Ich denke, man muss das differenziert sehen. Meiner Meinung nach hat jeder Hundehalter die Pflicht, seinen Hund so zu führen, dass niemand dadurch belästigt oder gefährdet wird. Wenn er es schafft, den Hund so zu erziehen und zu führen, dass der Hund weder zu Leuten, noch zu anderen Hunden hinläuft und auch nicht jagen geht- ja warum sollte der Hund dann an die Leine?
Wer seinen Hund auch im Wald unter seinem Einfluss hält (und damit meine ich nicht, dass er den Hund abrufen KÖNNTE, wenn Spaziergänger kommen, andere Hunde auftauchen oder er Wild sieht, sondern dies tatsächlich auch tut und der Hund auch wirklich hört), kann aus meiner Sicht der Hund gerne ohne Leine unterwegs sein und seine Freiheit genießen.
Was aber aus meiner Sicht nicht geht, ist einen Hund, der nicht abrufbar ist, leinenlos herumlaufen zu lassen. Der Hund sollte schon auch unter Ablenkung hören, ansonsten gehört er an die Leine. Ebenso sollte der Halter sich verantwortlich fühlen, den Hund tatsächlich zu rufen, wenn Spaziergänger kommen, auch wenn sein Hund "nix tut". Das gebietet die gegenseitige Rücksichtnahme. Es tut keinem Hund weh, mal einige Meter bei Fuß zu gehen, um einen Spaziergänger oder Hundehalter mit angeleintem Hund zu passieren. Anleinen ist da aus meiner Sicht nur nötig, wenn der Hund nicht bei Fuß bleibt. Wer sicherstellen kann, dass der Hund bei ihm bleibt, darf gern darauf verzichten.
Dass auf diesen Gehorsam hin trainiert werden sollte, ist dabei klar. Aus Faulheit den Hund immer nur an der Leine zu halten geht aus meiner Sicht genauso wenig, wie ungehorsame Hunde frei laufen zu lassen.
Man muss auch sehen, dass es bei der ganzen Diskussion um verschiedene Typen Hunde geht. Mein einer Hund hat so gut wie keinen Jagdtrieb und entfernte sich von sich aus nie weiter als 10m. Wenn so ein Hund dann auch noch auf Ruf kommt, braucht er doch im Wald nicht an der Leine gehen. Wer einen solchen Hund hat, kann sich glücklich schätzen, sollte diese Erfahrung aber nicht direkt auf alle anderen Hunde zu übertragen versuchen, denn es ist eben nicht bei jedem Hund so.
Bei meinem zweiten Hund brauchte es viel Training, ihn überhaupt mal offline laufen lassen zu können, der Jagdtrieb ist nicht von schlechten Eltern. Da braucht es eine Menge Training und längere Zeit- u.a. deshalb, weil die Vorbesitzer es nämlich zugelassen haben, dass er Vögel jagt. "Er kriegt sie doch sowieso nicht." Dass er in einer solchen Situation aber keineswegs abrufbar ist und sich auch bei einer Vogelverfolgung in lebensgefährliche Situationen bringen kann, ist ihnen nicht bewusst gewesen. Oder egal. Solche Leute gibt es auch. Hund 1 an der Hauptstraße totfahren worden, weil ohne Leine und hört nicht vernünftig. Der Nachfolger läuft nun auch wieder ohne Leine an der Hauptstraße herum und glaubt nicht, dass der abrufbar wäre. Mal abgesehen davon, dass sie nicht nur ihren Hund gefährden, sondern auch die Autofahrer.
Sowas geht in meinen Augen wirklich nicht, Freiheit für den Hund hin oder her. Um Freiheit genießen zu können, muss der Hund vernünftig hören und das erfordert nunmal bei den meisten Hunden ein Training. Und bis dahin ist eine Leine das Mittel der Wahl. Die meisten Leute, die ich hier mit frei laufenden Hunden sehe, die nicht hören, haben aber schlichtweg keine Lust, mit ihrem Hund zu trainieren und/oder sehen es auch nicht als notwendig an. Oft ist dabei das Bewusstsein dafür, ab wann man andere Leute belästigt, recht schwach ausgeprägt.
Insofern würde ich nie für einen generellen Leinenzwang plädieren, das fände ich tierschutzrelevant. Aber ich plädiere dafür, dass Hundehalter sich ihrer Verantwortung stellen und ihren Hund so halten und führen, dass Rücksicht genommen wird und niemand zu Schaden kommt. Das schließt die Entfernung der Hinterlassenschaften an Orten, wo jemand hinein treten könnte, mit ein.