Es ist sehr schwer, per elektronischer "Kommunikation" zu vermitteln, was man meint/fühlt ...
Ich arbeite an meinem Umgang mit meinen Dampfnasen jeden Tag, mache Fortschritte und Rückschritte, erlebe Erstaunliches und Ärgerliches. Ich bin kein "Profi-Hundeführer" und werde das nach Definition der "Profis" auch (hoffentlich) nie sein. Ich bin in anderen Fachbereichen "Profi" (d.h. ich verdiene mit meiner Erfahrung und deren Weitergabe mein Geld), würde mich aber niemals hinstellen und sagen "mach das so, dann klappt das". Warum das bei Tieren (Hunde, Pferde, Delphine, Spinnen) immer wieder so gemacht wird, ist und bleibt mir unklar.
Zum Thema: Ich würde Dir gerne zwei Punkte verständlich machen (ohne, dazu diente der Vorspann, zu behaupten, dass ich "es weiß"). Bitte missversteh' das nicht als "Leitfaden", sondern nur als meine subjektiven Gedanken/Gefühle:
1.) Du und Dein Hund müssen sich einig darüber sein/werden, was richtig ist und was falsch. Du kannst Deinen Hund das bestimmen lassen (machen viele so) oder selbst die Führung übernehmen. Das Problem bei der zweiten Wahl ist, dass Menschen glauben, sich ständig hinterfragen zu müssen, sich selten SICHER sind, was sie wollen. Warum sind manche "Hundeflüsterer" (im Fernsehen z.B.) so erfolgreich? Weil ihnen oft völlig egal ist, welche theoretischen Hintergründe sie anzuwenden haben, was ihre Kunden hoffen/glauben/denken. Sie WISSEN, was sie wollen (z.B. dass der Hund, um den es geht, ihnen ABSOLUT folgt - und zwar freiwillig). Alles andere ordnen sie dem unter.
Aus dem Fernsehen (oder sogar live) von so einem "Profi" zu lernen, ist schwer, denn man kann die eigene Ausstrahlung, das eigene SEIN nicht einfach umschalten.
Also: Werde Dir klar darüber, ob das Fiepen für Dich der Weltuntergang ist. Wenn ja, dann unterbinde das Fiepen. ALLES ANDERE ist dann egal. Sitz ist egal. Pinkeln ist egal. Sogar wenn der Hund anfängt zu reden wäre das egal. Es geht um das FIEPEN, nichts sonst. Wie unterbinden? Indem Du SOFORT hingehst und für den Hund anstrengende Übungen hochkonzentriert machst (Sitz, Platz, Pfote, Sitz, Komm, Bleib, Platz, Pfote, Platz - ENDE). Kein Lob! Kein Ärger! Es soll nicht um Belohnung gehen, sondern darum, das FIEPEN abzustellen. Oder geh raus. Oder unterbrich Deine Beschäftigung mit dem Hund - was auch immer, das kannst Du nur selbst entwickeln, Ziel muss sein, eine deutliche, klare Änderung Deines Verhaltens BEIM FIEPEN zu zeigen, das für den Hund WENIGER angenehm ist als Dein vorheriges Verhalten.
Wenn das Fiepen nur ärgerlich ist, aber "er ist doch sooooooo süüüüüüüß", dann ignorier das Fiepen. Dann redest Du Dir nur selbst ein, dass es wichtig ist. Es ist Dir aber eben nur MANCHMAL wichtig. Nämlich dann, wenn Du SELBST gerade genervt bist oder eine Ausrede fürs "ich möchte mich jetzt genervt fühlen" suchst ...
2.) Wenn Du mit Leckerli und großen Belohnungen arbeitest, setze die nur da ein, wo Du GANZ GENAU den gewünschten Erfolg belohnen kannst. Ich habe das Glück, dass meine Hunde Leckerli langweilig finden (bin deshalb aber schon von "Profis" kritisiert worden, ich sollte den Hunden doch gefälligst weniger zu fressen geben, damit die "in der Hundeschule" aufmerksamer werden - soviel zu "Hundeschule" und "Profis") - ich finde aber diese Verknüpfung zwischen FRESSEN und LERNEN ganz heikel. Man stelle sich vor, ein PFERD (bei dem das ja auch praktiziert wird) bekäme nur zu fressen, wenn es sich "benimmt" - da würde jeder "Tierquälerei" schreien. Und dass man Kinder (menschliche) nicht dadurch zu besseren Schulleistungen bringt, indem man ihnen für JEDE kleine Verbesserung SOFORT IMMER Eis, Schokolade und Spaghetti reinwürgt, ist, glaube ich, auch "common sense". Warum also beim Hund? Das heißt nicht, dass Leckerli für mich "tabu" wären - völliger Unsinn. Nur das "ständige Zustopfen" mit Fressen finde ich ... eben heikel.
Im Grunde zielt Punkt 2 auf etwas Ähnliches wie Punkt 1: Wenn Du EIN Erfolgserlebnis GEZIELT belohnen kannst, sind Leckerli sicher gut geeignet (wenn der Hund sie mag). DANN kann man auch "bestechen", indem man zeigt: "Belohnung gibt es, wenn Du das und das machst". Wichtig ist aber, dass für beide Seiten klar ist, um was es geht.
Noch anders formuliert: Es fällt mir auch schwer, bei den vielen, vielen Baustellen, die wir hier im Umgang miteinander noch haben, mich auf EINE Sache zu konzentrieren. Vor allem, wenn ich nebenbei noch mit meinen menschlichen "Mitlebenden" kämpfen muss, die alles gleichzeitig von uns erwarten. Ich schaffe das nur, indem ich SEHR OFT und dafür jedes Mal nur SEHR KURZ übe. Dadurch überfordere ich meine eigene Konzentration nicht - und kann meinen Hunden gegenüber die notwendige Eindeutigkeit wahren.
Klar ist es schwierig, Fiepen zu ignorieren. Aber ich bin so böse zu behaupten, dass Du für Dich nicht entschieden hast, ob Dir das "Nichtfiepen" wichtiger ist als das "auf dem Platz liegen bleiben". EINES VON BEIDEN ist erstmal wichtig. Wenn "Nichtfiepen", dann verweise den Hund eben NICHT auf den Platz (es wäre falsch, ihn jetzt vom Platz zu rufen - das wäre eine Bestätigung des Fiepens). Vermeide jeden Befehl, der Fiepen zur Folge haben könnte, damit Du Dich auf das Fiepen-Vermeiden konzentrieren kannst, wenn es auftritt.
Wenn das Aufdemplatzbleiben wichtiger ist, dann spielt doch das Fiepen gar keine Rolle, oder? Schließlich will Fellnase ja nur erreichen, dass Du den EIGENTLICHEN Befehl ("bleib") auflöst.
Also will Fellnase einfach nur klären, ob DU oder ER bestimmt, was wichtig ist.