Hallo Wermops,
erstmal ist es schön zu lesen, dass sich Gedanken VOR einer Anschaffung gemacht werden. Wäre das immer der Fall, säßen nicht so viele Fellnasen in den Tierheimen - nunja, aber das ist ein anderes Thema.
Es ist noch nicht egoistisch, sich einen Hund anzuschaffen, nur weil man gerne ein Tier möchte. Es wird erst dann zum Egoismus, wenn man den Hund hinten dran stellt, weil man die eigenen Interessen in den Vordergrund stellt.
Du sagst, Du bist mit Hunden aufgewachsen. Dann weißt Du sicher, dass eine menge Verantwortung auf dich wartet und Du den Hund nicht in die Ecke stellen kannst, nur weil er gerade nicht in deinen Kram passt. Du lachst sicher und denkst dir "Klar, ist doch normal!" aber so normal ist das leider nicht, ohne dir diese Denkweise unterstellen zu wollen.
Du übernimmst also für mindestens 10, 12, 15 Jahre Verantwortung für eine Fellnase, die sich nach Eingewöhnung auf dich verlassen wird. Die Nase wird dich (im Normalfall ) als Rudelführerin anerkennen, sich darauf verlassen, dass Du dafür sorgst, dass sie regelmäßig Futter bekommt, sie tierärztlich versorgt wird, die Gassirunden ausreichend stattfinden und Du wohl oder übel ab und an zum Animateur mutierst.
... und das alles gute 15 Jahre lang.
Du weißt nicht, wo Du landest, ob Du nicht irgendwann - vllt. schon bald - acht Stunden am Tag in der Arbeit bist; den Weg mit einbezogen also vllt. 10 Stunden außer Haus bist. Was ist in der Zeit mit dem Hund?
Es ist durchaus möglich, den Hund vier bis sechs Stunden (wie lange ist oft Ansichtssache) allein zu lassen, aber was ist dann? Hast Du jemanden, der mit dem Hund Gassi gehen kann, oder bei dem der Hund in der Zeit bleiben kann? Kannst Du dir, wenn so jemand nicht greifbar ist, einen Hundesitter leisten? Wie gefällt dir der Gedanke, dass dein Hund 10 Stunden am Tag mit jemand anderes zusammen ist und dich nur am Wochenende voll beanspruchen kann?
Das klingt alles erstmal fies und vllt. böse, ist es aber nicht. Es sind Dinge, die durchaus passieren können und man sollte alles mal durchspielen.
Vllt. hast Du auch die Möglichkeit deinen Hund mit zur Arbeit zu nehmen (manche Arbeitgeber erlauben das), oder Du kannst in der Mittagspause nach Hause? Vielleicht lernst Du auch jemanden kennen, der derweil deine Fellnase beaufsichtigen kann?
Wie Du siehst, weiß man es nicht und genau das hilft dir vermutlich auch nicht weiter.
Übertragen wir das alles auf etwas Banaleres:
Du willst einen Führerschein machen und setzt dich damit auseinander, was passieren könnte. Würdest Du den Führerschein machen, wenn Du dir vor Augen hälst, dass Du bei einem Unfall ums Leben kommen könntest, dir etwas schlimmes passieren könnte? Ja. Warum? Weil Du sicher alles dafür tust, dass es nicht passiert.
Ähnlich ist es mit der Anschaffung der Fellnase.
Soll nicht heißen, dass Du alles dafür tust, dass Du NICHT arbeiten gehen musst, sondern vielmehr, dass Du alles daran setzt, dass es der Nase auch dann gut geht, wenn Du in der Arbeit bist.
Wenn Du das beherzigst, musst Du kein schlechtes Gewissen haben, arbeiten zu gehen, um dir und deinem Hund ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Du solltest dann nur deinem Hund die Chance geben, sich daran zu gewöhnen, dass Frauchen auch mal nicht da ist und Du ihn schon weit vorher mal hier und mal da lässt (natürlich nur bei Leuten deines Vertrauens). Wichtig ist nur, dass dein Hund lernt, dass Du immer wieder kommst und ihn abholst und er so weiß, zu wem er gehört. Sonst tanzt er dir schnell auf der Nase rum - nunja - auch den Sittern.
Zu den Rassen, die Du dir ausgesucht hast, kann ich nur bedingt etwas sagen.
Mein "Sonnenbebi" Jacky war ein Beagle-Jack-Russel-Dackel-Mischling (ja, ich habe damit voll ins Schwarze getroffen).
Vom Beagle hatte sie den Jagdtrieb und den Sturkopf (also nicht wirklich leicht in der Erziehung) und vom Jack-Russel die Flausen im Kopf.
Du sagst, dass Du einen "leicht erziehbaren" Hund möchtest. Dazu kann ich mit meinen Erfahrungen sagen, dass ein Jack-Russel und/oder ein Beagle absolut NICHT zu den "leicht erziehbaren" zählt. Beide benötigen eine konsequente Erziehung. Gerade der Jack-Russel wird Lernarbeit schätzen und lieben.
Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass JEDE Hunderasse eine konsequente Erziehung benötigt. Damit meine ich auf keinen Fall die Strenge, sondern eben das, was nötig ist, um dir und deinem Hund das Leben zu erleichtern. Die Arbeit mit Hunden macht sehr viel Spaß, bringt dir viel Freude und deinem Hund Beschäftigung. Am Ende habt ihr beide was davon.
Wenn Du einfach nur Angst hast, dass es nicht klappen könnte, gibt es sicher eine gute Hundeschule in deiner Nähe, die ich an deiner Stelle dann auf jeden Fall aufsuchen würde. Nicht nur wegen der Welpenspielstunde, die für einen Welpen unerlässlich ist. Und nebenbei kannst Du noch nette Kontakte knüpfen.
Zu den Kosten: ich empfehle immer zumindest eine OP-Versicherung, sodass unerwartet hohe Kosten im Fall des Falles abgedeckt sind. Hundesteuer ist klar und Futter, Spielzeug und die Erstanschaffungen sowieso.
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht abgeschreckt .. ich habe mal wieder viel zu viel geschrieben.
Lieben Gruß,
Sarah