Beiträge von HerrSchobert

    Für den Kopf ist Jogging und Zugarbeit an "Geräten" sicher vergleichbar, wenn man beides in vergleichbarer Form betreibt.
    Ein Negativbeispiel: Ich kenne einen Husky-Besitzer, der jeden Tag rund 12km mit dem Hund joggt. Aber sie laufen geradeaus (bzw. mal links ab, mal rechts ab). Es gibt fast keine Änderungen des "Laufablaufs". Einfach nur Strecke mit konstanter Geschwindigkeit. Nach Ansicht des menschlichen Partners ist das für beide gut: Er kriegt seine Fitness, der Hund Auslauf.
    Ich sehe das anders: Ich kenne den Hund nämlich auch NACH dem Jogging. Er ist erschöpft - und rappelt sich trotzdem sofort hoch, wenn jemand kommt. Sein Blick, sein Verhalten ruft in meinen Augen dann "was machen wir jetzt? Machst Du was mit mir? Können wir spielen? Am besten Schach oder sowas, wo ich mich nicht bewegen muss?"


    Mir ist klar, dass es inzwischen viele Hundetrainer gibt, die die "Kopfarbeit" für unnötig halten. Ich bin auch nicht sicher, ob ein Hund dieselbe Art von "Kopf-Anforderung" braucht wie ein Kind (das war ja auch mal eine Zeitlang eine Modeansicht), glauben tue ich es nicht.


    Was ich aber aus meiner Erfahrung berichten kann, ist, dass bei entsprechender Abwechslung die "Gesamtauslastung" durch Zugarbeit inklusive Jogging hervorragend ist. Abwechslung kann man auch manuell erzeugen (wie gesagt: Durch ÄNDERUNGEN (und sei es in der Geschwindigkeit - beim Joggen machen wir z.B. Sitz-Lauf-Platz-Schritt-LinksRan-Lauf-Sitz-RechtsRum-Lauf-Langsam-Lauf-Langsam-Sitz ...)


    Zum Ziehen selbst: Ich sehe das Ziehen (die "Arbeit") dabei für uns als nachrangig, sogar als unwichtig an (darum auch mein Insistieren gegen den "Trainingsgedanken" in rein körperlicher Hinsicht). Am Trike haben wir "echte Zugarbeit", ja. Am Fahrrad machen wir beides: Laufen (nicht "Max-Speed", sondern gemütliche Arbeitsgeschwindigkeit) ohne Zuglast und Zugarbeit. Abwechselnd, mal innerhalb einer Runde beides, mal tageweise verschieden. Beim Joggen genauso: Es gibt das Kommando "Zieh" und es gibt das Kommando "Easy". Die Geschwindigkeit ist bei uns dieselbe - die Zugarbeit aber absolut unterschiedlich (bei "Easy" laufe ich mit, bei "Zieh" lasse ich mich ... ratet mal!)


    Auch weil beim Joggen andere Geschwindigkeiten gelaufen werden als beim Radeln oder Triken, glaube ich nicht, dass man die Zeit- oder Streckenleistung zwischen den Bewegungsarten einfach übertragen kann. Auch die geistige Anforderung ist verschieden: Beim Trike ist sie meiner Meinung nach geringer als beim Joggen - bei uns auch deshalb, weil es beim Joggen MEHR Abwechslung durch Kommandos gibt als beim Triken, wo die Zugarbeit einfach größer ist.
    Dennoch ist die Konzentration selbst schon allein dadurch, dass Hund ein Gewicht ziehen muss, eine ganz andere als beim "freien Laufen". Der Hund "achtet" ständig darauf, ob sich am Gewicht etwas ändert (z.B. weil hinten einer bremst - er könnte ja einen Grund dafür haben). Diese ständige Aufmerksamkeit fordert Hund deutlich mehr als das "fast freie Laufen" an Rad oder Joggingleine.


    Aber vorrrsicht :) Das sind nur meine Beobachtungen und Ansichten. Gerade was die Kopfarbeit angeht, streiten die Gelehrten sich ja (ob die gelehrt sind?).

