Das ist eine gute Idee!
Beiträge von McChris
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Hallo,
ich für mich würde eine Meldung beim OA davon abhängig machen, WIE die andere HH letzten Endes auf diesen Vorfall reagiert hat. Auf Hören-Sagen von anderen verlasse ich mich da sehr ungern "soll schon öfters gebissen haben", da brodelt oft die Gerüchteküche.Wenn die andere HH ihre Konsequenzen daraus zieht, ihren Hund anleint, ggf. einen Maulkorb aufsetzt (dem Hund jetzt
) und dafür sorgt, dass so etwas nicht mehr passiet, wäre für mich die Geschichte erledigt. Die TA-Kosten sind erstattet und ob der Hund angemeldet ist oder nicht, wäre mir persönlich schnurz.
Wenn die HH mit ihrem Hund aber unbelehrbar weiter ihr "Unwesen" treibt, würde ich - was ich allerdings sofort getan hätte, erst das Gespräch mit ihr suchen und dann erst bei bestehender Uneinsichtigkeit das OA einschalten.
Man will keinem was Böses, aber bei Uneinsichtigkeit hört für mich der Spaß auf.
LG, Chris
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Meistens hat er das nach der Aufnahme von Trockendem Futter.
Hallo Jacky,
genau so (auch die bildliche Beschreibung des Röchelns) war das bei meinem Podenco-Rüden lange Zeit auch. Wir hatten schon einige TA-Besuche mit einiger Diagnostik (ohne Ergebnis) hinter uns, bis wir feststellten, dass das Röcheln nicht mehr auftritt, sobald der Hund sein Trockenfutter angefeuchtet bekommt (direkt vorm Fressen, also gar nicht groß eingeweicht und auch nicht triefend naß). Seitdem ist das Röcheln nie wieder aufgetreten (ausser wir haben anfangs, ehe es bei uns "saß", mal das Anfeuchten vergessen, da war es prompt wieder da...) Unser Janosch frißt recht normal, ohne zu schlingen.LG, Chris
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Hallo Apollo,
Ich antworte jetzt mal immer in kurzen Abständen abschnittsweise.
Vorweg erstmal - für jemanden, der sich als Hundeneuling bezeichnet, machst Du Dir sehr viele Gedanken und vor allem die richtigen Gedanken. Ich glaube, dass Du da "ein Händchen für hast" und dass Hermes richtig Glück damit hatte, bei Dir gelandet zu sein.Der "normale" Ablauf für einen Welpen ist ja in erster Linie ein Leben zwischen geborgenem Schlafen, Futter, Spielen mit den Geschwistern und der Mutter und kleinen, aufregenden Ausflügen an der Seite der Mutter, die Sicherheit vermittelt und die Umgebung quasi im Auge behält... Dieses Urvertrauen, dass da wer ist, der aufpaßt, müssen wir Menschen versuchen, nachzuahmen... Und das ist manchmal schwieriger, als man denkt, denn wir Menschen "ticken" in Sachen Umgang mit Angst völlig anders als Hunde...
Die Frage, die man sich vorweg stellen muss, ist einmal die, wofür Angst überhaupt gut ist und dann die, wie ich als Mensch dem Hundekind Sicherheit vermitteln kann.
Den normalen Level, auf dem ein Hundekind seine Umwelt entdeckt, würde ich jetzt einfach mal als mißtrauische, aber neugierige Vorsicht bezeichnen - das sind dann die Momente, wo ein Welpe sich auf Umwegen, einem unbekannten Ojekt nähert, es anstupst, einen Satz zurückmacht, wieder vor geht und allmählich immer mutiger wird... Das ist sinnvolles und normales Lernverhalten, denn "unvorsichtiges" Draufgängertum kann zu bitteren bis tödlichen Lebenserfahrungen führen.
Ein extrem unsicherer bis ängstlicher Welpe, hat nie lernen dürfen, wie man sich so einem unbekannten Objekt "sinnvoll" annähern kann - solch ein Welpe will nur eines, wenn er etwas neues sieht, nämlich abhauen. Und zwar abhauen unter Ausschüttung von Angsthormonen - die, die bei Hermes vermutlich für ein dauerhaft recht hohes Streßlevel sorgen. Angsthormone haben theoretisch einen sinnvollen Zweck, sie ermöglichen dem Welpen die extremen körperlichen Anstrengungen, die eine Flucht vor einem Angreifer erst möglich machen... Aber die wirkliche Flucht kann Hermes nicht ausleben (brauch er ja auch gar nicht, später mehr dazu), was dazu führt, dass sich ein gewisser Fluchthormon-Spiegel im Blut breit macht und dort auch nicht mehr verschwindet.... Das entwickelt sich zum Teufelskreis, denn vollgepumpt mit Fluchthormonen reagiert er beim nächsten Aufeinandertreffen mit einem Angstauslöser noch bereitwilliger mit Flucht und das Ganze führt ebenfalls dazu, dass er sich nicht mehr wirklich entspannen kann und fast immer unter einem recht hohen Streßpegel läuft....
