Zitat
Da hast du vom Grundprinzip zwar recht, aber seit wann sind EIN Hund und sein Halter ein echtes Rudel??? Daika ist im Menschenrudel aufgewachsen, und hätte draussen am Liebsten mit jedem Hund gespielt, wo es nur ging. Ebi wachst im RICHTIGEN Rudel auf, also unter 3 erwachsenen Hunden. Draussen ist sie sehr neutral und interessiert sich nur sehr mässig für fremde Hunde. Sie ist total ausgeglichen und hat überhaupt nicht dieses "welpentypische" wide Gehample, wenn sie andere Hunde sieht.
Sorry.... aber das sind so Aussagen, die meiner Meinung nach
wenig mit der Realität zu tun haben... anscheinend ein hartnäckiges
festhalten von irgendwann in grauer Vorzeit mal getätigten
Fehlinterpretationen hundlichen Verhaltens basierend auf menschlichem
Wunschdenken.... Vorurteile.... wie sie ständig im Umgang mit
Hunden geschehen.
Zunächst mal habe ich einiges an Zweifel, dass unsere typischen
Haushunde durchweg überhaupt noch dazu in der Lage wären,
innerhalb und mit einem Rudels zu überleben. Wahrscheinlicher ist,
dass sich diese dazu notwendigen Fähigkeiten und "normales" für ein
Überleben relevantes Rudelverhalten erst über einen harten
Selektionsprozess zurückentwickeln müsste.
Im Rudel zu überleben oder als von jeglicher Verantwortung befreiter
Schmarotzer innerhalb unserer Zivilisation in einer Familie sind
um einiges unterschiedlich.
Zweitens... was ist überhaupt ein Rudel? Sind 3 Hunde in einer Familie
ein Rudel, und die Menschen sind vielleicht nur ein sekundäres Rudel,
oder nur unwichtiger Bestandteill oder überflüsiges Beiwerk? Quatsch!
Ein Rudel ist ein Sozialverbund.... gemeinsame Ziele, gemeinsame
Interessen (Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung), dann Stabilität,
Sicherheit, Interaktion, Kommunikation.
Rudelverhalten bedeutet im wesentlichen Kommunikation und Interaktion.
Die Betonung liegt hier auf Verhalten... meint also Wirkreaktion und
Antwortreaktion. Wieso gilt das anders im Mensch-Hund-Verbund als
im reinen Hunderudel?
Ohne Kommunikatikon und Interaktion funktioniert überhaupt kein
Rudel - ebensowenig wie ein rein menschlicher Sozialverband ohne
diese Elemente funktionieren könnte. Hunde sind eben genau deshalb
ebenso wie der Mensch kommunikative Lebewesen.
Sie bringen aber nicht die gesamten dazu notwendigen Fähigkeiten mit
als Erbe auf die Welt, sondern nur einen kleine Teil davon als instinktives
Verhalten... so quasi als biologische Sicherheit des im Moment richtigen
Verhalten. Den weitaus grösseren Teil müssen sie erst lernen. Un d
sie lernen die Mensch-Hund-Kommunikation genauso sicher, wie die
Hund-Hund-Kommunikation. Sie sind sogar verstandesmäßig sogut
ausgestattet, dass es sogar ausgezeichnet mehrsprachig funktioniert.
Eben gleichzeitig mit Hunden und mit Menschen.
Ok,wir lenken und steuern sowohl Nahrungsbeschaffung und die Fort-
Pflanhzung.... aber alles anderes ist in der Mensch-Hundbeziehung
ebenfalls vorhanden. Insbesondere die Faktoren Stabilität, Interaktion,
Kommunikation.... eben alles das, was für das Zusammenleben innerhalb
eines Sozialverbundes notwendig wäre.
Ich sehe es gerne, wenn mein Hund mit anderen Hunden ausgelassen
spielt, aber ich bin absolut sicher, dass das trotzdem verzichtbar ist,
und zwar dann, wenn der Hund in der Familie voll integriert ist.
Das wichtigste für den Hund ist es, Mitglied zu sein, dazuzugehören...
nicht ausgeschlossen zu sein.
Und wenn in einer Familie mehrere Hunde sind, so ist das auch der
einzige Unterschied zum einzelhund... sie sind alle Mitglieder im selben
Mensch-Hund-Sozialverband. Bei mehreren Hunden wird sich sicher eine
hierarchie entwickeln. Wenn sich aber hier ein eigenes Rudel etabliert hat,
so sind sie vorher einfach nur aus der menschlichen Familie
ausgeschlossen worden.
Und die Hierarchie besteht ja auch zwischen den Menschen und Hunden.
Und so ganz zum Schluss...im Verstand ausgewachsene und erwachsene
Hunde spielen seltener oder vielleicht auch gar nicht mehr. Welcher
Rückschluss drängt sich da geradezu auf?
Ganz einfach: Hunde, die bis weit ins Erwachsenenalter begeistert
spielen, sind eigentlich noch Kindsköppe... im Körper erwachsen, im
Geiste noch Kinder... und diese sollen ein erfolgreiches Rudel bilden
und damit ohne menschliche Hilfe überleben? Vergisses...
Ich habe genügend erwachsene Rassehunde (keine Jagdhunde)
gesehen, die total erschrocken waren, als sie das Karnickel eigentlich
erfolgreich gestellt haben... sie sprangen dann aber nur kläffend drum
herum, bis das eigentliche Opfer dann doch abhauen konnte... um dann
wieder hinterherzurennen.
Der Begriff "Rudel" ist ist eindeutig in der Mensch-Hundebeziehung
überstrapapaziert. Wir sind kein Rudel.... mehrere Hunde in der
Familie sind auch kein Rudel... sie wären allenfalls ein Grüppchen,
welches den Menschen ausschließt... aber dann ist aus Unkenntnis der
Halter gravierend was danebengelaufen.
Mensch und Hund sind, wenn sie zusammenleben, eine
Sozialgemeinschaft.... nicht mehr, nicht weniger.