    Einzelansicht: Meine Hündin "dreht auch auf". Da für sie das Ziehen aber "das Ding" ist, ist sie durch unsere Zugarbeit (Rad, Trike, Jogging) deutlich ruhiger und konzentrierter geworden.
    Allerdings legen wir Wert darauf, NICHT nur Strecke oder Geschwindigkeit zu machen, sondern gerade sehr viel Aufmerksamkeit zu üben (Richtungs- und Geschwindigkeitswechsel). Alle "Zugarbeiten" sind bei uns mindestens 50% Kopfarbeit. Ich glaube, dass diese Komponente (verbunden mit dem enormen Spaß, den das Mädel dabei hat) ausschlaggebender ist als das reine Ziehen.

    Großteils einverstanden.


    Ich bitte nur darum, KRAFTTRAINING durch Zugarbeit nicht völlig gleichzusetzen mit AUSDAUERTRAINING. Es gibt Parallelen, es gibt über Strecken hinweg sogar gleiche Ergebnisse. Es sind aber zwei verschiedene Trainingsarten und Anforderungen.


    Was mir hier verloren ging, ist der Umstand, dass - bei Iris mag das zu vernachlässigen sein, aber das ist eben nicht verallgemeinerbar - die ZugLAST hinten dran, die man durch Bremsen erhöht, eine andere Belastung ist als "Laufarbeit" auf verschiedenen Böden. Ein Zugsport treibender Hund hat eine andere Qualität des Muskelapparats als ein langstreckenlaufender Hund OHNE Zuglast.


    EDIT: Was hat dies mit dem Thread-Thema zu tun? Für mich folgendes: Nach einem "Krafttraining" (gegen die Bremse ackern) können meine Hunde völlig problemlos noch im Garten toben. Tun sie auch. Nach einem LANGEN Spaziergang oder einer LANGEN Radfahrt - eher nicht. Klar, es sind noch Reserven da, aber bei scheinbar gleicher Erschöpfung (Hechel-Lautstärke, Durst, Körpersprache, Verhalten) gibt es doch erhebliche Unterschiede in den Reserven.

    Ich werde versuchen, eine Stellungnahme von einem Tiermediziner einzuholen. Für mein Gefühl sind hier einige Formulierungen (die Mitleser als "Anleitung" verstehen könnte) leicht missverständlich. Da ich aber KEIN Veterinärmediziner MIT der entsprechenden Erfahrung bin (das Studium reicht dazu nicht), hake ich nur kurz hier ein:


    > Im Endeffekt komme ich doch auf das Gleiche, wenn ich auf flachem, guten Boden voll auf die Bremse steige, der Hund merkt den Unterschied sowieso nicht.


    Nein. Das ist nicht das Gleiche. Laufen auf schwierigem Untergrund beansprucht andere Muskeln als das Ziehen einer schweren Last. Probiere es selbst aus: Laufe auf feinstem Strandsand 6km in Deiner Trainingsgeschwindigkeit und vergleiche die sich daran anschließenden Schmerzen mit denen, die Du nach 6km Auto-Wegziehen hast. Es wird Unterschiede geben. Schon allein in den Schultern (wenn Du mit den Schultern ziehst) ...
    Wenn ich das Ziel habe, die Geschwindigkeit zu reduzieren und ich habe die Wahl, die (virtuelle) Last zu erhöhen (Bremsen) oder durch die Bodenbeschaffenheit (durchaus auch bergan!) den Hund von sich aus eine niedrigere Arbeitsgeschwindigkeit wählen zu lassen, werde ich IMMER die äußeren Bedingungen wählen, nicht die Bremse.
    Die Bremse setze ich dann ein, wenn der Hund ansonsten "frei laufen" könnte.

    Ich glaube, dass wir ein paar Dinge mittlerweile - auch dank eines Telefonats - klären konnten. Da die Mailverbindung nun klappt, kann ich, wenn ich glaube, dass Bungee übers Ziel hinausschießt, dies per Mail zu klären versuchen, wie es ursprünglich mein Wunsch gewesen war.


