Da iss sie schon.... Achtung, das ist eine Glosse! So ähnlich wie Garfield-Comics... Alle denken, das ist total lustig und überzogen, aber in echt ist es die bitter-süße Wahrheit....
Podencos – Die etwas anderen Hunde…
Kurz nachdem ich meine Dogge Cara hatte einschläfern lassen müssen, zog ich los um für Jenni (Dackel-Boxer) und mich wieder einen vierbeinigen Begleiter zu suchen. Die Suchkriterien waren verhältnismäßig übersichtlich: Es sollte ein Rüde sein und es sollte ein katzenverträglicher Hund sein. Rasse, Mix, Alter und Aussehen egal. Im Tierheim wurde ich rasch fündig, wobei unklar ist, wer da wen gefunden hat, und so war klar, dass Sidney zu uns gehört. Da ich erst noch einen Wochenend-Lehrgang abwarten wollte, besuchte ich Sidney jeden Tag, um mit ihm spazieren zu gehen und zwei Tage, bevor ich ihn endgültig abholte, kam im Tierheim plötzlich ein kleines, weißes, dürres Etwas um die Ecke geflitzt und katapultierte sich mit vollem Karacho in mein Hundeherz. Also kam ich mit zwei Hunden als Begleiter für mich und Jenni wieder heim….
Wenn Dich ein Podenco auserwählt, hast Du keine Chance. Dann bist Du ihm ausgeliefert und rettungslos verfallen. Es ist nicht die Frage, ob Du einen Podenco haben willst, die Frage ist, ob er Dich will…
Und wenn er Dich will, dann hat er Dich…..
Nun stand ich da, mit einem 11 Wochen alten Welpen einer Hunderasse, von der ich gerade mal vage gehört hatte und von der ich, als ich mich denn näher mit dieser Rasse beschäftigte, eines ganz sicher wusste: Ich hätte niemals freiwillig nach solch einem Hund gesucht, da ich aber nun von dieser Rasse gefunden worden war, wollte ich uns allen zuliebe das Beste daraus machen….
Natürlich betrachte ich Janosch mit den Augen der Liebe, aber:
Podencos sind wunderschön. Schlank, edel und sie beim Laufen sehen zu können, lässt einem das Herz aufgehen…
Podencos können fliegen, sowohl über die Felder, als auch über Zäune….
Podencos sind extrem selbständig und hochintelligent, was man ihnen nicht übel nehmen darf, da in ihrer Heimat davon ihr Überleben abhängt…
Podencos können richtig stur sein…
Podencos können richtig eigensinnig sein….
Podencos können zärtlich sein…
Podencos sind Jagdhunde, schnelle Jagdhunde….
Podencos können klettern…..
Podencos sind extrem sensibel…..
Aber: In Wahrheit sind Podencos gar keine Hunde. Sie sind eine Mischung aus Hund, Katze, Vollblüter, Esel und Philosoph. Und, wenn man bereit ist, sich ihnen voll und ganz auszuliefern, sind sie das Beste, was einem je passieren konnte!!!
Wer mehr wissen will, kann unter http://www.podenco-in-not.de nachlesen und vor allem Bilder sehen, die diesen Hunden gerecht werden…..
Mit einer Digital-Kamera wie meiner kann man nämlich, abgesehen von der derzeitigen Kabeltrommel-Problematik, keine Podencos fotografieren. Janosch ist zu schnell für die Kamera und so habe ich zig Bilder, auf denen man gerade noch verschwommen die weiße Rutenspitze erkennen kann oder aber, wenn ich den Auslöser gedrückt habe, solange Janosch auf seinem Spurt noch 25 m weit weg war, erkennt man einen nebulösen weißen Strich…
Wenn man sich richtig zum Affen machen will, besucht man mit einem Podenco am besten traditionsbewusste Hundeplätze, die sich in erster Linie dem deutschen Schäferhund verschrieben haben. Wobei ich die Schäferhunde gut leiden kann, ich habe eher Probleme mit dem traditionsbewussten anderen Ende der Leine…. Also, wir nehmen auf gar keinen Fall den nächstbesten Hundeplatz, bloß weil er praktischerweise gleich um die Ecke liegt, sondern wir geben uns ein bischen mehr Mühe und suchen verdreifelt nach Anbietern einer Welpenspielstunde, die schon mal das Wort Podenco gehört haben und es nicht für eine seltene Schnaps-Sorte halten… Für Janosch und Sidney (Labi-Podi-Mix) fuhr ich also meilenweit und oh, ja, der schon erwachsene Sidney, der dank seiner spanischen Straßenherkunft extrem gut sozialisiert war und ist, durfte mit zur Welpenspielstunde, weil nämlich die Welpen auch mit solchen Hunden Kontakt haben sollten.
