Beiträge von Klaus mit Hund

    @ all


    Ich habe im Rahmen eines Rauferseminar als Zuschauer, ohne Hund, Erfahrung mit Lakoko gemacht und für mich entschieden, dass es mir nicht gefällt.


    Die Hunde werden an sehr kurzer (aber lockerer) Leine mit Halsband und Halti im Rechteck geführt. Die Hunde laufen hintereinander her, das Rechteck wird schmaler, der Abstand zum vorherigen und nachfolgenden als auch dem Hund auf der anderen Seite wird enger und der 'Druck' steigt.


    Die Hundebesitzer müssen auf das korrekte Laufen ihrer Hunde sehr genau achten, der Karabiner am Halsband muss einen bestimmten Winkel haben und eine Unachtsamkeit des Hundes - also nicht 'ordentlich' neben dem Besitzer mit Blick geradeaus gehen - wird per Leinenruck am Halti/Halsband korrigiert.


    Die Menschen hatten Mühe zu gehen, da sie ständig auf die korrekte Ausrichtung des Hundes achten mussten, die Hunde waren am Ende der Übung geschafft. Die Übung wurde dann auch vor Vergesellschaftung der Rauferhunde ausgeführt, um die Hunde 'herunterzukochen'. Die Hunde, die am 2. Tag zusammen in eine Gruppe kamen (z.T. mit Schleppleine gesichert und alle nacheinander) kannten sich bereits 1 1/2 Tage und man konnte gut einschätzen, welche Hunde sich 'auf dem Kieker' hatten.


    Am Ende des ersten Tages hat ein Teilnehmerhund seine Besitzerin zu Hause gebissen - das erste mal, dass der Hund sich so zu Hause aufgeführt hat. Auch eine Möglichkeit Druck abzulassen - würde ich denken. Herr Baumann hat das als grosse Ausnahme stehen lassen und auch Kritik von Teilnehmeren über eine ebenfalls teilnehmde Hundehalterin und deren ziemlich 'beherztes' Einwirken am Hund locker an sich abprallen lassen. Das waere ihm gar nicht so aufgefallen. Erst bei der Videoanalyse hat er etwas eingelenkt und die Halterin, die schon ein gesamtes Lakoko-Programm beim ihm absolviert hat, gebeten, beim nächsten ihr Timing und die Handlung zu optimieren.


    Nicht meine Methode!


    Gruss
    Klaus

    Zitat

    Ein anderes Beispiel mal:
    Ich habe tierisch Angst vor Spinnen. Manchmal schaffe ich es mich zusammenzureißen, von mir aus, aber selten udn es ist sehr schwer. Wenn mein Partner, dem ich vertraue und zu dem ich sicher eine eine gute Beziehung habe, mir die Hand hält, habe ich immer noch genauso Angst. Ich bin genauso gestresst und kriege alle Zustände. Partner hin oder her.
    Habe ich jetzt wider erwarten ein Beziehungsproblem? Sollte ich mich trennen? Partnertherapie?


    Keine Ahnung, ob eine Trennung helfen würde? Aber wenn ich weiss, dass mein Partner die Spinne raussetzen kann, mit mir zusammen das Tier aus der Wohnung bringt (oder was weiss denn ich), ist doch alles ok? Alleine wäre mir das wesentlich unangenehmer.


    Die Beispiele sind mir zu! menschlich und die Frage, ob Hunde denn froh sind über die Beziehung zu uns, ob wir alles richtig machen, WHO KNOWS?


    Kinder gehen in späteren Jahren auch nicht selten zum Therapeuten, trotzdem die Eltern 'nur das Beste' wollten und sogar mit den Kleinen sprechen könn(t)en.


    Also, alles halb so wild, das Leben eben und gar kein Grund diese Methoden alle so hin- und herzuprüfen. Klappts für mich, ist der Hund gesund - alles super!


    So würde ich es halten wollen.


    Sonst gehen wir eben doch zum Therapeuten und machen zusammen Yoga und Karate. Ich will Spass mit dem Haustier und keine Problemwälzerei tagein tagaus. Mir kommt es so vor, als seien Probleme mit dem eigenen Hund das Wichtigste.


    Ich guck jetzt mal Krimi mit Mord und Totschlag - Wunderbar ;-)


    Klaus

    Hallo Sheala,
    auch wenn ich erst spät auf Deine Frage antworte, ich hoffe, es ist noch beantwortungswürdig.


