Zitat
Ich finde die Worte von Andrea und Geli sehr schön - den Prozess des Sterbens wahrnehmen.
Hallo,
ich hab mich vor gefühlt 300 Seiten mit meiner 15Jahre 4 Monate alten Dackel-Mix-Omi Jenni hier eingereiht...
Als Intensivpflegekraft hab ich soviel mit Sterben zu tun, dass mir gerade jetzt bei Jenni, die einfach nur immer älter wird, mit einer großen Zahl an Altersbeschwerden, die sich aber alle irgendwie im Rahmen halten, schon oft in den Sinn gekommen ist, ob Jenni nicht vielleicht einfach ganz natürlich sterben wird...
GGf. natürlich unter begleitender Gabe von Schmerzmitteln, aber eben ansonsten die ganz normale Wanderung eines Lebewesens durch den Sterbe-Prozeß...
Ich erlebe es jeden Tag wieder, dass viele Menschen (Angehörige von Patienten) diesen ganz normalen und natürlichen Sterbeprozeß, der ungestört in vorhersagbaren Phasen abläuft, nicht aushalten können.
Wenn man danebensteht und mitfühlt, vieles erklärt, kommt es mir manchmal vor, als wäre eine meiner größten Aufgaben in der Intensivpflege, den Menschen das Sterben als einen normalen Prozeß begreiflich zu machen und ihnen zu helfen, damit sie diesen aushalten können.
Ich gehe mittlerweile so weit in meinen Gedanken, dass ich mich frage, ob beim Tier nicht manchmal zu früh und zu leicht eingeschläfert wird - wobei ich schmerhafte Zustände natürlich außen vor lasse.
Eine völlig normale Phase des Sterbens, ganz kurz vor dem endgültigen Aus beinhaltet oft noch einmal ein regelrechtes Aufbäumen des Organismus - oft auch verbunden mit Schreien oder Stöhnen, was nach den Theorien über das Sterben ein Ablösungsprozeß ist und momentan fühl ich mich hin- und hergerissen in meiner eigenen Einstellung, weil ich oft glaube, dass man anderen Lebewesen etwas nimmt, wenn sie die normalen Phasen des Sterbens nicht durchlaufen können.
Ich habe viele Menschen - und auch Tiere - sterben sehen und auf einer Intensivstation kommt es tatsächlich auch oft zu "normalen" Sterbevorgängen, die Natur hat schon so einige Vorkehrungen getroffen, dass im Rahmen eines Multiorganversagens das Sterben nicht zur Qual wird - nicht unbedingt komplett ohne jegliche Belastung durch Schmerz oder Luftnot - aber in einem Rahmen, der erträglich ist.
Man wird irgendwie nachdenklicher, wenn man versucht, die beste Lösung für so einen kleinen Hund zu finden...
Wie seht Ihr das?
Übrigens habe ich in dem Buch "Geriatrie in der naturheilkundlichen Tiermedizin" einiges an Anregungen, die mich noch nachdenklicher gemacht haben, gefunden.
LG, Chris