    Das Folgende gilt nicht nur für Hunde-Profis, sondern stellt einen Teil meiner Weltsicht dar: Ich habe an Profis einen hohen Anspruch, wenn sie sich selbst als Profis bezeichnen. Viele werden dem auch gerecht. Einige aber nicht - das sind die, die ich mit "Profis" (in Anführungszeichen) betitele. Diese stellen ihr Profitum gerne in den Vordergrund und ziehen es als Beleg dafür heran, dass sie Recht haben. Belege, nachprüfbare Fakten bringen sie nicht. Sie sind "Profis" und das reicht.
    Damit gebe ich mich nicht zufrieden.
    Dass es auch Profis (ohne Anführungszeichen) gibt, die ihr Handwerk verstehen, die sich kontinuierlich fortbilden, die offen für neue Erkenntnisse sind (denn auch im zu Hunden gibt es ab und zu Neues zu lernen), steht völlig außer Frage. Ob ein Profi ein "Profi" oder ein Profi ist, kann man aber leider nicht an seiner Webseite oder seiner Visitenkarte erkennen. Manchmal merkt man es zu spät. Und das ist der Grund, warum "Profi" mir als Rechtfertigung für die Richtigkeit einer Aussage nicht ausreicht.


    Ich bezeichne mich selbst in meinen Fachbereichen nur dann als Profi, wenn ich bereit und in der Lage bin, für Tips, die ich weitergebe, die volle Verantwortung zu übernehmen. Wenn ein Hundetrainer-"Profi" (um vom Zugsport mal abzulenken) mir ein "System" verkauft, das "mit jedem Hund funktioniert" oder wenn ein solcher "Profi" behauptet, mit "jedem" Hund zurecht zu kommen und ihn " korrigieren" zu können, dann erwarte ich, dass er genau das auch leistet. Nach meiner Erfahrung gibt es diese 100%-Garantie aber in der Realität nicht (ich habe "Profis" erlebt, die geradezu explodiert sind, weil ein Hund sich nicht ihren Erwartungen entsprechend verhalten hat). Und solche "Profis" sind für mich, entschuldigt bitte, "pfui bäh".


    Ich habe Bungee zugesagt, mich bei der Verwendung des Begriffs Profi zu zügeln und zu versuchen, die Schärfe aus meinen Formulierungen zu nehmen. Das wird mir nicht immer gelingen, weil ich einen Erfahrungshintergrund habe, der mir massive Schäden bei Tieren und Menschen gezeigt hat, die von "Profis" verschuldet wurden.
    Daher bitte ich im Gegenzug darum, dass Rückfragen stellt, wer mich für bescheuert hält.

    Brems-Diskussion außen vor: Für ganz wichtig halte ich, das "ganz Freilaufen" am ANFANG möglichst zu vermeiden. Klar hat das motivierende Funktion, der Hund freut sich wie Bolle auf die Zugarbeit, weil er dann kacheln darf - der Nachteil ist aber eben, dass er einen Großteil seiner Kraft in der "Speed-Strecke" verausgabt und es danach sehr schwer wird zu beurteilen, ob er noch kann, ob er noch will.
    Der Witz meiner Meinung nach ist, nicht unbedingt mechanisch zu bremsen, sondern den Renn-Spaß auch in niedrigerem Tempo sicherzustellen. Das kann z.B. auf schwierigerem Gelände sein.


    Beispiel: Meine Hündin ist rennverrückt. Die will unbedingt an der obersten Leistungsgrenze (genauer: etwas darüber) ziehen - so schnell wie möglich (sie schafft 36km/h ohne besonderes Training am Rad, ihr Bruder 39km/h). Weil ich das BREMSEN als negativ erlebt habe (der Exrüde verliert dadurch sofort jedes Interesse am Ziehen, dem Mädel ist alles egal, die zieht sich auch zu Tode, wenn's sein muss), habe ich einerseits über viele Kommandos und entsprechende Aufmerksamkeit (was will der alte Sack da hinten wohl gleich wieder von uns) UND EINE ZU BEGINN SCHWIERIGE STRECKE dafür gesorgt, dass Mrs Peel am Anfang auf ihre Kosten kommt - aber eben bei 22km/h, weil es schneller auf der Strecke (weich, uneben, Feldweg) nicht geht und Doc Schobert seinen Spaß behält (der düst ja sowieso lieber da lang, wo es so uneben wie nur irgendmöglich ist).


    Warum dieser Aufwand, wenn wir doch nur Spaß haben wollen? Weil wir, ließe ich die beiden "maximal laufen", ja nicht mehr zurückkämen, ich müsste sie dann ziehen (und dazu bin ich zu faul). Da nur ich weiß, wie lang die Strecke ist, díe ich zu fahren vorhabe, bin ich auch dafür verantwortlich, unser aller Kräfte einzuteilen.


