Beiträge von McChris

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    Wie weit soll ich das den treiben? Soll ich noch mit ihr reden? Im vorbeigehen mal streicheln, oder lieber ganz ignorieren... den ganzen Tag?


    Ich "übersetz" das mal so, dass es gleich viel freundlicher klingt - ich neige nämlich immer dazu, es uns Menschen möglichst leicht zu machen, alles richtig zu machen und da gehört "positives Denken" nun mal auch dazu....


    Im Grunde kannst DU tun und lassen, was Du möchtest.
    Wenn DIR danach ist, Kiwi zu streicheln, dann kannst Du das tun - vorrausgesetzt, Kiwi steht nicht gerade vor Dir und fordert das Streicheln ein... Wenn Du am PC sitzt und mal ne Denkpause brauchst und Kiwi liegt auf ihrem Platz, ruf sie zu Dir, streichel sie und schick sie wieder weg.


    Ähnlich ist es mit der Begrüßung - klar, kannst Du sie begrüßen aber erst, wenn Du soweit bist. Bei uns läuft das so ab, dass wir heimkommen, Hundis wuffen, wir sagen ein "Hallo Jungs" und räumen erst mal das Auto aus, ziehen uns die zivile Kleidung aus und Stallklamotten an und DANN werden die Hunde kurz gestreichelt. Also nicht, wenn die Hunde angestürmt kommen und ein Heidenspektakel machen, weil man wieder da ist - das gewöhnen sie sich recht schnell ab.


    Die Bindung zu seinem Hund stärkt man tatsächlich, indem man sich ein wenig rar macht für eine gewisse Zeit - aus der Sicht von Kiwi warst Du bisher fast immer für sie ansprechbar, wenn sie einen "Wunsch" hatte - jetzt bist Du auf einmal nicht mehr jederzeit für sie zugänglich, wenn ihr danach ist - und umso kostbarer wirst Du für sie.


    Kein Hund leidet Qualen, wenn man grad mit was Wichtigem beschäftigt ist und eine "Anfrage" (das dürfen meine) mit "Jetzt nicht" beantwortet. Dann machen sie halt was anderes. Versuch war es wert...


    Das ist ein ganz subtiles Vorgehen, um einem Hund klar zu machen, dass er nicht der Entscheidungsträger ist.
    Ein Vorgehen, dass auch unter Hunden üblich ist und das sie deshalb ausgezeichnet verstehen können.


    Und wenn man mit so völlig unspektakulären Subtilitäten anfängt, ändert sich auch genauso subtil das Verhalten des Hundes... so dezent, dass man manchmal den Übergang fast nicht mitkriegt...


    Je konsequenter (da ist es wieder, das Zauberwort...) man das tut in den ersten Tagen - Wochen, desto verständlicher ist der Übergang für Kiwi.
    Hund sind Anpassungskünstler und von ihrem ganzen Wesen her darauf eingerichtet, in einem sozialen Gefüge zu leben, in dem der Einzelne die Regeln und Grenzen kennt und sich daran orientieren kann - das gibt Sicherheit.


    Hunde fühlen sich sauwohl, wenn sie genau wissen, was sie dürfen und was nicht. Hunde, die keine Grenzen kennen, ordnen sich ihre Welt nach ihrem Gutdünken, irgendwer muss es ja machen... - und da kommt in unserer Menschenwelt nicht viel Gutes bei rum....


    Du hast hier so viele gute und wichtige Tipps gekriegt - überdenk noch mal in Ruhe, was davon für Euch in Eurer Lage wichtig ist, mach Dir einen Plan und dann - geht es los.


    Viel Erfolg!


    LG Chris

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    Mhh ich hab das Gefühl, die Frusttolleranz wird nur bei ablehnender Spielaufforderung unterschritten, das scheint ihr nur wichtig zu sein.


    Les ich auch so - aber dennoch halte ich es für absolut sinnig, das erst mal im "Kleinen" zu üben, eben an Dingen, wo es dem Hund nicht so wichtig ist...
    Wir wollen es ja dem Menschen so leicht wie möglich machen - und Änderungen, jeglicher Art fängt man am besten von unten an - nicht gleich beim größten Problem.


