Meiner Erfahrung nach kann eine "Sammlung" von Tips und Tricks eher frustrieren als helfen. Wenn man nämlich die vielen, vielen unterschiedlichen Ansätze alle selbst ausprobieren muss, werden viele beim eigenen Hund nicht funktionieren und man kommt nicht weiter.
Ich kann ein paar Gedanken - aber keine endgültigen Lösungen - anbieten, die weder Anspruch auf "richtig, genau so" erheben noch verallgemeinerbar sind:
"Ich gehe schon da lang, wo wir selten Hunde treffen" hat mir in der Vergangenheit mächtig Probleme verschafft, jede dann doch stattfindende Begegnung war so "besonders", dass die austickende Hunde-Dame erst recht Dampf gemacht hat. Für meine Hunde habe ich kapiert, dass ICH der Hebel bin, der "Austick" oder "rumoren, aber bei Cheffe bleiben" bin. Wenn ich ruhig und cool bleibe - nicht nur "äußerlich", sondern eben wirklich, auch gefühlt - bleiben meine Hunde "bei mir" (Fokus, Aufmerksamkeit). Wenn ich Angst vor der Situation habe, mich unwohl fühle - exponentieren (gibt es das Wort schon?) meine Hunde das. ICH bin wichtig, das muss mir klar sein, dann fokussieren sich meine Hunde auch auf mich. Wenn ich nur meine Hunde für wichtig halte - dann sehen die das ganz genauso und verhalten sich entsprechend.
Wenn Hundebegegnungen wichtig sind - und für mich sind sie das, ich habe gerade erst wieder die Bestätigung erlebt, wie viel ruhiger, zufriedener und gehorsamer ein Hund MIT EINEM ZWEITEN ist/wird (egal, was manche "Hundetrainer" in ihren Podcasts so erzählen) - wenn Begegnungen also wichtig sind, dann sind es diese, FÜR DIE WIR RAUSGEHEN. Sie sind das Ziel, sie sind die Belohnung. Darauf fokussieren wir uns. Mein Mädel, das noch vor einem knappen Jahr gerne zieeeeemlich weit ihre "Reichweite" beim Freilauf ausgekostet hat, ist heute viel mehr "bei mir" (näher dran), wenn sie weiß, dass wir einen ihrer Kumpels besuchen. Vorher - und hinterher auf dem Heimweg. Also: Die Begegnungen sind das Ziel, nicht das Hindernis.
Mit Leckerli arbeite ich nicht. Nie. Auch nicht bei Pferden. Meine jahrzehntelangen Erfahrungen mit dieser Einstellung sind ausnahmslos positiv. MEINE Bestätigung soll wichtig sein. UNSER gemeinsames Interesse soll wichtig sein. Fressen gibt's zuverlässig immer sowieso bei mir - das ist nichts, für das ein Tier Tricks lernen muss, das ist "Lebensgarantie", so wie die sicheren Schlafplätze und die Kuscheleinheiten.
Da darf frau gerne anderer Ansicht sein - ich habe so viele schlechte Beispiele für Leckerli-Erziehungen gesehen, dass ich mich DAVON nicht mehr überzeugen lasse.
Suchspiele sind etwas anderes!
Als Variante zu den Gedanken: Wenn die Spaziergänge nur die Spaziergänge als Ziel haben, wäre ich als Hund aber auch gelangweilt :-) Spazieren zum Sich-Lösen: Klar, keine Frage. Dann ist aber das Häufchen (bei Industriefutter auch DER HAUFEN) das Ziel Ansonsten sind wir draußen, weil wir einen GRUND dazu haben. Und sei es zu schnüffeln, zu gucken, Fotos zu machen, Pferde zu zählen, Zaun zu kontrollieren. Wenn wir "nur latschen", dann machen wir dabei auch mal Konzentrationsübungen. Je kürzer, desto besser, es soll ja Erfolgserlebnisse geben. Oder mal sitzenbleiben, ranlocken, dann zur Belohnung kurz miteinander sprinten ...
Und ja, das geht alles auch, wenn man selbst alt ist. Ich bin ein alter Sack. Ich habe Hunde, damit ich das nicht merke.
Marc Albrecht