Und hier der zweite Teil.... Die Teilnahme an der BGH-Prüfung...
Never change a winning team……
Nachdem Janosch und ich auf diesem Hundeplatz soviel gelernt hatten und auch tatsächlich geringfügige Fortschritte machten, kam an einem legendären Samstag unsere Ausbilderin auf die glorreiche Idee, dass auch wir endlich einmal an der Begleithund-Prüfung teilnehmen könnten (nein, sie wollte uns nicht bloß loswerden), Fakt war nämlich, dass an diesem Samstag alles lief wie geschmiert…..
Janosch kam auf das erste „Janosch. Hier.“
Janosch machte „Sitz“, wann und wo ich ihn darum bat.
„Platz“ genauso.
„Bleib.“ war eine unserer leichtesten Übungen.
„Bei Fuß“ mit Leine und in der freien Folge war durch die spanischer Schritt-Interpretation geradezu ein Genuss.
Der Hund himmelte mich während der Übungen geradezu an.
Mein Gott, hatte Janosch sich etwa in einen Schäferhund verwandelt????
Nein, keine Sorge, Janosch war Janosch geblieben. Immer für Sondereinlagen und Überraschungen gut. Und der aufmerksame Leser wird registriert haben, dass diese Perfektion sich bisher auf einen einzigen Samstag beschränkte….
Egal, ich mach mich ja gerne zum Affen!!!!
So kam es, dass Janosch und meine Wenigkeit 14 Tage später versuchten, an der Begleithund-Prüfung teilzunehmen. Der geneigte Leser möge bitte genauestens auf die Formulierungen achten….
Es regnete nämlich!!! Wochenlang strahlender Sonnenschein und ausgerechnet an so einem geschichtsträchtigen Tag Regen…. Mir schwante Böses.
Gnädiger Nebel überdeckt einen großen Teil meiner Erinnerungen an diesen Tag, so dass ich mittlerweile schon gar nicht mehr weiß, welche Übung in welcher Reihenfolge schiefgelaufen ist. Regelmäßige Hundesportler mögen mir also verzeihen, wenn ich das ein oder andere durcheinander bringe….
Egal, ich fang einfach an.
Die Gruppenübungen gingen ja so leidlich. Wir marschierten alle in einem imaginären Rechteck um die Wette und die Hunde gingen im freien Fuß. Die meisten Hunde sind hart im Nehmen und stören sich nicht weiter an dem Kommando-Ton und den bösartigen scharfen Endungen der meisten Kommandos. Aber, wie wir ja alle wissen: Podencos sind sensibel, sehr.
Deshalb hatten Janosch und ich uns auf folgenden modus operandi geeinigt: Ich schlage ihm höflich vor, dass er jetzt ein „feines Füsschen“ macht und wiederhole diesen Vorschlag dann in regelmäßigen Abständen, sprich, etwa alle 20 Sekunden. Dabei musste ich bloß noch in ebenso regelmäßigen Abständen bedeutungsvoll auf den Oberschenkel (meinen) klopfen, in etwas kürzeren Abständen mit der Lekkerli-Raschel-Tüte in der Brusttasche rascheln und ab und an ein kleines „Quietsch“ ertönen lassen, um die Aufmerksamkeit des Hundes bei mir zu behalten. Also eigentlich gar kein Problem.
Aber: Irgendwelche merkwürdigen Leute haben für derartige Prüfungen seltsame Regeln erfunden:
Man darf das Kommando bloß ein einziges Mal sagen.
Man darf während der Prüfung weder materielle Belohnungen (=Lekkerlis) verteilen, schon gar keine ganzen Fleischwürste und auf gar keinen Fall Plüsch-Schweine mit sich tragen und auch noch damit quietschen.
Es ist auch bei Todesstrafe verboten, die linke Hand in für Hunde wohlriechende Substanzen zu tunken und damit in Prüfungs-Notfällen aller Art vor der Hunde-Nase herumzufuchteln.
Die Sache mit den Handtüchern für „Sitz“ und „Platz“ bei nassem Boden war so explizit nicht ausformuliert….
Und, was ich persönlich wirklich völlig bescheuert finde, man darf den Hund auch nicht loben!!!
Nicht nur Podencos und ihre Leute haben ihre Probleme mit solchen Prüfungsregeln und so kam es, dass an diesem Tag der gefragteste Duft bei den Mädels „Meat Loaf“ vom gleichnamigen Sänger war, die Herren der Schöpfung bevorzugten „Sausage men“. Komischerweise hatten alle auf der linken Seite ausgebeulte Hosentaschen und manchen hing aus der Brusttasche bedeutungsvoll der Strick vom Belohnungsspielzeug der Hunde.
Bei mir war auch die rechte Hosentasche ausgebeult, da klemmte nämlich der niedliche, kleine Quietsch-Löwe, den ich einige Tage zuvor aus einem Kinderwagen gerettet hatte.