    Zitat


    ich will mich gar nicht weiter in die Clicker-Diskussion einmischen, aber ich frage dich mal ganz praktisch danach, was du bei einem Hund mit Leinenaggression machen würdest. Welcher Weg wäre ganz konkret dein Weg?


    Leinenaggression hat etwas mit mir, dem Hund, der Leine und dem anderen Hund zu tun hat und ich finde es unsachlich, hier Lösungswege für alle aufzuzeigen oder zu befinden, welcher Weg der BÖSE und welcher der scheinbar GUTE ist.


    Ich bin wie ich bin und eher daran interessiert, dass mein Hund mich wahrnimmt, mich in allen Facetten kennt und weiss, er kann sich auf mich verlassen - in allen Situationen. Ich kann mich über ihn und mit ihm freuen, aber entsprechend auch sauer werden, wenn er mit mir 'Spielchen treibt'. Warum auch nicht? Ich bin ein Morgenmuffel und so ist es eben. Ich spiele nicht den netten Guten-Morgen-Onkel für die Kinder, ich bin nicht gut gelaunt, ich möchte nicht Lego spielen und auch nicht stundenlagen Geschichten hören. Ich brauche diese Zeit, nehme sie mir, bin ein Egoist und alle wissen es. Nach dieser Muffelzeit bin ich wieder nett usw. werde mich aber nicht meinen Kinder zuliebe zum Morgenclown verändern. Kein Weltuntergang, dauert alles nicht ewig und diese Zeit brauche ich für mich und mein Wohlbefinden. Ich tue keinem etwas, aber man muss meine Ruhezeit akzeptieren!


    So sehe ich es auch beim Leinepöbeln oder anderen Hundeerziehungsmomenten. Ich erlaube viel, lasse auch Zeiten mit Spiel, Spass und Gloria zu aber wenn es darum geht, etwas nicht zu tun, werde ich mit mir, meinen Spielregeln und meinem Status argumentieren. Wer jetzt Filme laufen hat, welch' brutaler Mensch ich bin, ist selber Schuld :-). Ich kann mich mit wenig Druck und Überzeugenden Gesten durchsetzen ohne Gewalt und Schreierei. Ich lasse mich aber bei allem Verstaendnis NICHT beissen oder herumzerren.


    Wie das geht? Jeder erzieht seine Kinder hin zu 'Anstand und Mitmenschlichkeit'. So würde ich hier auch argumentieren. Es gibt nicht nur Dich, die anderen darf man nicht belästigen und man ist nicht immer an der Reihe. Bei 2jährigen Kindern kann ich mir auch den Mund fusselig reden. Ich werde den Quängelgeist irgendwann in den Schlafanzug packen ins Bett bringen und mit Souveränität klar machen, dass JETZT geschlafen wird. Gemein, ohne Verständnis und Liebe? Weit gefehlt. Ich helfe, im späteren Leben nicht bei jeder Kleinigkeit auszuflippen, geduldig warten zu können oder auch das zu tun, was Eltern, Chefs oder Lehrer sagen. Auch wenn es in der Situation nervt oder mit Tränen begleitet wird. Nicht wegzuschauen und als Reibungsfläche da zu sein ist für mich gleichbedeutend mit - seine Kinder lieben!




    Martina,
    Deinen Weg, um den Hund das "Fressen von Autos" abzugewöhnen, wäre nicht mein Weg. Ich würde hoffen, die Beziehung zum Hund passt (er kann sich auf mich verlassen und 'achtet' mich und mein Können), dann ab zur Strasse und sich dann 'mir zuliebe' zusammenreissen. Nicht weil es Wurst gibt wenn Autos kommen, sondern der Hund darf lernen, mit dem Typ zusammen muss ich es aushalten, ertragen, aber er bekommt definitiv seelische Unterstützung von mir, als netter Begleiter, der angemessenes Verhalten mit netter Zuwendung belohnt.


    ICH und mein Hund bilden ein Team und Futter ist wie das Eis, dass es im Sommer an der Eisdiele gibt. Kaum ist diese wegen der Winterpause geschlossen, mögen mich die Kinder immer noch. Ist eine nette Abwechslung, macht glücklich, hat aber REIN GAR NICHTS mit unserem Alltag und der Qualtät unserer Beziehungen zu tun.



    Soviel hierzu
    Klaus

    Hallo Fräuleinwolle.
    auch wenn Dein Beitrag schon Seiten hinten liegt komme ich nochmal darauf zurück.


