Hallo,
staffy - Du kannst gern mal ein wenig länger hierbleiben *kaffee rüberschieb*, denn es macht Spaß, sich mit Dir auszutauschen.
Die Sache mit den CS ist m. M. nach, wie so vieles in der Hunde- und Pferdewelt, einfach ausgeartet. Ich finds gut und richtig, sich damit zu beschäftigen, um sie erkennen zu können und ich fand es nach dem Lesen solcher Bücher unglaublich spannend, das Verhalten meiner Hunde daraufhin zu beobachten. Allerdings finde ich es nur begrenzt hilfreich, die CS nur komplett von der weiteren Körpersprache abgegrenzt zu betrachten.
Die Frage bei solchen "Erkenntnissen" ist immer, was man daraus macht...
Bei den Hunden selbst, habe ich festgestellt, dass besonders in ausgeuferten Spielsituationen unter Hunden tatsächlich auch der souveränere Hund mal beschwichtigt - wenn er zu grob war, der andere Hund seine Überforderung zum Ausdruck gebracht hat, nimmt der souveränere Hund ebenfalls mal den "Druck" weg, wendet sich halb ab, macht sich etwas kleiner - und dann kann das Spielen weitergehen...
Ähnlich, wenn es um besondere Ressourcen geht. Beim Versuch, sich einen Knochen vom anderen Hund "abzustauben" reagiert auch ein ranghoher Hund mit Abwenden des Kopfes und weggehen auf ein warnendes Knurren des eigentlich "unterlegenen" Hundes... Also durchaus auch eine Deeskalation von oben nach unten...
Deshalb sehe ich keine so grundsätzliche Einbahnstraße von unten nach oben in den Beschwichtigungssignalen. Aber eine höchstkomplexe, feine Kommunikationsweise, die von Situation zu Situation eine unglaubliche Facette an Ausdrucksmöglichkeiten hat.
Wie ich das "Kind" nun nenne, ob rein CS oder einfach Körpersprache, es gibt Situationen, in denen ich solche Signale auch bewußt einsetze - zum einen bin ich durch die Arbeit mit Pferden (und Umgang mit halbwilden Gehegetieren) sehr darauf "geimpft" auf meine eigene Körperhaltung zu achten, um dem jeweiligen Tier überhaupt genug Raum für sich zu geben und zum anderen erlebt man immer wieder, was zum Beispiel die eigene ruhige, tiefe Atmung (ob nun mit Mühe bewußt angewandt, oder weil ich sowieso entspannt bin) für Auswirkungen auf ein Lebewesen in meiner unmittelbaren Nähe haben kann...
Unbedarft die Erkenntnisse aus den CS zu übernehmen, hieße, diese bei allen Gelegenheiten, die sich ergeben, anzuwenden... Das ist nicht besonders produktiv.
Aber mit Bedacht und Hintergrund eingesetzte Körpersprache eignet sich sehr gut, um besondere Situationen zu entschärfen...um Sicherheit zu vermitteln oder auch um zu vermitteln, dass die Situation des anderen wahr genommen wurde..
Das Gähnen als Mittelding zwischen CS und dem Ausdruck der eigenen Entspannung, das Du genannt hast, ist ein sehr gutes Beispiel...
Ich habe es mittlerweile einige Male sehr bewußt eingesetzt - bei dem Besuch unseres Mannsbild-Kumpels Max z. B. und ein zwei Mal, wenn ich merkte, dass Dobas Unsicherheit in richtige Angst umkippen wollte... Jedesmal mit einer deutlichen Entspannung beim Hund. Das andere Mal, wo ich das Gähnen unbewußt, einfach weil ich müde war und Gähnen musste, war in den ersten Nächten nach unserem Umzug, als die Hunde des nachts mehrfach wegen sich verabschiedenden Kneipenbesuchern angeschlagen haben... Aus dem Bett raus, runter nachsehen, "Ach, das ist nix für uns", legt euch wieder hin, *gähn* und selbst wieder ins Bett plumpsen... und nach einigen Malen war den Hunden klar, dass diese Geräusche da draußen uns nix angehen... Da war das Gähnen nur eine Komponente von vielen, aber eine sehr hilfreiche...
Auch das "Druck wegnehmen" durch Wegdrehen meines Oberkörpers oder Wegdrehen meines Kopfes setze ich gerne bewußt ein - um dem Hund einfach genug Raum für seine Bewegung zu geben - ob nun im sinne eines CS oder ganz allgemein körpersprachlich betrachtet, ist für mich nicht so wichtig. Oder aber, ich setze meinen Körper ganz bewußt ein, um dem Hund den Raum zu nehmen... Geht ja auch andersrum...
Ich würde nie auf die Idee kommen, nur so zu agieren. Aber wenn ich es einem Tier damit leichter machen kann, zu verstehen, was ich ihm vermitteln möchte, nutze ich diese Hilfe gern mal mit.
Dennoch bin ich immer der Meinug, meine Hundis in allererster Linie auf ein Leben in einer Menschenwelt, die sich nun mal nicht an den ausgefeilten Kommunikationsmehtoden der Hunde orientiert, vorbereiten zu müssen... in dem Sinne, dass sie lernen, nicht alle (oft widersprüchlichen) Signale, die Menschen so aussenden, auf die Goldwaage zu legen... Und z. B. aushalten können, dass die allermeisten Menschen einem Hund nun mal von oben auf den Kopf streicheln müssen...
Was Herrn Hempfling angeht....nun ja, auch was, was ausgeartet ist, m. M. nach. Ein KANN (mit etwas Distanz gelesen), aber kein MUSS. Vieles sehr interessant, aber mit stutzig machenden Rückschlüssen, fand ich. Durch den Hype um sowas entwickel ich dann oft recht schnell Vorurteile, deshalb fällt es mir schwer, ihn objektiv zu sehen.
LG, Chris