Du hast ja hier schon gute Tipps bekommen. Eure Beziehung ist noch nicht gewachsen, er ist im besten Flegelalter- ja, das ist nicht leicht.
Aber: wenn du schon sauer bist, weil es nicht geklappt hat, lass ihn noch was einfaches machen, was auf jeden Fall klappen wird und dann trainiert ein anderes Mal weiter. Wenn du gereizt oder beleidigt bist, wird das beste Rückruftraining nix.
Wenn dein Hund mehr auf deinen Freund hört als auf dich, dann könnte das neben all den anderen genannten Dingen (wie z.b. dem "Großelterneffekt") auch dran liegen, dass dein Freund vielleicht eine natürliche Ausstrahlung von Autorität mitbringt. Wenn die Ignoranz von seiten des Hundes (die er vielleicht einfach nur mal testet) bei dir eine derartige Unsicherheit und ein Anbändelnwollen deinerseits hervorruft, kann es sein, dass dein Hund seine Vermutung bestätigt bekommt: mit der ist nix anzufangen, die übernimmt ja gar keine Führung. Die braucht mich ja! Die kann nicht ohne mich! Genau da hilft das Ignorieren, was ja schon vorgeschlagen wurde. Aber m.E. muss deine Reaktion noch darüber hinaus gehen. Nicht äußerlich, sondern innerlich. Mach dir klar, dass dein Hund das nicht persönlich meint, du dich auch nicht persönlich angegriffen fühlen musst.
Das ist so, als wenn eine Mutter bei jedem Wutanfall ihres Zweijährigen anfängt, sich zu fragen, was sie alles falsch gemacht hat. Und wenn das Kind dann lieber zu Oma will (weil Oma heute Pfannkuchen macht), fragt sich die Mutter: oh Gott, hat er die Oma jetzt lieber als mich? Wenn du erst einmal in diesem Fahrwasser bist, wird dein Hund das spüren und darauf reagieren.
Nimm es also nicht persönlich, wenn dein Hund eure Beziehung austestet. Er muss das machen, weil es seinem Alter entspricht und weil er überhaupt erst einmal herausfinden muss, wo er in eurer Beziehung steht. Welches seine Verantwortlichkeiten und auch Freiheiten sind.
Wenn er also so reagiert, stell dir einfach ein Kind bei einen Wutanfall vor. Vielleicht grinst du nächstes Mal ein wenig in dich hinein angesichts der Tatsache, dass es ein netter Versuch war, dein Kommando zu ignorieren. Und dann setzt du dich konsequent aber liebevoll durch. Du bist die, die am längeren Hebel sitzt, du verwaltest die Ressourcen. Du kannst auf der Schleppleine stehen oder auch nicht, Leckerchen herausgeben oder auch nicht, ihn zu den interessanten Schnüffelstellen hin lassen oder auch nicht. Er wird bekommen, was er möchte, wenn er mit dir zusammen arbeitet. Und nur dann. Es gibt keinen Grund, warum es eine Katastophe darstellen muss, wenn dein Hund mal eine Phase hat, wo er nicht auf dich hört.
Natürlich kann es sein, dass du dein Training mal überdenken musst. Aber das tu dann nicht während ihr trainiert.
Wenn du das Gefühl hast, entweder er oder du, ihr habt einen ganz schlechten Tag, oder wenn du ihn garnicht motivieren kannst, macht ihr einfach am nächsten Tag weiter. Er wird es lernen, ganz bestimmt. Und ihr werdet auch ein Team werden. Aber das alles braucht Zeit und Schwankungen wird es immer wieder geben.
Bei meiner Hündin hat die Aufmerksamkeit gestern top funktioniert, heute ging garnichts. Das gibt es. Und es liegt weder daran, dass der Hund einen doof findet oder nach der Weltherrschaft greift (jedenfalls in den allermeisten Fällen nicht). Meistens liegt es daran, dass einer von beiden einfach einen schlechten Tag hat. Ein Hund reagiert manchmal auf Stimmungen, von denen du selbst kaum weißt, dass du sie hast. An Tagen, wo es mir nicht gut geht, gehen wir entspannt an der Flexi spazieren und üben garnix.