Hallo Staffy,
danke für diesen tollen Beitrag - das einzige Wort, was da nicht rein gehörte war "langweilig"...
Mich interessiert das Thema Körpersprache sehr und ich glaube sehr häufig, dass mein Interesse daran, auch bei den Hunden mehr körpersprachlich zu arbeiten, ganz entscheidend von dem Umgang mit Pferden mitgeprägt worden ist.
Zum Thema "Leine" habe ich eine ganz eigene Einstellung, was ihre Einsatzmöglichkeiten angeht und wie sie leider viel zu oft benutzt wird - nämlich als Mittel, sich nicht auf seinen Hund konzentrieren zu müssen. Und dann halt lieber dran zu ruckeln, zu ziehen oder gegenzuhalten... und sich somit einer für beide Seiten verständlichen Kommunikation zu berauben...
Weil es grad paßt, mal etwas einkopiert, was ich woanders dazu geschrieben habe - da ging es um Schnüffeln an der Leine und um die Frage, ob es angemessen ist, den HUnd einfach weiterzuziehen...
Hallo,
auf der einen Seite möchten wir erreichen, dass unser Hund an der Leine läuft, ohne zu ziehen und auf der anderen Seite wird die Leine ganz gern mal als "Hilfsmitel" benutzt, um den Hund weiterzuziehen....
Das ist ein gewisser Widerspruch, der in der Ausbildung des Hundes zu Mißverständnissen führen wird.
Stell Dir, um eine Lösung zu finden, einfach vor, die Leine wäre gar nicht da oder so dünn, dass sie beim leisesten Zug reißt...
Und versuch es anders. Mit Hilfe von Körpersprache. Anfangs auch mit Locken und Lekkerli und evtl. dem Aufbau des Kommandos "Weiter". Üb in aller ruhe in sicherem Gelände, wie Du Deinen Körper einsetzen kannst, um Richtungswechsel, Tempoänderungen zu erreichen oder ganz allgemein die Aufmerksamkeit Deines Hundes zu erlangen ...
Man kann die Leine in dem Sinne als Kommunikationsmittel benutzen, dass ein ganz leichtes Zupfen an der Leine - grad soviel, dass der Karabiner klimpert, aber ohne Zug auf Halsband oder Geschirr - genügt, um den Hund ein Signal zu geben, dass Du seine Aufmerksamkeit brauchst - z. B. für einen Richtugnswechsel oder eben um weiterzugehen...
Das ist nur eine Möglichkeit.
Andere User werden Dir sicher noch andere Möglichkeiten nennen.
Und Teil 2 dazu:
da war die Frage, wie man einen Hund vom begeisterten Schnuppern oder Aufnehmen eines vollgerotzten Taschentuches abbringen kann
Du kannst auch da Deine eigene Körpersprache einsetzen, indem Du nicht stehen bleibst, Pfui oder Nein oder Aus sagst und wartest, wie Dein Hund reagiert, sondern indem Du - je nach Wesen des Hundes! dosiert - z. B. ein, zwei Schritte auf ihn zugehst, Dich etwas hinbeugst und mit Deinem Körper den Hund (vorsichtig!) leicht zur Seite schiebst...
Und last, but not least, der 3. Teil
der sich auf eine Antwort bezog in der Art "Ach, ich hab mit dem Weiterziehen keine Probleme"
Ich glaube einfach, dass uns die Leine manchmal ganz gern in Sachen Bequemlichkeit gut in den Kram paßt...
Wenn ich die Leine nur als Kommunikationsmittel ansehe, die bei dem leisesten Zug reißt, bin ich ja gezwungen, mich viel intensiver auf den Hund zu konzentrieren, sein Tun vorauszusehen und mich ihm auf andere Art verständlich zu machen...
Und dann kann ich die Leine irgendwann für ganz leise, signalartige Kommunikation einsetzen - ein schönes Beispiel dafür ist meine alte, fast taube und fast blinde Hündin. Der kann ich mit leichtem Zupfen ohne Zug beim Spaziergang einen Richtungswechsel vermitteln - verbale Kommandos kriegt sie nicht mehr mit, sie folgt zwar dem Target-zeigefinger, ist aber ein Dackel und ich kann nicht die ganze Zeit halbgebückt neben ihr herlaufen...aber sie merkt, weil ihr Hals nicht durch jahrelangen Leinenzug abgestumpft ist, die leichteste Vibration in der Leine.... in solchen Momenten bin ich sehr froh darüber...
Es kommt einem anfangs vielleicht ungewohnt oder anstrengend vor, mehr in diese Richtung zu arbeiten, aber das Ergebnis lohnt sich...
Ich glaube, nicht umsonst haben manche HH einen ganz anderen Hund, sobald er an der Leine ist - weil sie sich zu sehr auf die Leine als Nothalt, als Zerr-Hilfsmittel und als Kommunikations-Unterdrückung verlassen...
Ich halte meine Leinen - auch wenn ich mit 4 angeleinten Hunden unterwegs bin - oft nur zwischen zwei Fingern, wenn ich nur mit einem angeleinten Hund unterwegs bin das Ende der Leine in der einen und in der Mitte der Leine auch mit zwei Fingern (wie Oma, die mit abgespreiztem Finger Tee trinkt) den anderen Teil - damit kann ich allerfeinste Signale übermitteln - allein durch das Klimpern des Karabiners... durch ganz leichte Impulse, ohne dass die Leine sich strafft, kann man so in Übungssituationen Richtungswechsel übermitteln...
Ich bin Tierphysiotherapeutin und habe größten Respekt vor dem Hals meines Hundes. Genau wie ich größten Respekt vor dem Maul meiner Pferde habe.
Bei allen meinen Hunden, aber besonders der sehr unsicheren Doba, ist es immer wieder beeindruckend, auf was für leichte Änderungen der Körperhaltung reagiert wird.
Schon beim Stehen neben Doba, macht es einen Unterschied, ob ich am ihr näheren Bein mein Gewicht auf der Ferse oder auf dem Zehenballen habe... Wenn man damit mal vorsichtig "rumspielt" und rumprobiert, das Gewicht verlagert, so minimal, dass ein danebenstehender Mensch das gar nicht bemerkt - merkt es doch der Hund... und reagiert auch dementsprechend darauf...
Und wenn man sich vorstellt, wie fein diese Signale sind und wie fein unsere Hunde darauf reagieren, erschüttert es mich immer wieder, wenn ich sehe, wie unnötig grob, gedankenlos und kontraproduktiv mit den Hunden umgegangen wird...
Ich habe eine große Freude dabei, alle Signale, die ich gebe, immer feiner und "leiser" werden zu lassen... und freue mich, wenn daraus unspektakuläre, aber doch großartige Leistungen in meinem Mensch-Hunde-Team bei herauskommen - im Idealfall sogar so, dass mein Liebster sagt "Ich versteh das nicht, Du machst doch gar nichts...."
Hach, ein Thema, über das es soviel zu lernen und zu sagen gibt...
Aber jetzt sind nochmal die Hundis dran...
LG, Chris