Um diesen Streßlevel runterzufahren, solltest Du einen Versuch starten, mögliche Angstauslöser für eine kleine Weile auf ein Minimum herunterzufahren, das heißt tatsächlich vielleicht z. B. erst mal wieder nur im vertrauten Olivenhain-Terrain unterwegs zu sein und gezielt die Entspannungsmöglichkeiten für Hermes zu fördern. Dazu gehört auch das Kuscheln im Bett oder auf der Couch - denn dort sind auch wir Menschen am entspanntesten....
Versuch, Situationen daheim zu vermeiden, in denen sich Hermes bisher einfach verzogen hat.... Staubsaugen, z. B. Dieses Ungetüm ist auch für einen normalen Welpen schon eine große Herausforderung, für Hermes nun erst recht.... Saug Staub, wenn die Hunde draußen, oder mindestens mal kurz im Nebenzimmer sind... Und nähere Dich mit Hermes dem "stillen" Staubsauger, der dann halt mal eine Zeit lang erst mal a weng im Weg rumsteht, anfangs erst wie zufällig beim Spielen...dann stellst Du ihn auch wie zufällig beim Spielen mal ein wenig zur Seite, irgendwann nimmst Du mal das Saugrohr und fuhrwerkst ein wenig damit rum - also in ganz kleinen Minischritten.... Hermes sollte sich zwar ein wenig aus der "Gefahrenzone" bringen dürfen, aber sich nicht komplett dem Geschehen entziehen dürfen....Im Grunde simulierst Du die mißtrauisch-vorsichtige Annäherung und steigerst in kleinen Mini-Schritten die Anforderungen... Dabei einen fröhlichen Ton als Stimmlage und auf gar keinen Fall !!! beruhigend auf Hermes einreden.... Beruhigen wollen ist menschliches Verhalten, das der Hund nicht verstehen kann - ein HUnd versteht Trösten und Beruhigen nur als "Du hast völlig Recht damit, vor diesem Ding Angst zu haben, weiter so!" und das wollen wir ja auf gar keinen Fall....
Indem DU fröhlich und sorglos mit dem Staubsauger umgehst (der immer noch still ist!), machst Du Hermes vor, dass das alles völlig in Ordnung ist.....
Wenn es dann daran geht - sobald Hermes den Staubsauger als "der ist halt da und steht da rum, manchmal bewegt er sich auch, ja und?" kennen gelernt hat - den Staubsauger auch einmal einzuschalten, kommt eine neue Komponente im Umgang mit Ängsten ins Spiel - nämlich die Wohlfühldistanz... Das könnte man z. B. folgendermaßen angehen - Du sitzt mit Hermes auf der Couch und kuschelst.... Dein Freund holt sich den Staubsauger, das darf Hermes ruhig mitkriegen, geht ins Nebenzimmer, macht den Staubsauger an (wenn er schon mal dabei ist, darf er auch ruhig ein wenig saugen
) und Du hast - je nach Reaktion von Hermes - die Wahl zwischen einfach weiterkuscheln und staubsaugen "schön" kuscheln, oder, wenn Hermes doch zusammenzuckt und erstarrt, ganz betont zur Tür zum Nebenzimmer zu kucken und in wegwerfenden Tonfall irgendwas zu sagen - Du könntest "Reibeplätzchen" sagen, Hermes versteht es ja eh nicht, aber für uns Menschen ist es hilfreich, dann auch einen "passenden" Satz zu sagen, weil dann der Tonfall automatisch stimmt, hier sinngemäß (wegwerfender tonfall): "Ach, das ist bloß der Staubsauger, los weiterknuddeln" und dann knuddeln, was das Zeug hält....
