Zitat
Deine Definition von Erziehung:
Und nach dieser wäre die Kontaktaufnahme meiner Hunde mit mir keine Erziehung, sondern Ausbildung. Dennoch ist das für mich (und wohl auch die meisten) Erziehung und wird auch nicht mit einem Kommando belegt (was ja laut deiner Definition ein wichtiger Punkt in der Ausbildung ist).
Natürlich kannst Du dieses erwünschte Verhalten als Erziehung bezeichnen. Aber das ist dann Deine subjektive Sichtweise. Genau als würde ich mein schwarzes Auto lieber als "Blau" bezeichnen, weil eben Blau meine Lieblingsfarbe ist.
Dabei ist die Trennung zwischen und Erziehung und Ausbildung eigentlich total einfach zu ziehen... (wenn man von normalen Hunden spricht und Therapie-Notwendigkeiten unberücksichtigt lässt). Es gibt dabei nur zwei Kategorien von primären Zielen: Unterlassen von unerwünschtem Verhalten und herbeiführen von erwünschten Verhalten. Für das Unterlassen braucht's kein Signal, er soll's von sich aus unterlassen. Für das Herbeiführen braucht's ein auslösendes Signal. Darüber hinaus gibt es nichts! Wenn Du anderer Meinung bisst, nenne bitte konkrete Lernziele.
Die Zuordung der Begriffe "Erziehung" und "Ausbildung" orientiert sich ausschließlich an der Interessenlage, nämlich Notwendigkeit durch öffentliches Interesse oder "weil-so-schön-ist" durch mein persönliches Interesse. Lediglich in der Interessenlage gibt es Überlagerungsbereiche zwischen meinem und dem öffentlichen Interesse... aber selbst die sind absolut nicht zwingend. Aber diese Überlagerungsbereiche existieren definitiv nicht in der Formulierung der gekapselten Primär-Lernziele und den dazu passenden Lehrmechanismen.
Dem öffentlichen Interesse ist es egal, ob Dein Hund Blickkontakt aufbaut, ob er apportieren kann, ob er sitz, platz, hier, fuss, mach-handstand beherrscht. Das interessiert ausser Dir keinen Menschen.
Im öffentlichen Interesse liegt es immer nur, dass der Hund Dinge nicht tut, wie z.B. ... ach egal... Beispiele habe ich hier schon genug aufgezäht.
Ich kennen einen grossen Herdenschutzhund, zu gross, zu schwer, zu lethargisch. Der trottet nur 1m hinter Herrchen her. Welches öffentliche Interesse besteht hier überhaupt an irgendeiner Ausbildung oder Erziehung? Den meisten Leuten ist es schlichtweg egal, ob Dein Hund erzogen ist, oder nicht, wenn Du einfach nur verhinderst, dass er auffällig wird. Ich kenne zig Hunde, die noch nie auch nur ein einziges Mal abgeleint waren. Wer interessiert sich für den Ausbildungs- und Erziehungsstand dieser Hunde?
Nenn mir bitte auch nur ein einziges Beispiel, was nicht eindeutig in eine der beiden Kategorien "erwünschtes" und "unerwünschtes" Verhalten passt. Verwende für dieses Beispiel bei der Nennung eines Primärlernziels nicht mehr als max. zwei Wörter. Und betrachte dabei, wer tatsächlich Interesse am Erreichen dieses Primärzieles hat, bzw. wer Leidtragender sein könnte (dabei gehts nicht um den Hund).
Erziehung ist all das, was der Hund aus Interesse der beobachtenden Öffentlichkeit nicht tun darf. Alles was er tun soll, weil Du das gerne so hättest, hat mit Erziehung gar nix zu tun... deshalb weils keinen anderen Menschen interessiert.
Die Kernaussage ist: Erziehung muss, Ausbildung kann! Und das, was zwingend muss, beschränkt sich ausschließlich auf "unterlassen".
Selbst "Scheisse-fressen" zu unterlassen liegt im öffentlichen Interesse. Öffentlich im dem Sinne, dass es nicht nur mich alleine betrifft, sondern auch meine Familie, mein Kind, durch Aufnahme von Krankheitserregern, oder bei Wurmbefall des aufgenommenen Kots eigene Infektion des Hundes und Weiterverteilung der Eier in der Umwelt.