Wir hatten viel Spaß dort (die anderen noch mehr als ich….) und so begann meine Ausbildung als Hunde-Animateur…. Kleines Beispiel? Eine beliebte Übung, um das sichere Herankommen auf das Kommando „Hier“ zu festigen, war, aus Hunden und Menschen eine lange Gasse zu bilden, die zuschauenden Hunde konnten gleich „sitz und bleib“ üben, was wichtig war, da die dazugehörenden Leute sich erfahrungsgemäß brüllend vor Lachen auf dem Boden wälzten und gerade nicht so auf ihre Hunde aufpassen konnten, sobald Janosch und ich dran waren…..
Also, weiter in der Übung: Der Hund, der „Hier“ üben sollte, wurde ca. 20 m entfernt am anderen Ende der Gasse von einem der Ausbilder liebevoll festgehalten und der Hundehalter sollte am diesseitigen Ende den Hund so richtig heiß machen (wie, blieb jedem selbst überlassen…) und dann „xxx (=variabler Hundename). Hier.“ rufen. Sprich, der Hund wollte ja sowieso schon nichts anderes, als ganz schnell zu seinem Menschen. Die meisten Hunde jedenfalls, eigentlich alle, bloß Janosch nicht…
Während die Menschen der anderen Hunde unter „heiß machen“ so Dinge verstanden, wie bedeutungsvoll in der Lekkerli-Jackentasche herumzukramen, oder wie ein erschöpfter Fahnenschwenker lahm mit dem Lieblings-Spielzeug zu wedeln, und die Hunde dann tatsächlich auch schnurstracks zu ihren Leuten liefen, ging das bei Janosch und mir ein wenig anders ab….
Erstens hatte ich mir vorher, doggen-verwöhnt wie ich war (da braucht man nicht hier rufen, die sind sowieso immer in Deiner Nähe) keine Gedanken darüber gemacht, wie wichtig es ist, ein Lieblings-Spielzeug für den Hund zu haben, das klein und niedlich ist und das man verschämt in der Jackentasche verschwinden lassen kann. W i r hatten den Vorgänger vom Plüsch-Schwein, bloß eine Nummer größer und mit Quietschi innen drin. Zweitens hatte ich ein paar Brocken vom normalen Hundefutter mit, zu Hause völlig ausreichend, um besondere Leistungen zu belohnen.
Ja, da stand ich nun, in der linken Hand das bedeutungsvoll rausgekramte Hunde-Lekkerli und in der rechten Hand das XXL-Plüsch-Schwein in Rosa, mit dem ich eifrig wedelte….
Janosch, 20 m von mir entfernt, wedelte mir auch einen kleinen Gruß zu… Und schäkerte weiter mit der Ausbilderin…
Angefeuert von den anderen, fing ich an, auf der Stelle zu hopsen….
Kurzes Stutzen bei Janosch, verhaltenes Wedeln ….
Ich wedelte beidarmig (links Lekkerli, rechts Plüsch-Schwein), hopste auf der Stelle und gab juchzende Laute von mir….
Janosch würdigte mich keines Blickes…
Die Tipps der Ausbilderin umsetzend, hopste ich wedelnd, dabei das Quietschi auslösend, juchzend und mittlerweile links eine Fleischwurst schwenkend, von der auch ein großer Teil prompt durch die Luft segelte und einen Tumult bei unseren Zuschauern auslöste….
Janosch sah immerhin in meine Richtung!!!!