Es geht auch das Gerücht um, dass die letzten Treffen vor solchen Prüfungen lediglich dazu dienen, die Fähigkeiten als Bauchredner zu vervollkommnen…..
Aber sei`s drum: In der Liebe und in Hundeprüfungen ist alles erlaubt. Alles….
Wir liefen also immer noch mehr oder weniger geordnet im Rechteck durch die Gegend und die Hunde folgten frei bei Fuß. Oh, ja, auch Janosch. Ich zischte ihm in regelmäßigen Abständen ein „feines Füßchen“ durch den linken Mundwinkel zu und brachte hier und da auch ein leises „Quietsch“ unter. Ab und zu erschlug ich eine Mücke auf meinem linken Oberschenkel oder kratzte mich mit der linken Hand am rechten Ohr, wobei ich leider gegen die Lekkerli-Raschel-Tüte stieß….
Dann kam das Gruppen-Platz-und-Bleib. Wir legten also wie geheißen unsere Hunde in wohlbedachtem Abstand voneinander ins „Platz“ und Janosch, dieser Traumhund, legte sich ohne größere Diskussion und ohne Handtuch auf das nasse Gras!!! Ich liebte diesen Hund! Wir tauschten einen Blick tiefsten Einverständnisses und ich sah in Janosch`s Augen die Enttäuschung: Kein Lob!!! Recht hatte er, das geht so nicht!!!! Ich knuddelte ihn also kurz und sagte laut und deutlich „Fein.“ zu ihm.
Dann mussten wir uns umdrehen und uns forschen Schrittes von den Hunden entfernen und hinter einer Ecke außer Sicht gehen….
Ich hörte das Raunen der Menge. Ja, ich war auch stolz auf diesen Hund! Wahrscheinlich bewunderten sie gerade die Eleganz mit der Janosch das „Platz und Bleib“ ausführte. Ab und zu kam ein Kichern auf. Gelegentlich ertönten Lachsalven….
Ich und die anderen 5 Teilnehmer hielten es vor Spannung nicht mehr aus und so lugten wir – illegalerweise, klar – durch die Hecke und sahen
- einen sich genüsslich putzenden Podenco………
....einen sich genüsslich putzenden Podenco unter der Schrägwand (es regnete!!!!)……
Aber: er war im Platz, ich schwör`s…..
Wir wurden zurückgeholt und sollten die Hunde abrufen….
Ich rief also pflichtschuldigst „Janosch. Hier“ und während alle anderen Hunde ungeachtet des Wetters eifrig zu ihren Leuten rannten, stand Janosch zwar brav auf, machte auch ein, zwei Schritte nach vorne, nur um festzustellen, dass es immer noch regnet und sich wieder unter das schützende Dach zurückzuziehen…..
Ich sah mit einem verlegenen Grinsen zu den Prüfern herüber, aber nein, die Aufforderung, jetzt bitte sofort den Platz zu verlassen, kam nicht…. Ganz im Gegenteil, einer der Prüfer nickte mir freundlich zu, mit einer Geste, die nur eines bedeuten konnte: „Versuchs noch mal!“
Egal, es war sowieso gelaufen…
Also zog ich das volle Programm durch….
„Jaaaaannnooooosch. Hiiiiiieeeeeer.“ (helle, glockenreine Frauenstimme, das „Hier“ in der Klangebene leicht anmoduliert…..)
„raschel“ und „quietsch, quietsch, quiiiiieeeetsch“ (Wedeln mit der Lekkerli-Raschel-Tüte und dem Plüsch-Löwen)
„Trab, trab, trab…“ (Wegsprinten der Hundeführerin)
dann „Brrööööööööötcheeeeen“ mit einer hellen, jubilierenden Stimme, geradezu gesungen, am Ende im Ton leicht ansteigend…..
Und noch während ich mich umdrehte, hörte ich es schon:
Galoppel, galoppel, galoppel….
Janosch kommt, er kommt, ER KOMMT !!!
Er war da (und fünf andere Hunde auch, aber war das mein Problem?)
Ich knuddelte ihn, was das Zeug hielt, lobte ihn in den höchsten Tönen „Feiner Hund!“, hopste vor Begeisterung auf der Stelle und rief freudestrahlend in Richtung Prüfer „Haben Sie das gesehen????“
Alle Hunde bekamen ein Lekkerli.
Wir waren immer noch dabei…
Es folgten die Einzelübungen. Sicherheitshalber wurden Janosch und ich als letzte eingeteilt und so warteten wir, gemütlich unter der Schrägwand zusammengekuschelt, ich eine rauchend (wahrscheinlich auch verboten…) und Janosch eine halbe Fleischwurst zu sich nehmend, ganz manierlich kleine Stückchen abreißend und dann genüsslich kauend (mit Sicherheit verboten, aber hey, w i r waren das….).