    LG, Chris

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    Die Beziehung muss neu gestaltet werden. Ja, weiß ich. Was ich nicht weiß, ist wie das rein praktisch gehen soll


    Hallo,
    was manchmal in derartig festgefahrenen Momenten hilft - ist alles komplett umzugestalten. Wenn du bisher mittags spazierengegangen ist - mach es jetzt morgens. Wenn möglich auch gänzlich anders als bisher - wenn Ihr die ganze Zeit durch die Haustür rein- und rausgeht, dann nehmt jetzt die Terassentür/Kellertür - alles, was irgendwie änderbar ist, neu gestalten...


    Das hat für uns Menschen den Vorteil, dass wir in der festgefahrenen Situation mit ihren "einritualisierten" Problemen nicht im "Handlungsdruck" sind - so wie Du jetzt gerade... Du könntest noch mal von vorne anfangen und von Anfang an klare Regeln aufstellen, wie DU DIR das alles vorstellst. Und uns Menschen und oft auch den Hunden fällt das einfach leichter, wenn alles "neu" ist, als sich in "alten, doofen Situationen" umzustellen. Irgendwann bist DU dann so sicher in dem, was Du willst, wie Du es durchsetzt, etc., dass Du dann auch die alte Problemsituation nachstellen kannst - und dann klappt das auf einmal.


    Das ist eine subtilere, indirekte Methode, in der man sich dem aufgetretenen Problem genau so lange nicht stellt, bis sich die neuen Handlungsweisen verfestigt haben - das soll nicht heißen, dass man komplett in ein Meideverhalten übergeht, man macht es sich einfach nur leichter.


    LG; Chris

    Bitte hör auf, Dich zu entschuldigen, wenn DU auf UNSERE Fragen antwortest....


    Meine Frage bzgl. der "Vorwarnstufen" zielte ja letzten Endes nur daraufhin ab, um zu klären, wie tief dieses Verhalten bei Josie sitzt - wenn es offensichtlich schon durch eine dumm gelaufene Prägung im Welpenalter dazu gekommen ist, in der die Welpen statt die unterschiedlichen Abstufungen in ihrer innerartlichen Kommunikation zu lernen, nur gelernt haben "immer feste druff" - dann sehe ich in Eurer Lage wirklich keine Möglichkeit, da noch in Sachen Hundetraining etwas zu machen.


    Nein, Eure Entscheidung, Josie abzugeben ist - die schwerste, die es gibt - aber in meinen Augen auch die einzig Richtige.


    Nur macht so ein Fehl-Verhalten (für das Josie nix kann) es natürlich unendlich schwieriger, einen geeigneten Platz für sie zu finden - da würde ich tatsächlich die Hilfe durch Retriever in Not in Anspruch nehmen - die haben einfach mehr Erfahrung, wie man einen solchen Hund dauerhaft auf einen tollen Platz vermittelt. Verhalten sich ihre Wurfgeschwister ähnlich?


    LG, Chris

    Hallo,
    das ist immer toll - da wird man selbst oder der Hund gründlich durchgecheckt und statt Fragen zu beantworten, werden noch mehr Fragen aufgeworfen... :( :


    Was mir noch einfällt ist, dass eine Fascialis-Parese, bzw. überhaupt Nervenläsionen auch durch eine Borrelliose ausgelöst sein können - ist da schon ein Titer bestimmt worden?


    LG und weiter *daumendrück* Chris

    Und nochwas,
    das Problem mit einer alten, dementen und tüdeligen Dackelmix-Oma habe ich auch - sie ist für unsere anderen Hunde "TABU", da gab es nur anfangs mit unserer neuen Hündin Probleme, weil die das mit dem Tabu sozusagen im Schnelldurchlauf lernen musste... Damit die Hunde-Oma nicht zu dicht am Liegeplatz der neuen Hündin vorbei konnte, haben wir Balken als "abweiser" davor gelegt - denn die Oma konnte das Warn-Brummeln nicht mehr hören... und dementsprechend nicht darauf reagieren...


    Die neue "Hündin" für ihr Brummeln maßregeln/verbal ging auch nicht - ich wollte nicht, dass sie das Brummeln als wichtiges Kommunikationsmittel für verboten hält und es wegläßt und gleich zu Stufe 2 übergeht.....deshalb eine Frage interessehalber (wobei ich aber glaube, dass es in Eurem Fall für eine andere Lösung als die entgültige Trennung zu spät ist) - nämlich ob Ihr vielleicht aus Versehen die ersten Warnsignale "brummeln", "abschnappen" bei Josie unterbunden habt und sie nun deshalb ohne Vorwarnung angreift?