    Zitat

    Beim Clickern tritt unter anderem auch das Beobachten und Nachfragen in den Vordergrund. Wie "funktioniert" mein Hund? Warum macht er dies oder jenes? Warum macht er dieses oder jenes NICHT? usw.... Genau das macht doch eine respektvolle Beziehung zueinander aus. Respekt vor den Befindlichkeiten des andern und Anerkennung der Individualität des andern. Clicker als reines Hilfsmittel bei der Kommunikation.


    Genau dieses Denken kann ich nicht in mein Leben mit Hund einbeziehen. Du hast in vielen Sätzen erklärt, dass man Kindern optimale Bedingungen schaffen muss, um die Motivationslage hoch zu halten (entsprechend auch bei Hunden), man sich immer ueberlegen sollte, was Kinder denken, wenn sie Dinge tun. Auch ob Sie uns damit ärgern wollen, unglücklich damit sind, keine Lust haben, usw.! WOW


    Das Leben ist doch nicht immer nett, wohlmeinend und man hat Zeit und Geduld Kindern alles stundenlang zu erklären, die richtigen Kleider zu Gemütslage auszusuchen oder Termine mit den Befindlichkeiten der Kleinen abzustimmen. Auch Kinder weinen bei wichtigen Terminen, sind genervt, spucken und treten und müssen das auch tun, um sich und die Umwelt zu erfühlen. Ich! drehe durch, bei Menschen, die mir alles erklären wollen, damit ich ihre Denkweise und Ansichten verstehe und am besten auch noch teile.
    DAS WILL ICH ABER NICHT und werde dann ggf. auch unhöflich! Dann werde ich deshalb auch mal abgelehnt, nicht gemocht, gemieden oder aber auch aufgrund meiner 'Persönlichkeit' gern gesehen. Ich musste aber lernen wie es sich anfühlt anzuecken, Widerstand zu erfahren, auch mal Streit zu haben und zu verlieren.


    Das findet beim Clickern in so reiner Form, meiner Meinung nach!, nicht statt. Ich suche und suche und sobald ich finde, belohne ich das Verhalten oder Tun. Ich brauche Zeit, Geduld und woher will man denn wissen, dass nicht auch Hunde daran gefallen finden, Menschen mit ihrem Verhalten zu ärgern - mit dem Apportel herankommen, vorbeirennen, sich zum Menschen herumdrehen und witzig herumtrödeln. Das ist ärgerlich, wenn ich gerade etwas mit dem Tier übe. Vielleicht ein Moment der Überforderung und 'ist eben so', vielleicht auch Taktik, um bei diesem 'Mist' nicht mitmachen zu müssen. Und wieder würde ich wiederholen - wenn es sein MUSS, dann werde ich nicht zweimal darum bitten.


    Ich finde es sehr interessant, wieviel Raum man Hunden und ihren Befindlichkeiten hier gibt und Menschen mit ihren Nöten mit Clickern in die Welt schickt und Wochen und Monate in ihrer Not belässt, bis sich der Hund 'freundlicherweise' zur kurzfristigen Mitarbeit 'erclickern' lässt.


    Hiermit belasse ich es jetzt, will hier niemanden aergern oder beleidigen, habe aber ganz andere Vorstellung von Erziehung und hoffe, dass dieser antiautoritäre-Clicker-Weg mehr Hunden und vor allem MENSCHEN hilft als schadet.


    Gruss
    Klaus

    Hallo Fräuleinwolle,
    vielen Dank für Deine langen Ausführungen.


    Ich kann respektieren, dass Du Deinen Weg mit Hunden so gestaltest, kann aber einige Schritte Deiner Clickerarbeit nicht nachvollziehen.


    Zitat

    Arbeitet man mit Meidemotivation gibt es unzählige Risiken: nur als Beispiele: Fehlverknüpfungen, das Maß der "Strafe" (denn nix anderes ist es im Grunde: man bestraft jegliches andere Verhalten, macht es dem Hund madig, bis und damit er eben das erwünschte Verhalten zeigt), erlernte Hilflosigkeit des Hundes usw...


