herausbegibt, jederzeit abbrechen.
Das klingt erstmal blöd - weil eigentlich soll das Tier ja still halten und man will ja Tropfen ins Ohr, ins Auge etc. befördern.
Aber indem man das Einhalten der Position beständig lobt und markiert und in allerkleinsten Schritten auf die endgültige Aufgabe zuarbeitet und anfangs immer nur so weit geht, wie das Tier es entspannt zulassen kann, ändert man die Emotionen in solchen Momenten. Das Tier behält die Kontrolle über seinen Körper, Manipulationen, auch schmerzhafte bekommen eine andere Wertung vom Tier, es wird nicht überrascht, überrumpelt, verkackeiert, sondern weiß durch kurze Vorarbeiten, dass gleich etwas Unangenehmes kommt. Weiß aber durch das Training genauso, dass es das kurz aushalten kann und dass es dafür eine hochwertige Belohnung bekommt.
Und der Witz ist - das alles klingt viel komplizierter, als es tatsächlich ist.
In dem Moment, in dem z. B. McGyver geschnallt hat, dass ich sofort aufhöre, wenn er das IBB-Signal unterbricht (Kopf vom Bein hebt), fällt es ihm um Klassen leichter, mich beim nächsten Versuch einen Schritt weitergehen zu lassen.
Als Beispiel das Mittel gegen Ohrenentzündungen. Den ersten Durchlauf im Dezember habe ich noch mit Kopf fixieren machen müssen, das fand er zunehmend doofer und weil er dabei nicht so still gehalten hat, wie es gut gewesen wäre, war das Procedere im Endeffekt für ihn unangenehmer, als es hätte sein müssen. Diesen Durchlauf waren wir mit dem IBB schon so weit, dass er frei vor mir stehen konnte, ich in Ruhe das Ohr hochklappen konnte, mit der Lampe reinleuchten und die weiche Spitze von der Ohrentropfen-Pipette in den Gehörgang einführen konnte, ohne dass da nur ein Zucker kam oder ich mir den Kopf vom Hund sonst wohin klemmen musste.
Wenn ein Tier beim Vorbereiten auf die grad benötigte Manipulation (man markert dann kurz die einzelnen Schritte, z. B. Ohr hochklappen, Flasche nähert sich dem Ohr, Flasche berührt Ohr, Flasche wird eingeführt noch ohne zu tropfen, etc.) das IBB-Signal aufhebt, macht das nix, in dem Moment passiert in Sachen Manipulation nichts weiter - aber es wird auch nicht gelobt und es gibt keine fressbare Belohnung. Man wartet einfach einen Moment und läd den Hund wieder ein, dass IBB-Signal einzunehmen und macht dann noch mal kurz einen Schritt vor dem weiter, der zum Abbruch geführt hat. Mehr als ein- bis zweimal unterbricht das Tier beim Aufbau einer medizinischen Praxisübung das IBB-Signal nicht - Vorraussetzung ist, dass man wirklich kleinschrittig vorgeht."