    Wir haben das im Sommer per Joggen geübt und ich bin begeistert, wie gut es jetzt, wo wir tagsüber hellen Sonnenschein und 5-8 Grad Außentemperatur haben, klappt :) Wir können sehr gemütlich Runden drehen, lange, kurze - und Emma hängt sich auf dem Rückweg noch ein Stück weit richtig rein.
    Nachteil: Nach 2 Stunden Pause wollen die beiden wieder los. Die schaffen mich.


    Edit: Ja, ne, klar: Wenn es nicht anders als mit Bremsen geht, weil die örtliche Varianz fehlt ... dann muss man eben etwas runterbremsen.

    Ich habe - mit verschiedenen Hunden - festgestellt, dass die meisten Menschen, die "Knurren albern finden" nicht "richtig" knurren können. Wenn meine Frau z.B. versucht, meine Hunde anzuknurren, lachen die. Ernsthaft.


    Knurren - dazu zähle ich auch ein warnendes Hüsteln tief im Hals (oder kann man das "leichtes Röcheln" nennen?) - hat den Vorteil, dass es vom Hund (von jedem "normalen") verstanden wird. Man kann Spiel-Knurren, man kann Warn-Knurren, man kann eine echte Auseinandersetzung mit einem einzigen kurzen Knurrer starten. Der Vorteil liegt darin, dass man dem Hund nicht erst auf verschiedenen menschlichen Sprachen "Nein", "Aus", "Pfui", "Lass das", "Das finde ich jetzt aber nicht gut", "Böser Hund", "Sautöle" und weitere Stop-Kommandos beibringen muss, sondern man kann international eindeutig "hündeln".
    Der Nachteil liegt darin, dass viele Hunde schon so vermenschelt sind, dass sie ja nicht mal mehr untereinander Warnsignale akzeptieren - dann bringt auch ein menschliches Knurren nichts. Und genau das weiß man leider vorher nicht!


    Das heißt nicht, dass man nicht eindeutige Stop-Kommandos nutzen soll, ganz im Gegenteil! "Aus" oder "Nein" müssen sein, schon weil das jeder Mensch versteht (die entsprechende Sprachkenntnis vorausgesetzt)!


    Ich stehe halt auf dem Standpunkt, dass so, wie viele von ihrem Hund erwarten, sich ganz auf den Menschen einzustellen (Deutsch zu lernen, menschliche Mimik zu deuten, sich an den menschlichen Tagesablauf anzupassen), man auch ein kleines Bisschen dem Hund entgegenkommen kann. Dazu gehören Kleinigkeiten wie "bei fremden Hunden nicht anfassen - bzw. dann nicht die Hand von oben nach unten" oder "nicht fixieren". Ein Knurren kann man ganz leise andeuten, man muss dazu nicht einmal ein menschliches Gespräch unterbrechen (wie ein "Nein" es täte).


    Meine Hunde stammen von einem Gnadenhof und hatten mit einem knappen dreiviertel Jahr noch keine Kommandos gelernt. Knurren haben sie sofort verstanden, eine eindeutige Körpersprache auch (vorbeugen, wegdrehen etc). "Nein" nicht. Also habe ich Knurren und Co eingesetzt, um die bequemeren menschlichen Befehle nach und nach einzuführen. Heute funktioniert beides.
    Meistens. :)

    > Keiner sagt, daß alle, die nach ND gearbeitet haben, ihren Hund niemals frei laufen lassen.


    Eben diese Aussage finde ich richtig und wichtig - darauf wollte ich hinarbeiten, als ich schrieb, dass hier im Thread übertrieben wird. Denn andere Aussagen wie (Zitat)
    Ein ND´ler hätte seinen Hund dann an der Leine, oder er arbeitet (...) mit ihm. (...) Das (Ableinen und Wandern) kennen (und dürfen) die (ND-Trainer) nicht.
    (Zitat Ende) oder (Zitat)
    Nee, nie. Hunde gehen doch nicht spazieren, der wird beschäftigt oder wir gehen nicht
    (Zitat Ende)
    könnten den Eindruck erwecken, dass ND-Trainer eben grundsätzlich gegen Freilauf sind. Die Relativierung, dass die Philosophie vielleicht so ist (was ich bezweifle, weil mir das völlig unglaubwürdig vorkommt), dass in der Realität die (guten) ND-Trainer aber zu "Kompromissen" bereit sind, finde ich sehr wichtig.