Hallo,
"Ok, würde also heißen, zu mir rufen, absitzen lassen, dann die Erlaubnis geben, weiterzumachen!! Ich sehe sowie immer zu, dass sie möglichst nicht in der Nähe kleinerer Hunde spielt, aber die Kleinen kommen ja auch gucken, was da los ist! "
Ja, genau so - gut beobachten und wenn das Spiel sich zu sehr aufschaukelt, abrufen.
"Wie macht man das genau? Übrigens haben wir auch ein Leinenführigkeitsproblem, deshalb wäre "Langsam" (was wir gerade an der Leine üben) nicht das richtige Kommando. Also, ruhig, bestimmt "Easy" und dann? Vorgehaltene Hand? "
Da kopier ich Dir mal einen meiner Beiträge aus dem Angsthund-Thread hier rein - eine Übung mit Besenstielen, die man sehr gut fürs langgezogene "EEEEAAAASYYYY" nutzen kann UND die gleichzeitig das Körpergefühl des Hundes verbessert (und auch die Körpersprache des Menschen...)
Körperarbeit mit Angsthunden
Ich fange jetzt nicht bei Adam und Eva in Sachen Feldenkreis an, sondern starte mit der Feststellung, dass viele Lebewesen (Menschen oder Tiere) sich oft gar nicht ihres eigenen Körpers richtig bewußt sind. Das ist dann das "Selbstbewußtsein" im wahrsten Sinne des Wortes, im körperlichen Sinne halt. Das sind z. B. die Pferde, die immer wieder an der Boxentür hängen bleiben, weil sie die Ausmaße ihres eigenen Körpers nicht wahr nehmen. Oder eben Panik-Hunde, die schnell schnell an irgendwas vorbeischießen...
Indem man den Tieren dabei hilft, ihren Köwper bewußt wahrzunehmen, verschafft man ihnen tatsächlich auch die Möglichkeit "geistig" zu wachsen und selbstbewußter im Sinne von selbstsicher zu werden.
Dies ist mit ein Grund, warum Geschirre für Angsthunde oft die bessere Wahl sind - sie umrahmen den Körper des Hundes und vermitteln ihm ein Gefühl für sich selbst. Ähnliches wird mit den Körperbandagen simuliert.
Indem ich nun mit einem unsicheren Tier Übungen mache, die vom ganzen Ablauf her anders sind, als das, was allgemein bekannt ist, kann ich extrem positiv auf die Selbstwahrnehmung eines Tieres einwirken.
Dazu gehören die Übungen, die von Linda Tellington Jones im Buch "Tellington-Training für Hunde" sehr gut beschrieben sind. Eine davon ist das Überwältigen von "Besenstielhindernissen". Eine Übung, die ich für Hunde- und Pferdepatienten mit neurologischen Ausfällen gerne benutze.
4 - 5 Besenstiele werden zunächst flach in einem Abstand voneinander hingelegt, den der HUnd bequem bewältigen kann.
Der Hund wird in orthopädisch schlechter Haltung des Hundeführers mit dem Zeigefinger vor der Nase (weil ich das häufig mache, bringe ich den Hunden bei, einer Reitgerte statt Finger zu folgen, dann kann ich im Verlauf aufrecht gehen) angeregt, diesem Finger zu folgen und langsam (der Finger lockt und bremst gleichzeitig) die Besenstiele zu übersteigen.
Hilfreich ist es, dem Hund aktiv zu vermitteln, dass er sich die Besenstiele ruhig ansehen soll, je tiefer dr HH sich selbst in Richtung Stiel bückt, desto tiefer nimmt hund ebenfalls seine Nase. Das macht man ein paar Mal, bis der Hund das Grundprinzip verstanden hat. Dann übt man immer noch bei flach liegenden Stangen das Anhalten "mitten im Hindernis". (flache Hand + Kommando)Wenn also die Hinterfüße noch vor einer Stange stehen, über die die Vorderfüße schon drüber sind.
Auch das ein paar Mal, bis das Prinzip beim Hund sitzt.
Dann geht man dazu über, die Stangen an einer Seite höher zu legen, die Abstände zu variieren, mal eine Stange rechts hoch, die nächste links, mal zwei hintereinander hoch, dann eine etwas "schräg" zur Richtung und und und - der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Und jetzt lernt der Hund mit Hilfe der Führhand - Zeigefinger heißt voraus, flache Hand heißt Stopp - dieses skurille Hindernis Schritt für Schritt zu bewältigen. Je öfter man den Hund anhalten läßt, desto mehr hat er von der Übung. Es ist auch eine tolle Hilfe, die gegenseitige Kommunikation zu verfeinern, wenn man z. B. jedes Bein einzeln über die Stange treten läßt und dazwischen immer eine kurze Pause einfordert....
Was bewirkt das beim Hund?
Ein ungeahnt neues Körpergefühl und ein Lernen in völlig neuen Bahnen.
Während ein Hund z. B. gerade mit der Vorderpfote über eine niedrige Stange getreten ist, dann Pause macht, dann weitergehen soll, folgt für das Hinterbein erst noch eine hohe Stange - um da nicht alles umzureißen, muss hund sehr langsam und sehr bewußt agieren. Und das ist gerade für Angsthunde, die oft sehr impulsmäßig reagieren eine gute Übung zur Selbstbeherrschung - auch da wieder auf der rein körperlichen UND der geistigen Ebene.
Mit einer Schißbüxe wie Doba würde ich erst mit weniger Stangen anfangen, vielleicht sogar mit einer bloß, um Chaos bei unverhofften Impulsreaktionen zu vermeiden, sprich Stangensalat. Wenn das Halten und Weitergehen Fuß für Fuß in unterschiedlichen Höhen klappt, würd ich dann erst die Anzahl der Stangen erhöhen.
"Stimmt absolut, Lili hat nicht die leiseste Ahnung, wie groß und schwer sie ist! Wie macht man "gezielte Körperarbeit"?
Sorry, zu den vielen Fragen, aber ich will nicht, dass mal so einem kleinen was passiert! "
Die Stangenarbeit ist ja oben schon beschrieben. Was auch dazu gehört, sind Berührungen, die anders als gewohnt sind. Nicht reines Streicheln, sondern ein gezieltes Abstreichen der äußeren Körperform mit der Hand. Bis zu den Pfoten runter. Den Hund regelrecht "erden". Viel in Sachen Körpergefühl können auch Brustgeschirre helfen, weil sie den Körper des Hundes einrahmen und ihn seine Grenzen spüren lassen. Bei Agility-Hunden wird da auch mit eng anliegenden T-Shirts gearbeitet.
Sieh mal dort rein, z. B. :
https://www.dogforum.de/viewto…0&postorder=asc&&start=20
Rücksicht im sinne, wie wir Menschen es kennen, ist für einen normalen Hund erstmal ein Fremdwort. Aber sie können es tatsächlich lernen, sich Menschen und anderen Tieren gegenüber zurückzunehmen. Eine gute Voraussetzung dafür sind die Tipps, die man in "Einmal Meutechef und zurück" von Patricia McCornell nachlesen kann. Die Tipps beziehen sich darauf, in einer Mehr-Hundehaltung die Grundlagen zu schaffen, dass die Hunde geduldig und "höflich" warten lernen, bis sie an der Reihe sind. Da kann man sich auch für Deine Situation einiges rausholen.
LG, Chris