    Liebe, ratlose und traurige Grüße, Chris

    Hallo Starshine,
    eine Hilfe hab ich nicht für Dich.


    Nur Mitgefühl und die Anerkennung dafür, dass Ihr alle gemeinsam versucht, eine für alle Beteiligten gute Lösung zu finden. Das ist mit das Schlimmste, was man sich als HH vorstellen kann....


    Gute Besserung für Benno.


    LG, Chris

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    Also gibts Streicheleinheiten mit dem Wasserschlauch.


    Schön, zu lesen, dass sie sich in so kurzer Zeit schon ein wenig eingewöhnt.


    Übrigens ist das Streicheln mit Gegenständen auch eine gute Möglichkeit bei sehr handscheuen (weil mißhandelten) Hunden - die streichelnde Hand können sie noch nicht aushalten, aber Streicheln mit einem Lappen oder halt einem Schlauch schon... also Doppel-Training bei Euch.


    Viel Erfolg weiterhin,
    lg, Chris

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    Man darf aber bei all diesen Dingen nicht vergessen, dass der Hund ja genauso unsere Körpersprache zu verstehen lernt, wie wir seine.
    Wir und unsere Hunde kommunizieren also sozusagen zweisprachig miteinander :)


    Das ist für mich die Kernaussage in diesem Thema. Unsere Hunde sind absolute Weltmeister in einer unglaublich facettenreichen Kommunikation über Körpersprache. Und sie lernen genauso "uns" zu lesen und ein in die Augen blicken in der Summe der restlichen Körpersprache zu interpretieren, wie wir sie ja auch irgendwann "lesen" lernen.


    Für mich ist der erste "innige" Blickkontakt mit einem noch recht neuen Hund ein Zeichen dafür, dass er meinen körpersprachlichen Dialekt langsam zu interpretieren lernt - also ein sehr gutes Zeichen.


    LG, chris

    Und jetzt noch was direkt an die Themenstarterin Susanne:


    Im Grunde ist es völlig egal, was für Regeln Du aufstellst. Aber wenn Du Regeln aufstellst, dann müssen diese in aller Konsequenz durchgezogen werden.
    Ich stelle mir gerade Deine Situation vor - mit einem Ersthund, der selbst EUCH schon anknurrt, wenn er auf dem Sofa ist, der mal runterbugsiet wird und mal nicht, dann ein Zweithund, der sich Euch gegenüber auf dem Sofa anständig benimmt, dazu der eifersüchtelnde Ersthund...


    Ich glaube, momentan herrscht bei Euch allgemeine Verwirrung - sowohl unter Euch Menschen - eben weil Ihr derzeit nicht wißt, was man eigentlich alles so an Regeln für Hunde aufstellen kann und wie man diese Regeln durchsetzt - und genauso, sogar noch viel schlimmer herrscht Verwirrung bei den Hunden...


    Da fehlt momentan "verwirrungsbedingt" der rote Faden in Eurer Hausordnung. Und das ist etwas, dass aus ganz normalen Hunden kleine Ego-Monster machen kann und wird...


    Deshalb geht Ihr Menschen erst Mal in Euch und überlegt Euch, was IHR wollt - das muss aus Hundesicht nicht gerecht oder fair sein.
    Kein Hund auf der Couch.
    Nur ein Hund auf der Couch.
    Beide Hunde auf der Couch.


    Und dann gilt ab sofort diese Regel.


    Und diese wird von EUCH ruhig, geduldig und konsequent umgesetzt.
    Bis die Hunde die neue Regel kapiert haben, wird es für eine kurze Zeit NOCH SCHLIMMER werden, als es bisher war. Und dann, wenn Ihr das genauso ruhig und konsequent durchsteht, wird es auf einmal klappen.


    Lest Euch das Buch, das ich oben genannt habe, mal durch - dort gibt es viele hilfreiche und leicht umsetzbare Tipps zur Mehrhunde-Haltung.


    Hunde sind geradezu dazu geboren, in einem sozialen Gefüge zu leben, in dem ein Rahmen von Regeln jedem Einzelnen die Sicherheit gibt, dass er weiß, was er zu tun hat.
    Diese Regeln aufzustellen, ist Menschen-Job.


    LG, Chris