Der weitere Aufbau wäre dann so möglich, dass Dein Freund staubsaugenderweise mal in der Tür zu sehen ist, mal leicht die Türschwelle übersaugt und sich allmählich nähert.... Bis er mit einem kleinen Abstand um Euch rum staub saugen kann (Dein Freund wird die liebe Chris sehr mögen, die ihn gerade zum Haushaltsbeauftragten ernannt hat
)
Das liest sich jetzt ungeheuer langwierig - aber tatsächlich ist es so, dass die Grundlagen bei jedem Angstobjekt ja dieselben sind. Heißt, mit jedem Angstobjekt, dem Ihr Euch gemeinsam so oder ähnlich nähert, verringern sich die Zeiten zwischen den einzelnen Schritten und irgendwann genügt es dann, beim zurückweichenden Hund zu sagen "Ach, das ist nix, komm weiter"...
Wenn Hermes sich bei all diesen kleinen Übungsschritten mal (manchmal nur versehentlich beim spielen) dem "Objekt des Grauens" nähert, sofort ein freudiges "Fein" an den Welpen bringen....
Jezt ist das schon wieder so verflixt viel geworden....
Mehr später,LG, Chris
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Hallo Tina,
mit der Entwicklung zum normalen Hund meinte ich auch nicht unbedingt, dass jetzt alles besser ist...Ich meinte das mehr so in die Richtung, dass jetzt allmählich die ersten Ansätze von "Weg vom Angsthund" hin zum normalen Chaos zu sehen sind, die ausbildungstechnisch natürlich auch ihre Probleme bereiten.... Eben und auch besonders bemerkbar daran, dass jetzt die Phase der Austestung beginnt, dass Kommandos "überhört" werden und man sich fragt, WAS man eigentlich die ganze Zeit geübt hat.... Wenn die Angst sich bessert, dann ist dann ja trotzdem noch das Problem der schlechten sozialisierung, aber Du bist in der Lage, da etwas anders ran zu gehen, als mit einem Hund, bei dem die Angst noch absolut im vordergrund steht....
Was sich da alles bei Nala bessert, ihre neu gewonnene Selbstsicherheit, auch mal auf eigene Pfote was zu untersuchen und Dich dann mit ihrem albernen Rumgespringe Marke "Ich habs geschafft, ich kanns" mit einzubeziehen, spricht in meinen augen eher für den Erfolg Deiner Arbeit als für die Bachblüten...
Ich grabsch mal den Pessimismus weg und sag noch mal: Ich finde, Ihr zwei habt einen verflixt großen Fortschritt gemacht.
Weiter so!
Liebe Grüße,
Chris -
*meldung mach*
Es dampft schon!
Wobei ich zugeben muss, als unterste Lage Stroh-Mist von den Pferden reingepackt zu haben....
LG, Chris
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Hallo,
eine kreative Lösung!Wir benutzen eine Ferkel-Rotlichtlampe, die über dem Platz hängt.
Liebe Grüße, Chris
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Hallo,
ja, das ist wirklich verzwickt...Bei normalen "Warengeschäften" gibt es doch immer den Zusatz "Ware bleibt bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum der Shell-AG" (oder so...)
Aber letzten Endes wirst Du hier wohl nur Antworten nach dem "Hätte-Würde-Könnte"-Prinzip bekommen. Wirklich helfen, kann Dir nur Dein Anwalt.
Ich drück dir die Daumen, dass Du eine Lösung findest und finde es toll, dass Du Dich weiter für die beiden Mädels verantwortlich fühlst.
LG, Chris
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Und gleich nochmal - schön, dass man jetzt neuerdings auf seine eigenen Beiträge antworten kann - dann muss man nicht aufs Schubsen warten...
@ Tina
Mir fallen spontan drei Möglichkeiten ein, warum Nala sich jetzt so verhält.Die erste hat Judith schon angesprochen.....Nämlich die Frage nach der Läufigkeit...
Die zweite, die ich tendentiell gerade auch bei Doba beobachte - die Entwicklung zum "normalen" Hund... Indem wir soviel an den Ängsten unserer Hunde arbeiten, geben wir ihnen ja auch die Möglichkeit selbständiger und selbstsicherer zu werden.... Und wenn Hund dann plötzlich (bei Doba kamen einige Durchbrüche wirklich regelrecht über Nacht) das Selbstvertrauen hat, auch mal eine eigene Meinung zu haben und nicht mehr nur ängstlich an unseren Schuhen zu kleben, kann sich das in "Bohnen in den Ohren" äußern.... Bei Doba hab ich mich - so blöd das klingt, gefreut, als sie das erste Mal auf ein HIER nicht gekommen ist. Eben als Zeichen des neu erwachten Selbstvertrauens..... Das Wiedererarbeiten des HIER mit einem Hund, der vorher mehr aus Verlustangst gehört hat, denn aus dem grundsätzlichen Hören, dauert aber nicht so lange, wie komplett neu anzufangen.... Nach dem einen Mal hatte Doba erst mal keine Gelegenheit mehr, NICHT zu hören, wir haben das HIER nochmal neu aufgebaut und dann ging das wieder, allerdings eben aus einer anderen Motivation als der bisherigen Verlustangst.
