Hallo nochmal Julsen und auch hallo Tatze,
das Problem, das ich dabei sehe, wenn die Hunde ihre "Rangstruktur" ausleben dürfen, ist das, dass das alles funktionieren mag, solange kein "rangniedriges" Tier dazwischen ist, das besondere, menschliche Betreuung braucht....
Ich spreche bei meinen 5 Hunden ganz bewußt von einer Mehr-Hunde-Gruppe, mit einem "Rudel" haben die Vierbeiner herzlich wenig gemeinsam - ihre Zusammenstellung erfolgte zwar durchaus bedacht, aber eben durch MICH und das hat ja mit einem natürlich gewachsenen Rudel nicht mehr viel zu tun...
Bei uns ist die 15-jährige Dackel-Mix Jenni. Sie ist schon recht alterstüdelig, zwar noch gut dabei, aber manchmal auch wackelig und am "Wandern". Sie hört fast nix mehr und sieht fast nix mehr...
Manchmal "nervt" die anderen 4 das Wandern, dann schlappt Jenni zu dicht am Liegeplatz vorbei, kann aber das warnende Brummeln nicht hören und eben nicht reagieren... Und gerade bei so einem alten Hund, der einen größeren Betreuungsanspruch hat, bin ich froh, dass ich eben die Mehrhundehaltung nicht nach der "Rangordnung" betreibe, sondern - u. a. mit Hilfe des "Meutechef und zurück"-Buches ganz klare Grenzen und Regeln aufgestellt habe, was die Hunde für sich entscheiden dürfen und wo ich großen Wert auf "Disziplin" untereinander und ruhigem, entspannten Abwarten, wenn halt mal ein anderer dran ist, lege.
Ich konnte unsere Oma für die anderen einfach für Tabu erklären.
Die anderen dürfen durchaus brummeln, wenn sie genervt sind, aber sie dürfen dem Brummeln keine Konsequenzen folgen lassen - weil Jenni sie ja nicht hören kann. Der nächste "hunde-logische" Schritt nach dem Warn-Brummeln wäre ja das "Warn-Schnappen" - Katastrophe für Jenni, für die das aus völlig heiterem Himmel käme, die es gar nicht verstehen würde und die dann wahrscheinlich zitternd vor Streß völlig neben der Kappe wäre....
Nun konnte ich die anderen Hunde natürlich auch nicht mit der Situations-Bewältigung im Stich lassen, sondern habe ihnen ein Alternativ-Verhalten vorgeschlagen - z. B. aufstehen und sich woanders hinlegen, das machen 3 der anderen und die 4. dreht sich komplett mit dem Kopf zu Wand um...
Die 4 fitten Hunde haben einiges gelernt, was Jenni angeht.
Es ist völlig selbstverständlich, dass Jenni, obwohl ihre "Rangpostion" wenn ich die HUnde einfach machen liesse, ganz unten wäre, mehr Zuwendung, mehr Lekkerlis, mehr einfach alles bekommt, eben weil sie deutlich betreuungsbedürftiger ist, als die anderen...
Die anderen Hunde haben gelernt, einen Bogen um Jenni zu laufen, zu warten, bis Jenni "vorherwackelt", wenn es durch Engpässe an Türen geht, überhaupt, sehr behutsam mit ihr umzugehen - immer mit meiner Hilfe, indem ich "Alternativen" vorgeschlagen habe, denn einfach nur etwas relativ normales im Hundeverhalten zu verbieten, geht nicht, da muss schon eine Handlungsalternative her...
Die Hunde haben gelernt, dass ICH die Entscheidung treffe, wer womit gerade dran ist. Hunde sind bequem genug veranlagt, dass sie die Verantwortung auch ganz gern abgeben - so erkläre ich mir, dass unsere Mehr-Hunde-Gruppe mit ganz klaren "Ansagen" durch uns Zweibeiner sehr harmonisch miteinander leben kann.
Ich finde es heutzutage, wo unsere Hunde alle immer älter werden und diverse Zipperlein mit sich rumschleppen, einfach nicht mehr alltagstauglich, sie nach der vermeintlichen Rangfolge zu behandeln...
Deshalb finde ich es gut und wichtig, Julsen, dass Du Dir Gedanken machst, bevor es zu Problemen kommt.
LG, Chris