    Der Clicker ist ja nun ein Marker, ein Versprechen. Ich stell mir das immer so vor: Stell Dir ein Kind/Model vor, von dem man gerne ein bestimmtes Verhalten/eine bestimmte Pose haben möchte und man steht mit dem Fotoapparat zur Stelle. Nun zeigt das Kind/Model eine besonders schöne Pose und der Fotoapparat/Click/Knips hält dieses Verhalten fest. Im Anschluß bekommt das Kind/Model für jede tolle Pose einen Lutscher/Einkaufsgutschein. Was wird wohl beim nächsten Shooting passieren? Das Kind/Model wird bemüht sein, besonders oft und viele schöne Posen zu zeigen, am besten so ähnlich wie die, für die es zuvor belohnt wurde, es wird mit Spaß bei der Sache sein und ist motiviert, weil sich das Verhalten "schöne Posen ausprobieren" lohnt.
    Nun stell Dir aber vor: es gibt für jede nicht so schöne Pose Mecker, eventuell sogar Knüffe, Schubbser, es wird was schönes weggenommen, vielleicht der Teddy, das Lieblingskleid, die Angst was falsches zu tun wird immer größer. Kann so Spaß, Vertrauen, engagierte Mitarbeit entstehen? Wird vielleicht nicht ganz bald nur noch gewartet, was man als nächstes tun soll, aus Angst, man könnte etwas falsches tun? Erlernte Hilflosigkeit...


    Setzt Dein Gedankengang und die Handlungen nicht voraus, dass die 'Probleme' relativ klein sind und bleiben. Warten, dass sich nettes Verhalten ergibt ist doch ein Wunsch, den nicht alle Hunde erfüllen (können), oder? Kinder, die vor dem Fotografen trotz aller Leckereien keine LUST haben, würde man nach Deiner Arbeitsweise, aus dem Geschehen herausnehmen oder HOFFEN, das sie irgendwann doch noch Interesse zeigen.


    Das ist so lange für mich nachvollziehbar, solange mir als Eltern an dem Fotografentermin nicht wirklich etwas liegt. Wenn es aber nicht der Fototermin ist sondern das 'still am Tisch sitzen und nicht in die Suppe der Schwester spucken'. Da bin ich ganz flott dabei 'zu bremsen' und mich nicht auf 'nettes zukünftiges Verhalten' zu freuen, um dass ich mit ausgelobter Belohnung ggf. noch bitten müßte. Ich würde das aktuelle Tun verbieten (verbal) und als nächsten Schritt strafen (aus dem Zimmer schicken o.ä.).



    Ich denke immer noch, für WITZIGKEITEN und Dinge, die nicht wirklich wichtig sind, kann man gut und gerne UND mit Spass clickern. Für die Momente im Leben, die mich mein Gegenüber 'erleben' möchte, würde ich dann doch eher nach Reibung und Entscheidungen (wer entscheidet, natürlich ich) suchen.



    Nochmals Danke für Deine ausführliche Antwort und Gruss
    Klaus

    Hallo Fräuleinwolle.
    Ich bin so hin- und hergerissen. Sehe in allen Argumenten sinniges und unsinniges und denke, ich bin kein 'Clickerer', finde aber den Weg ganz interessant. Ich habe zur Zeit keinen Hund - brauche noch etwas Zeit - habe aber mit meinem vorherigen Hund und dem Clickern nur im Spassbereich gearbeitet.


    Ich wuerde gerne von Dir Erklärungen zu folgenden Punkten haben, um es besser verstehen zu können:
    - Was ist Meidemotivation, wie baut man die auf und wie arbeitet man sie mit Clickern ein?
    - Kannst Du Dich auf Deinem Hundespaziergang auch um Dich und Deine Mitmenschen kümmern, oder musst Du mit dem Clicker in der Hand 'allzeit bereit' sein, um gewünschtes Verhalten zu belohnen?
    - Was passiert, wenn Du vergisst oder es nicht schaffst 'richtiges' Verhalten mit Click zu belohnen und der Hund ausserdem keine Belohnung (Leckerchen) für sein richtiges Verhalten bekommt? Fängt man dann nicht wieder weiter vorne an, um sich an den 'alten Vertrauensstand' heranzuclickern'
    - Wie funktioniert es, dass der Hund, der gerne mit Hunden pöbelt, im Bogen um Hunde herumläuft, obwohl Du 15 Meter weit entfernt bist? Haltet ihr Blickkontakt? Clickst Du regelmäßig. Kommt der Hund zu Dir, sobald Du clickst.


    Sorry für die vielen Fragen. Ich bin gespannt auf Deine Antworten!


    Gruss
    Klaus