Die dritte Möglichkeit, die aber im Grunde nur eine Variante der zweiten ist, wäre, dass Nala so ihre neuen Erfahrungen "abreagiert" - wenn sie bisher mehr so Augen zu und durch gelebt hat und nun mit Hilfe der Bachblüten und vor allem Deiner Unterstützung gelernt hat, sich mit all diesen Ängsten auseinanderzusetzen, braucht es auch ein Ventil, um die Hummeln, die dabei entstehen, auch rauszulassen.... Bei Doba äußerte sich das phasenweise in einem absoluten Clown-Verhalten....
Ich glaube einfach, dass Ihr beide einen Riesenschritt in Richtung Normalität gemacht habt.
Liebe Grüße, Chris
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Zitat
Sehr schöne Idee, dieses Thema hier aufzumachen ...
Ich lebe in Griechenland und habe zwei Hunde von der Straße geholt. Mit meiner großen Apollonia (8 Monate) gibt es so gut wie keine Probleme. Sie ist sehr lebhaft, neugierig, gelehrig, aufmerksam und will immer gefallen.
Das ganze Gegenteil ist mein kleiner Hermes (4 Monate). Er war nicht mal vier Wochen alt als ich ihn fand. Er sprang mir vors Auto, lief völlig konfus auf der Straße umher und war in einem erbärmlichen Zustand. Wir vermuten, dass er ziemlich schnell nach der Geburt von seiner Mutter weg genommen und ausgesetzt wurde. Hier ist es ja üblich, dass man ungewollte Welpen direkt nach der Geburt in eine Plastiktüte packt und sie in den Müll wirft. Vielleicht war er so einer ...
Hallo Apollo,
erstmal herzlich Willkommen hier! Und dann meinen Respekt und ein dickes Danke dafür, dass Du Dich der beiden angenommen hast. Gleich zwei Junghunde in nur geringem Altersunterschied voneinander ist eine große Aufgabe, die Du vor Dir hast, besonders mit Hermes Vorgeschichte. Aber laß Dich davon nicht entmutigen, sondern eher anspornen.Ich bin leider überhaupt nicht hundeerfahren und muss jetzt nicht nur lernen, mich grundsätzlich ins Verhalten eines Hundes einzudenken, sondern auch noch in das eines Problemhundes.
Lies einfach alles, was Du in die Finger kriegen kannst, über die "normale" Entwicklung eines Welpen, über Prägephasen bei Welpen, über die "normale" Entwicklung eines Junghundes, über das Üben des Alleine bleibens, etc. - nur eben immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass Dein Hermes eben ein besonderer Welpe ist....Er braucht Dich, um all seiner Unsicherheiten und Ängste Herr zu werden... Er hat in der kurzen Zeit seines bisherigen Lebens schon das Urvertrauen verloren - das Urvertrauen in das Leben an sich und ihm fehlt die ganz normale, unverwüstliche Einstellung eines Welpen "Ich bin da, wo ist die Äktschn?"
Was ich an meinem Kleinen beobachte:
- Angst, ganz großes Thema, alles was neu ist wird mit eingeklemmtem Schwänzlein beäugt und wenns geht, läuft er weg. Er wimmert auch und wehrt sich z.B. fremde Wohnungen zu betreten oder generell Orte, die er nicht kennt. Entsprechend schreckhaft ist er. Er hat Angst vor fremden Menschen, Autos, Mofas, Fahrrädern, anderen Hunden, Katzen, unbekannten Geräuschen, Staubsauger, Klospülung, Dusche, quasi alles
In einem gewissen Ausmaß ist es erst mal völlig normal, dass ein Welpe sich in der ersten Zeit nicht aus der heimischen Höhle "wagt" - das hat mit der Entwicklungsgeschichte der Hunde zu tun, die Höhle bedeutet Sicherheit und wenn die Hundemama nicht da ist, sollte kein neugieriger Welpe die Nase nach draußen strecken, um Opfer eines Feindes zu werden...Aber im Laufe der Zeit dehnt sich der Aktionsradius der Welpen allmählich aus, sie fangen an, ihre Umgebung zu erkunden und das versuchen wir Hundehalter mit den Übungen in der Prägungsphase nachzuahmen....