Ich kam mit dem Quietsch-Schwein und meinen juchzenden Lauten kaum noch gegen die Anfeuerungsrufe meiner Mit-Azubis an, aber ich war ja zum äußersten bereit und deshalb raste ich wie von der Tarantel gestochen los, weg von meinem Hund (noch weiter???), die schon etwas abgenutzte Fleischwurst schwenkend, das Plüsch-Schwein über meinen Kopf schleudernd, mittlerweile „Wer will alles ein Brötchen“ jubilierend (das zieht zu Hause immer!) und – es war der bisher glücklichste Moment in meinem Leben!!!
Janosch kam wie der Blitz auf mich zugerast, freudestrahlend, wedelnd wie wild!!!! Ging vor mir ins „Sitz“ und himmelte mich geradezu an. Ich liebe diesen Hund!!!
Mit einer Begeisterung, die von ganz tief drin kam, stopfte ich Janosch den kläglichen Rest der Fleischwurst in die Schnüss, lobte und knuddelte ihn wie verrückt, balgte mich ein bischen auf dem Boden mit ihm herum und ließ ihn am Plüsch-Schwein zergeln.
Beifall-Heischend blickte ich mich zur Ausbilderin um…..
Leider hatte es außer mir und Janosch niemand zur Kenntnis genommen, meine Mit-Azubis lagen plötzlich wild zuckend mit Tränen in den Augen überall rum (Mein Gott, ein Giftgas-Angriff, Janosch und ich waren die einzigen Überlebenden eines Giftgas-Agriffs!!), die Ausbilderin hatte es ca. 40 m weit entfernt dahingerafft, die Hunde waren von dem offensichtlich selektiv auf Menschen wirkenden Gas unbeeindruckt und hatten Spaß mit einer fallengelassenen Lekkerli-Tüte.
Im perfekten „Fuß“ begleitete Janosch mich zu den langsam schwächer zuckenden Opfern und während ich dem ein oder anderen mit dem Fuß in die Rippen stupste, um festzustellen, ob Erste Hilfe sich überhaupt noch lohnt, bewunderte ich gleichzeitig die hohe B-Note, in der Janosch das „Bei Fuß“ ausführte: Er gab ein bischen mit seiner spanischen Herkunft an und tänzelte mit einer wunderschön anzusehenden hohen Aktion der Vorderbeine, auch spanischer Schritt genannt, neben mir her, in seinen Augen konnte ich lesen, dass er bereit war, mir jeden Wunsch zu erfüllen – ja, wir waren ein perfektes Team, das die hohe Kunst der Hundeausbildung auch im völligen Chaos unter extremster Ablenkung auf unnachahmliche Art und Weise beherrschte, nur schade, dass unsere Zeugen alle im Sterben lagen….
Ich nahm den anderen Hunden die leere Tüte weg, nicht dass noch einer zu Schaden kommt, und überlegte gerade, was ich jetzt mit diesen armen Vollwaisen machen sollte, als hinter mir
Geräusche zu hören waren.
Ein Wunder, ein Wunder war geschehen!!! Oder das Gas hatte nur eine unzureichende Wirkung gehabt, egal wie, die Hunde hatten ihre Leute wieder, denn die waren gerade alle dabei, sich die Gesichter abzutrocknen und sich den gröbsten Dreck abzuklopfen.
Die Ausbilderin gab mit erstickter Stimme „Wir hören für heute auf, bis nächste Woche“ von sich, dabei war die Zeit noch gar nicht rum!!!
Na egal, Janosch und ich tauschten einen Blick tiefsten Einverständnisses und beschlossen, nächste Woche wiederzukommen. Da wollten wir Sitz und Bleib üben und dann würde ich auch ein Handtuch mitbringen, damit Janosch seinen Edel-Hintern nicht wieder auf das feuchte Gras platzieren muss, denn man fällt durch bei Begleithund-Prüfungen, wenn der Hunde-Hintern im Sitz 20 cm über der Erde schwebt….
Liebe Grüße, Chris
P.S. Es gibt noch einen 2. Teil - über unsere Teilnahme an der BGH-Prüfung.... Fortsetzung folgt, wenn Ihr wollt....