Beiträge von HerrSchobert

    > Und es ist schon war, dass es sicher eintönig als Agility oder UO ist


    Aha. Ich kann mir nichts Eintönigeres und Langweiligeres als "Unterordnung" vorstellen. Einer gibt Kommandos, der andere führt sie aus - tooooollll! :) Spannend wäre sowas nur, wenn der Hund die Kommandos gäbe und der Mensch sie sofort und ohne Widerrede perfekt auszuführen hätte. Aber das kommt ja fast nie vor.


    Also: Weg mit den albernen Klischees und zurück zum Thema ... was hier angesprochen wird, aber für meinen Geschmack noch etwas untergeht, ist das Thema der Belastung für den Hund. Dabei ist ja nicht nur das Gewicht ausschlaggebend, sondern auch die Verteilung der Last, die Strecke/Schwierigkeit des Weges etc. Ich denke, dass "Packtaschen-Tragen" genauso trainiert werden kann/muss wie jeder andere Sport. Und dass das "mal zwischendurch" kaum ausschlaggebend sein kann für eine Beurteilung.

    Es ist doch aber wohl unstrittig, dass "Körpersprache" genauso wie jede andere Sprache erlernt wird, oder?
    Es gibt klare, deutliche Signale, die "unmissverständlich" sind (wegstupsen, blockieren), weil sie physische Elemente beinhalten, die meisten "Kommandos" (Fingerzeig, Drohgebärde, Spielaufforderung) sind aber doch im Welpenalter erlernt - oder?


    Wenn ein Hund erlernt hat, dass sein Mensch mit dem Finger in eine interessante Richtung zeigt, haben sich diese beiden darauf verständigt, dass "Fingerzeig" ein "hilfreiches Jagdsignal" ist. Dass es dann plötzlich "Sitz" heißen soll, ist vergleichbar einem "Ich sage jetzt zufällig Links oder Rechts für die Richtungsänderung 'Links', ohne dass wir uns vorher darauf verständigen, was gerade gilt".


    Wenn man sich mit einem Hund ohne verbale Signale verständigen will, muss man natürlich auf diejenigen Signale zurückgreifen, die man selbst mit ihm vereinbart hat (auf was denn sonst?). Wenn man als Mensch bereit ist, hündische Körpersprache (Spielaufforderung, Versteifung, Bewegungsarten) einzusetzen und der Hund diese Signale erlernt hat (Welpenalter etc), kann man diese mitnutzen - man muss sich aber schon geschickt genug bewegen können, um nicht "Babel" zu quatschen (vergleichbar dem Versuch, eine Fremdsprache ohne Übung auf Anhieb in einer Notsituation ausreichend verständlich einsetzen zu können).


    In sofern verstehe ich die Erwartungshaltung nicht, dass "jeder Hund" auf "nonverbale Kommandos" besser reagieren soll. Es ist doch vielmehr so, und das meine ich hier auch herausgelesen zu haben, dass der Mensch gezwungen wird, sich eindeutiger, klarer zu verhalten und nicht soviel durcheinander zu "gestikulieren", wenn er auf Stimmkommandos verzichten soll. Wenn zwischen Hund und Mensch auf nonverbaler Ebene keine Verständigungsbasis besteht, ist diese Übung für den Hund relativ sinnlos ("relativ", weil er dennoch gefordert wird, sich auf den Menschen zu konzentrieren). Ein Ersatz für Stimmkommandos ist die Übung aber nicht!
    Es wäre auch unsinnig zu erwarten, einen gerade noch in Sichtweite jagenden Hund mit einer Handbewegung abrufen zu wollen. Warum soll man da kein Stimmkommando einsetzen dürfen? Oder einen arbeitenden Hund (Suchhund, Zughund, Blindenhund etc) ohne Wortbefehle zu führen - wie absurd! Wohlgemerkt: Gemeint ist: Hunde, die auf solche Wortbefehle konditioniert/dressiert sind - ein Schäfer, der mit Pfiffen arbeitet, nutzt eben Pfiffe als "Wortbefehle" (akustisch ist beides).


    Nein, ich bleibe dabei: Es geht darum, beide Partner aufmerksamer zu machen, den Menschen zu zwingen, die eigene (widersprüchliche) Körpersprache besser zu kontrollieren - und im Idealfall sich überhaupt erstmal klar darüber zu werden, was Mensch überhaupt will. Die Arbeit mit (fremden) Pferden ist da eine sehr hilfreiche Erfahrung - viele (gerade Pferdefans!) zeigen in ihrer Körpersprache etwas so vollkommen anderes als sie verbal äußern, dass ich sogar als Mensch oft denke "was will die Frau eigentlich wirklich?"

    Wenn ich meinen Herrn Schobert in der Packtasche Eier und Marmelade vom Bauern transportieren lasse (haaalloo ... die Eier sind von den Hühner von dem Bauern und die Marmelade sind vom ... ach, ihr wisst schon), geht er deutlich anders als sonst: Bewusster, aufrechter, der Schwanz ist meist stolz erhoben und nach vorne gebogen.
    Ich glaube schon, dass "Tragen" für einen Hund mehr Kopfarbeit ist als "blind neben 'nem Jogger herdackeln" ...


    > Ich finde es vergleichbar mit der Zugarbeit. Das ist ja auch eine vergleichsweise "stupide", monotone Tätigkeit.