... Ich versuche nun, ihn den Dingen auszusetzen, dass er sich vielleicht dran gewöhnt.
Das ist ein völlig richtiger Ansatz, dessen Erfolg aber davon abhängig sein kann, WIE man vorgeht - vielleicht schreibst Du da noch mal ein wenig mehr zu. Wie Du Hermes an unbekannte Objekte heranführst, wie Du Euren Aktionsradius vergrößerst und welche Voraussetzungen bei Dir daheim da sind (Gaarten oder nicht, Stadt, Land, etc)
- Ich denke er hat Alpträume. Er schläft schlecht, bis er eingeschlafen ist, muss er sich mindestens 7 oder 8 mal drehen, er schreckt bei jeder Kleinigkeit hoch.
Dass auch Hunde ihre Erlebnisse des Tages im Traum verarbeiten, ist völlig normal. Was nicht schön ist, ist, dass er sich auch daheim nicht wirklich entspannen kann - das wäre für mich der erste Punkt, an dem ich ansetzen würde. Später dazu noch mehr.
- Er ist völlig hektisch und nervös.
Momentan ist Hermes wohl hoffnungslos überfordert. Überall prasseln Dinge auf ihn ein, vor denen er Angst hat und er hat noch nie lernen können, sich völlig zu entspannen. Momentan lebt er in einem enormen Streßpegel, steht unter Daueranspannung. Das gehört mit zu Deinem ersten Auftrag. Später mehr.- Wenn er sich weh tut, rastet er total aus. Ich werte das zumindest als Panikattacke. Ich bin ihm mal aus versehen auf die Pfote getreten. Er hat geschrien, als würde er gleich sterben, ich dachte ich habe dem armen Tier das Beinchen gebrochen, so laut hat der geschrien. Nach 10 Minuten lief er aber wieder als wäre nie was gewesen.
Da kommt zu dem eh schon hohen Anspannungspegel noch der kurze (nicht mal unbedingt heftige) Schmerz dazu - die Hormone, die bei Schmerzen ausgeschüttet werden, ähneln denen, die in Gefahrensituationen ausgeschüttet werden - Hermes befindet sich dauerhaft in einem hohen Streßlevel und wenn dann noch was dazu kommt, in Form von Schmerzen, dann läuft das Faß über und es ist endgültig zu viel... Das laute Schreien ist eine Möglichkeit, diesen extrem hohen Streßhormon-Spiegel etwas abzubauen - ebenso, wie es körperliche Bewegung im sinne von Flucht wäre.... Schmerz kann und sollte in dem Alter in erster Linie eine sinnvolle Lernerfahrung sein, wie z. B. "wenn ich beim spielen zu sehr zwicke, zwickt der andere zurück", aber für Hermes kleinen Organismus ist es einfach nur noch ein Streßfaktor mehr...
- Verlustangst. Wenn ich mit der großen alleine spazieren gehe, ist der Supergau. Ich höre ihn dann noch in ca. einem Kilometer Entfernung schreien. Wenn die Große nicht da ist, aber ich schon, dann wird er nur unsicher und extrem ängstlich. Wenn die Große bei ihm bleibt und ich lasse die beiden alleine, hat er zum Glück kein Problem.
Das Allein-Bleiben-Können muss dem Welpen in kleinen Schritten beigebracht werden. Es ist völlig ok und bei zwei Junghunden, mit denen man auch oft mal alleine üben muss und soll, wichtig, dass sie das lernen, aber wie gesagt in ganz kleinen Schritten - bei einem "normalen" Welpen baut man das minutenweise auf, bei einem besonderen Welpen, wie Hermes, braucht man da unendlich viel Geduld. Das ist wieder der Faktor, dass Hermes eh unter Dauer-Streß steht und mit einem noch mehr nicht mehr klarkommen kann. Du merkst vielleicht schon - alles läuft darauf hinaus, den derzeit noch grundsätzlich vorhandenen Streßpegel zu senken. All diese Punkte hängen ineinander und gehören zusammen.
