Hallo Helen,
habe auch so ein Angsthundexemplar zu Hause und wir arbeiten ganz viel daran. Bei meinem Alterchen liegt es allerdings an seiner Vergangenheit.
Darf ich Dich mal ganz direkt (und ohne es böse zu meinen) fragen, ob Du selbst vielleicht ein sehr unsicherer Hund bist? Oft gibt man seine eigene Unsicherheit an den Hund weiter. Ich muss zugeben, dass mein Hund (und auch der vorherige) zB meine Abneigung gegenüber Menschen komplett übernommen hat ... könnten manche Punkte evtl. damit zusammen hängen bzw. dadurch verstärkt werden?
Ansonsten kommt jetzt natürlich die unvermeidliche Frage nach der Auslastung. Manche Hunde(rassen) neigen bei geringer körperlicher u. geistiger Auslastung ja einfach zu Unsinn, Unsicherheit oder Nervosität. Was ist es eigentlich für ein Hund?
Problem 1: Die Idee mit den Notfalltropfen finde ich sehr gut. Ansonsten habe ich mal drum gebeten, schonmal als Trockenübung alleine ins Behandlungszimmer zu dürfen. Dort habe ich etwas mit dem Hund gespielt, ein paar Übungen gemacht und mit Leckerlies belohnt ... und dann sind wir erstmal wieder ins Wartezimmer.
Problem 2: Hmm, könnte das negative Kinderbild von den Kids Deiner Tante stammen? Es muss ja nicht einmal einen direkten Vorfall gegeben haben. Vielleicht hat Dein Hund die Kinder einfach als unangenehm empfunden? Oft geht mit Kindern ja viel Hektik, Trubel und eine relativ laute Geräuschkulisse einher?
Problem 3: Auch wieder ein Problem, wo ich sofort "negative Erfahrungen" schreien würde. Vielleicht muss ich da mal umdenken, denn Dein Hund zeigt ja, dass man es sich damit ggf. zu einfach macht. Wie gesagt, ich habe auch oft ein Bündel Espenlaub. Ich persönlich halte es für wichtig, meinem Hund zu zeigen, dass ich die Situation sehe und als unwichtig betrachte. Gleichzeitig halte ich es aber auch für wichtig, ihm seine Rückzugsmöglichkeit zu lassen ... schließlich soll er nicht auf die Idee kommen, sich selbst um die Gefahrenabwehr zu kümmern.
Oft schaue ich die Person lange an und sage dann in einem freundlichen und eher amüsierten Tonfall "Na sowas, hast Du schlechte Laune?" ... Hund merkt, dass ich scheinbar keine Gefahr bemerke und meistens beruhigt das auch das menschliche Feindobjekt ...
In der Folge versuche ich meinen Hund abzulenken oder mit ihm gemeinsam ein paar Schritte wegzugehen.
Problem 4: Ich persönlich würde sie keine Bälle mit rumtragen lassen. Den Futterbeutel (oder Ball) gibts nur, wenn Hund und Herrchen aktiv damit spielen. Ansonsten lenke ich meinen tasmanischen Beutelteufel ab, wenn er allzu giftig wird. Dann üben wir nochmal ein paar Kommandos, gehen Fuß oder was auch immer. Damit fahren wir gut und können mit unserem rüdenunverträglichen Macho inzwischen auch auf Fellfühlung an Rüden vorbei - selbst wenn die kläffen. Er ist dann ganz cool, guckt uns an und will viel lieber noch ne Aufgabe machen.