Erstmal zur Überschrift: "mein Hund ist aggressiv".
Da schonmal ein großes "nein". Der Hund ist nicht aggressiv, er fordert lediglich seine Rechte ein. Jene, die er sich in den fünf Jahren aneignen durfte.
Nicht mehr, nicht weniger.
Jetzt sind manche seiner Rechte mit Euren Vorstellungen nicht mehr vereinbar - genau hier würde ich ansetzen.
Nachdem der Ton hier so ist wie er ist, schreib ich auch "frei nach Schnauze". Scheiß drauf, wenn der Hund knurrt weil er sich nicht streicheln lassen will, dann wird er eben nicht gestreichelt. Einfach lassen. Dasselbe gilt beim Futter wegnehmen, auch erstmal hinten anstellen.
Was aber gar nicht geht ist z.B. das Kontrollieren von Wohnbereichen oder das Nichtbefolgen von Kommandos weil man grad keinen Bock drauf hat.
Wenn Du einen Trainer holst, wird folgendes passieren:
- der Eine wird sagen, dass der Hund dominant ist (was in gewisser Weise richtig ist, denn er hat ja gelernt, dass er jegliche Situation im Zusammenleben bestimmen darf), aber eben keine Charaktereigenschaft wie es gerne dargestellt wird um zu Begründen warum man anschließend versucht den Hund zu deckeln: Vom großen Macker zum kleinen Wuffel. Das ist sehr gefährlich weil es einem Kampf mit Deinem Hund gleichkommt und durchaus mit der Bereitschaft zu rechnen ist, dass er seine Zähne einsetzt. Schmeiß den raus, das ist der falsche.
- der Richtige wird Dir zeigen wie man Deinen Sturkopf überzeugt eben nicht auf seine Rechte zu pochen.
Dazu gehört als erstes festzustellen wann Dein Hund noch verhandlungsbereit ist und wann nicht.
Wenn Du das nicht alleine rausfinden kannst, brauchst Du unbedingt Hilfe dabei. Weil es sonst u.U. Löcher bei Dir gibt.
Ein wesentliches Problem bei der ganzen Geschichte ist, dass Du bereits Angst vor Deinem Hund hast. Damit bist Du schwach auf der einen Seite, auf der anderen hast Du Dir vorgenommen eine wirklich harte Nuss zu knacken.
Eine Option hat man als Hundehalter immer. Du sorgst für das Überleben Deines Hundes, indem Du ihm Futter gibst.
Und das wäre der Punkt wo ich ansetzen würde. Alle Dinge, die er jetzt so massiv durchzusetzen versucht sind Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten.
Aber Du sitzt am längeren Hebel weil Du das Futter, die Überlebensressource verwaltest. Und genau damit würde ich ihn erpressen. Kein schönes Wort - wir können das auch umbenennen in "positiv bestärken" oder "belohnen".
Und ja, Dein Hund kann "rechnen". Was ist wichtiger, ein satter Bauch oder der Platz im Flur.
Also gibts nur was zu fressen, wenn er tut was Du sagst. Futter muss er sich erarbeiten: mit Entgegenkommen oder Gehorsam.
Beispiel: Flur
Jetzt liegt er da, hat es sich gemütlich gemacht, mit vollem Magen. Du kommst und störst seine Ruhezone und er will Dich am liebsten rausschmeißen. Du willst ihn wegschicken - er zeigt Dir die Mittelkralle. Er hat gar keinen Handlungsbedarf aufzustehen, wozu auch? DU nervst.
Jetzt liegt er da, hat es sich gemütlich gemacht, der Magen knurrt. Du kommst und störst seine Ruhezone - aber mit einem Angebot: "der Magen könnte weniger knurren wenn man denn mal aufstehen würde". Jetzt hat er Handlungsbedarf aufzustehen