- Er sucht ständig Körperkontakt und folgt entweder mir oder dem großen Hund auf Schritt und Tritt. Hier weiß ich nicht inwiefern das bei einem Welpen normal ist.
Auch das gehört in Euer großes "Thema" und ist zunächst einmal auch für "normale" Welpen völlig ok. Er sucht Sicherheit bei Euch.
- Ich habe manchmal so das Gefühl, ich komme nicht an ihn ran. Ich bemerke kein Verhalten, dass er mir gefalln will, wie bei meinem anderen Hund. Was Apollonia mit drei Mal sagen lernt, dazu braucht er 30 Mal, ohne jetzt zu übertreiben und man hat nicht das Gefühl, dass er motiviert ist überhaupt was zu lernen ...
Hermes ist gefangen in seinen Ängsten und Unsicherheiten. Er ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um gefallen zu können oder überhaupt erst mal zu wollen...er ist einfach nur mit Überleben, irgendwie, beschäftigt.... Unter Dauerstreß kann man nicht lernen - das blockiert, er KANN einfach nicht... Aber Du kannst ihn da rausholen...
- Ich habe so den Eindruck, er ist in seiner Entwicklung seinem Alter hinerher.
Auch wieder die blockierende Wirkung des Dauerstresses. Er KANN sich nicht weiterentwickeln, weil ihm ein Großteil der nötigen Lernerfahrungen durch die Streß-Blockaden verwehrt ist.
- Stubenreinheit. Manchmal macht er zwei Wochen nicht in die Wohnung (groß), dann auf ein Mal wieder. Ohne erkennbaren Grund. Ich habe mich auch schn gefragt, ob er vielleicht keine Kontrolle über seine Blase hat. Er steht dann da und pinkelt und wenn ich schimpfe und mich aufrege, schaut er mich an und scheint völlig verwirrt zu sein, ohne zu wissen, was er jetzt gemacht hat.
Es ist völlig normal, dass ein Hund in diesem Alter seine Blase noch nicht hundertprozentig unter Kontrolle hat. Nicht schimpfen, sonst pieselt er noch mehr, nämlich um dich zu beschwichtigen. Dann ist es kein Wunder, wenn er Dich verwirrt anschaut - Du schimpfst, er beschwichtigt Dich welpengemäß durch Pieseln und du bist immer noch nicht zufrieden! Einfach ganz normal mit dem Stubenreinheit-Training weitermachen, lass Dir keinen Unmut anmerken, wenn drinnen was schief geht, sondern nimm ihn und geh mit ihm raus und wenn er draßen nachlegt, überschwänglich loben.... Das wird schon - er darf nicht nur noch zu allem anderen den Eindruck bekommen, dass drinnen ja auch noch Streß kommt... Noch dazu durch Dich und in Momenten, in denen er sich völlig welpennormal verhält...
Er hat mich auch schon zwei Mal angepinkelt ohne es zu merken. Im Schlaf und dann blieb er in seinem eigenen Pipi liegen. Er pinkelt ins Körbchen und sogar in den Futternapf.
Wer weiß, was er dann geträumt hat. Betrachte das Pinkeln drinnen erstmal als Ausdruck seiner Unsicherheit. Er kann noch nicht anders. Aber wie schon geschrieben, Du kannst ihn da raus holen.
Das ist mal vorerst alles was mir so einfällt. Sollte sich jemand dazu äußern wollen, bin ich dankbar ...
So und nun die ersten Vorschläge für Dich.
Fahr Dein Umwelt-Training erst mal ein wenig herunter. Ihr beiden braucht jetzt erst einmal die Grundlage, damit Hermes sich mit Dir zusammen sicher fühlen kann und lernt, sich zu entspannen. Du musst ihm helfen können, aus dieser Dauer-Anspannung herauszukommen.Wie, dazu später mehr.
Laß Dich durch diese vermeintliche Riesenbaustelle nicht entmutigen - das ist alles zu schaffen und letzten Endes wirst Du merken, dass alles, was Hermes gerade an Problemen hat, miteinander verwirkt ist und sobald Ihr die Grundlagen ein wenig ins rechte Licht gerückt habt, werdet Ihr die ersten Fortschritte sehen - und zwar auch an vermeintlich ganz anderen Stellen, als denen, die Ihr gerade gemeinsam erarbeitet.
Schreib doch bitte noch ein wenig über Euren Tagesablauf und auch über Eure örtliche Gegebenheiten, dann ist es leichter.
Liebe Grüße,
Chris