Noch sicherheitshalberer durften erst mal alle anderen alle Einzelübungen durchführen und obwohl es fünf völlig verschiedene Mensch-Hunde-Teams waren, sahen sich die Ausführungen erschreckend ähnlich. Die Hunde taten alles, was die Menschen verlangten. Die Menschen stapften ohne jedes Leuchten in den Augen und ohne ein Lächeln im Prüfungsring umher, ließen ihre Hunde während des Gehens „Sitz“ machen und so blieben die armen Vierbeiner im strömenden Regen zurück…
Wir waren dran und es schüttete geradezu….
Schützend hüllte ich Janosch in meine Hundeplatz-Weste, rettete noch schnell den Rest der Fleischwurst und stopfte ihn in meine hintere, rechte Hosentasche und los ging`s….
Für das Einzel-Übungs-Sitz-und-Bleib legte ich fürsorglich ein Handtuch für Janosch hin (doppelt gefaltet, denn mittlerweile regnete es sehr stark…) und dementsprechend klappte es hervorragend. Janosch saß da, versuchte, den Kopf auch irgendwie unter die Hundeweste zu bekommen und als das nicht gelang, stand er auf, schüttelte sich, sah sich um und erblickte die Prüfer!
Die standen da und drängten sich unter einem Regenschirm zusammen…..
Aber: Platz ist in der kleinsten Hütte und somit war es überhaupt kein Problem für Janosch, sich noch irgendwie mit dazuzuquetschen und während er noch wie eine Katze an den Beinen der Prüfer entlang strich, was weniger mit dem riesigen Drang nach Zärtlichkeit zu tun hatte, als viel mehr mit der Frage „wie bekommt Hund sich am schnellsten wieder trocken…., wurde ich – immer noch freundlich nickend (es sollte verboten werden, dass Prüfer sich mit irgendwelchen stimmungsaufhellenden Drogen zuschütten….) gebeten, meinen Hund abzurufen…..
Ratlos sah ich mich um. Und sah die Lösung…..
Ein Doppelschirm!!!! Meine Güte, da hätte ich auch selbst drauf kommen können….
Das Paar sträubte sich etwas und verbrachte die nächste halbe Stunde geknebelt und mit der Hundeleine an den Begrenzungszaun gefesselt und zugegeben, etwas nass….
Egal, jetzt hatte i c h den Doppelschirm (dafür keine Leine mehr), fröhlich winkte ich den Prüfern zu, bat um Entschuldigung wegen der kurzen Verzögerung und rief „Janosch. Hier.“ Und wie der Blitz kam Janosch auf mich und den Schirm und das einzige noch trockene Handtuch zugerast, wurde schnellstens abgetrocknet, bekam die halbe Fleischwurst und sah mir dann eifrig wedelnd zu, wie ich vor Freude und Begeisterung auf der Stelle hüpfte, stolz den Schirm schwenkte und völlig fassungslos immer wieder rief „Er ist da, habt Ihr das gesehen, er ist gekommen, einfach so. HURRA!!“….
Souverän beendeten wir die restlichen Übungen und wenn man den Griff vom Schirm etwas verbiegt, kann man ihn auch in den weichen Boden rammen, so dass auch das „Sitz“ aus dem flotten Gehen heraus kein großes Problem war – ich ließ Janosch kurz unter der Schrägwand warten, rammte den Schirm in den Boden, legte das Handtuch drunter und jedes Mal, wenn wir zufällig am Schirm vorbeisprinteten, brauchte ich bloß „Sitzchen“ zu flüstern und Janosch pflanzte seinen Edel-Hintern unter den Schirm und sah mir fröhlich wedelnd dabei zu, wie ich weiter durch den strömenden Regen hetzte….
Die anderen bekamen nichtssagende Zettel in die Hand gedrückt, während Janosch und ich einen kleinen Pokal bekamen. Für die Teilnahme an der BGH außerhalb der Wertung, unter Anerkennung der besonderen Leistung…. Auf dem Pokal war ein teilnahmslos blickender Schäferhund zu sehen. Meinem Hund aber blitzte das Lachen aus den Augen!
Laßt fröhliche Menschen und Tiere um mich sein, alles andere ist egal….
Alle zusammen feierten wir noch den Rest des Nachmittages unsere individuell errungenen Siege und wie wir ja alle wissen: Die wahren Helden sind die, die auch unmöglich erscheinende Aufgaben in Angriff nehmen….
Zwei Wochen später machten Sidney und ich mal eben schnell die Begleithund-Prüfung…..
Bei Ares habe ich darauf verzichtet. Doggen kleben einem sowieso am Bein….
Jeder so, wie kann!!!!
LG, Chris