Ich habe mich schon leicht aufgeregt, bis ich Ravens Antwort gelesen habe.
Du sagst, dass der Hund Lebershunt hat - da "sollte" man auf "Eigenarten" gefasst sein. Ich meine das jetzt nicht Vorwurfsvoll oder so: man kann eben nicht alles wissen. Ich rate an dieser Stelle aber daher ebenfalls, sich im Netz nach einen mehr oder minder "Spezialisten" dafür umzusehen.
Ich kannte einen Hund (der meines Ex-Freundes) mit Lebershunt sehr gut und habe von Anfang bis Ende alles mitbekommen. Ich weiß also in etwa, wie ihr euch fühlt.
Sunny war der liebste Hund der Welt, aber eben mit zwei Gesichtern. Oft kamen von jetzt auf gleich "neue" Situationen, die er plötzlich anders "meisterte" als vielleicht noch einen Tag oder eine Stunde zuvor. Die so genannten "Anfälle". Hat er also eben noch ganz entspannt unter dem Gartentisch gelegen so ist er im nächsten aufgesprungen und hat in sämtliche Beine gebissen (gezwickt) die er gefunden hat. Ab da war klar, dass er dort nicht mehr liegen wird, weil dies bei ihm in einem Anfall Angst auslöst.
Es sind regelrechte "Anfälle". Der Hund macht das nicht, weil er böse ist, oder euch ärgern will, oder es nicht besser weiß: er kann einfach nicht anders. Ich hab das immer gern mit Torret verglichen, auch wenn der Vergleich vielleicht nicht der Beste ist; es ist sehr ähnlich.
Schreibe auf, in welchen Situationen sie WIE reagiert. Mache am besten die erste Zeit ein Protokoll. Du wirst rasch Parallelen finden und kannst so die Situationen besser einschätzen und dem vorbeugen.
Wenn ihr also WISST, dass sie damit überfordert ist, wenn man ihr Abends zu nahe kommt, wenn sie in ihrem Korb liegt: lasst es! Richtet ihr woanders einen Platz ein, an dem sowohl Tags als auch Nachts kein/kaum "Betrieb" herrscht und macht allen klar, dass dort IHR Platz ist und da NIEMAND was dran zu suchen hat. Hunde mit Lebershunt können Reize viel schlechter verarbeiten - wenn überhaupt. Ist sie dann gerade in einem Anfall, scheint das pure Angst zu sein, wenn Du sagst, dass ruhiges Zureden etwas Besserung geschafft hat. Das erklärt ihr aggressives Verhalten, wenn man sie dann noch maßregelt.
Sunny hat zum Beispiel Nachts alles angebellt, was er nicht kannte. Er wusste, dass der Stuhl an Stelle XY steht. Stand dieser nun aber woanders, weil ihn jemand verrückt hatte, hat er ihn angebellt als wäre es sonst was. Hunde mit Lebershunt sehen also unter Umständen auch schlecht oder sogar gar nicht.
Du weißt sicher, dass Lebershunt eine sehr schwere Erkrankung ist und deine Kleine eventuell nicht lange bleiben darf. Macht ihr ihre Zeit doch so angenehm wie möglich. "Sie ist nicht besonders schlau" klingt auch irgendwie "unschön", auch wenn ich glaube ich verstehe, was Du meinst. Diese Hunde lernen aber nun mal nicht besonders gut, weil sie einfach nicht können.
Mich würde noch interessieren, wie sie behandelt wird. Welche Medikamente bekommt sie? Habt ihr außerdem eine spezielle Diät verordnet bekommen? Die ist unbedingt notwendig! Was für einen Shunt hat sie? Kann man es operieren?
Also zusammengefasst: geht ein bischen auf die Kleine ein, auch wenn das schwer fällt. Sie ist kein normaler Hund und es manchmal sicherlich sehr schwer, aber habt immer im Hinterkopf: sie kann nicht anders.
Natürlich sind diese Hunde auch keine Engel und natürlich machen sie auch "bewusst" Mist und testen ihre Grenzen, aber da man das einfach nicht oder nur sehr schwer unterscheiden kann, sollte man sich für die (kurze) Zeit, in der man sie bei sich haben darf, so gut es geht anpassen.