    Und "Zugarbeit" ist definitiv Kopfarbeit, schon weil der Hund zur eigenen Entlastung versuchen wird, die Leine straff zu halten, statt wilde Sprünge zu machen (das Rucken ist nämlich unangenehm ...), auch, weil hund auf die Richtung achten muss, auf die Kommandos von hinten, auf den Boden ... meine Hunde achten beim Ziehen auf Waldwegen zum Beispiel darauf, nicht durch zu tiefe Treckerrinnen zu laufen, weil sie wissen, dass das Trike hinten dann sehr schwer zu ziehen wird. Also suchen sie selbständig den besten Weg.
    Zugarbeit ist Kopfarbeit und alles andere als monoton. Es sei denn, man läuft stundenlang im Kreis :)

    Ich habe an anderer Stelle schon mal über unsere "Klappe-Halten-Tage" berichtet. Es funktioniert bei uns sehr gut, sogar beim Ziehen am Rad oder am Trike. Meine Hündin schaut sich dann bei Bedarf nach mir um, ich gucke in die gewünschte Richtung und sie "nickt" bestätigend.
    Ab und zu finde ich solche "stillen" Tage sehr gut und sinnvoll, um die Hunde aufmerksamer zu machen und vor allem an der eigenen "Klarheit" im Verhalten zu arbeiten.
    Auf Dauer halte ich es nicht für sinnvoll, weil ein Hund sich nunmal auch an die akustische "Kulisse" seines Menschen gewöhnt und die Stimme als Informationsträger mehr als nur Kommandos enthält (Anspannung, Lautstärke, Rhythmus, Störungen wegen Krankheit etc). Warum sollte man einem Hund diese wichtigen Informationen vorenthalten? Als Mensch ist man ja in Sachen Körpersprache "Total-Legastheniker", also ist die Stimme wichtig. Wie gesagt: Alles in Maßen, ab und zu Klappe halten ist prima, um sich selbst zu schulen. Ein Hund braucht das aber IMHO nicht.
    Für das Miteinander ist es sicher eine gute Abwechslung, weil auch "Mensch" in solchen Übungen mehr auf das Verhalten des Hundes achtet. Und Kommunikation sollte ja nicht immer eingleisig laufen (ich kommandiere, Hund gehorcht).


    > gerade sitz und platz klingen sehr gleich für den Hund


    Das halte ich für ein Gerücht. Warum sollten die im Mund mit Hilfe der Zunge unterschiedlich erzeugten Vokale "i" und "a" für einen Hund gleich klingen? Über Entfernung tragen vor allem die Vokale, nicht die Konsonanten (versuch mal, ein "tz" zu rufen!). Ich behaupte, dass viele Hunde auch auf "Si!" (kurzes i wie in "sitz") und "Pla!" (offenes, kurzes a wie in "platz") reagieren. Das "tz" am Schluss kann man sich eigentlich schenken, das ist nur für Menschen wichtig.

    Mein Springer ist ca. 25cm von der Fahrradmittelachse. Daran hängen die Hunde mit einer knapp 1m langen Leine. Macht - mit meiner andersseitigen Hinterbacke zusammen - drastisch unter 2m Gesamtbreite.


    Ein 70cm breites Fahrrad habe ich noch nicht gesehen - was sind das für Reifen? :) Oder misst Du die Lenkerbreite? Du hast den Hund aber doch nicht am äußersten Ende des Lenkers befestigt?

    meine gehen doch auch nicht "bei Fuß" ... jedenfalls nicht perfekt und nicht länger als einige gedehnte Millisekunden. Und direkt neben dem Rad läuft meine Hündin auch nicht gerne ("ihm" ist hingegen alles egal, der läuft auch notfalls unterm Rad und beschwert sich hinterher "aua, Cheffe, aua!"). Aber ca. 1m Abstand ist ihr absolut genug, da läuft sie richtig entspannt (bzw. dann "hochkonzentriert", wie immer).


    Ich denke nur, dass 2,5m eine sehr breite Breite ist für ein Gespann mit Hund. Ein ausgeklappter "Zoll"-Stock ist 2m lang - das ist deutlich weiter als meine Hunde beim Ziehen vor mir sind!
    Meinst Du nicht, dass ihr eher 1,5m Breite benötigt?

    > Beschäftigen aber kann und sollte ich mich aktiv mit meinen Hunden ca. 2 Stunden am Tag. Das heißt nicht, dass ich mit meinem Hund nebensächlich kraulend vor dem Fernseher sitze!


    "Sich mit dem Hund beschäftigen" ist seeeeehr weit gefasst. Ich bin in der Regel 23h 56m am Tag mit meinen Hunden zusammen. Was davon zählt zur "Beschäftigung"? Alles, wenn sie nicht schlafen? Kaum.


    Da ein Hund normalerweise 18-20 Stunden am Tag schläft oder döst, wären 2 Stunden "intensive Beschäftigung" in meinen Augen viel zu viel. Das klingt mir stark nach Überlastung, nicht nach Beschäftigung.


    Wir haben ein relativ regelmäßiges "Programm", dessen Inhalte sich zwar möglichst viel ändern, das aber insgesamt sicher auf 45-60m intensiver gemeinsamer Bewegung an frischer Luft kommt, plus Kuscheln (zwischen 0 und beliebig viel), plus unzählige andere Tätigkeiten, die wir zusammen machen und bei denen ich "bewusst" meine Hunde dabei habe, sie aber nicht "beschäftige".
    Ist denn nicht eine gute Beschäftigung viel sinnvoller als eine lange, dumme? Ist es nicht besser, 10 Minuten "ganz Hund" zu sein, gemeinsam zusammen zu jagen, Erfolg zu haben, frischen Rinderpansen im Garten totzuschütteln, sich des Lebens zu freuen - als 60 Minuten mit der Stoppuhr geradeaus durch den Wald zu laufen, nicht links oder rechts zu gucken, sondern der "Fitness" des Menschen zu dienen?