Es erschließt sich mir nicht, warum in aller Welt man einen Trick über körperliche Einwirkung wie festhalten und Zwangssituationen beibringen muss (das kann nun auch nicht gut sein für die Bindung), wenn es schnell und freudig über den Clicker geht. Und nein, die Hunde machen diese Sachen nicht nur, wenn man Leckerchen in der Tasche hat. Das ist Unsinn. Clicks und Leckerchen werden ja nach und nach abgebaut. Mein Hund bringt mir auch meinen Kram, wenn ich in der Badewanne sitze, und da habe ich garantiert keinen Leckerchenbeutel bei mir.
Was selbstbelohnende Verhaltensweisen betrifft, so kann ich ihr in einigen Sachen folgen. Für mich nehme ich von dieser Methode die Ampel mit (gut, neu scheint die ja auch nicht gerade zu sein), da ich es gut finde, dass man damit für den Hund deutlicher wird. Einfach, weil bei Nichtgehorsam (und Gehorsam kann man bitte auch erst einfordern, wenn der Hund verstanden hat, was er machen soll) immer das gleiche Prinzip abläuft. Außerdem den Fokus auf die Kommunikationsbereitschaft, sozusagen- wie man in der Psychologie sagen würde- den Wechsel der Kommunikationsebene. Wenn der Hund mein Kommando ignoriert, dann muss ich den Fokus darauf richten, dass ich zunächst seine Aufmerksamkeit bekomme. Das ist auch nicht neu, aber gerät schon manchmal in Vergessenheit, deswegen nehme ich es mit.
Ganz ohne Leckerchen arbeiten wollte ich nicht. Für meinen Hund wäre ein Abstreichen definitiv keine Belohnung, jedenfalls nicht draußen. Wenn es draußen überall gut riecht, will mein Hund doch nicht kuscheln. Die beste Belohnung ist dann das, was er sowieso tun wollte. Und damit arbeite ich jetzt schon sehr erfolgreich, zusätzlich zu den Leckerchen.
Es ist Quatsch, dass ein mit Leckerchen ausgebildeter Hund nicht mehr hört, sobald man den Beutel zuhause vergessen hat. Ebenso halte ich aber für unwahrscheinlich, dass jemand seinen Hund völlig ohne Strafe ausbildet. Bei allen, die das bisher behauptet haben, konnte man feststellen, dass "Strafe" einfach nur sehr eng definiert wurde, so dass die eigenen Maßnahmen dann halt nicht mehr darunter fielen. Oder aber der Hund konnte manche Sachen noch garnicht. Wenn ich mittels Leine verhindern muss, dass er sich selbst belohnt, bin ich ohne Strafe auf dem Weg. Behaupten, dass es funktioniert, kann man am Ziel.
Hunde brauchen Grenzen und bei der Grenzsetzung egal welcher Art kommt man, vor allem, wenn es um selbstbelohnendes Verhalten geht, nicht an Konsequenzen vorbei, die unter Strafe fallen. Und sei es nur das Vorenthalten dessen, was der Hund gern möchte.
Grundsätzlich denke ich, dass positive Erziehung in unerfahrenen Händen weniger kaputt machen kann als ihre Methode. Wer zum Beispiel ein schlechtes Timing bzw. die Methode vielleicht nicht wirklich verstanden hat, der kann sicherlich eine Menge Vertrauen zerstören, wenn er sich das Buch kauft und danach loslegt. So wird ja z.b. im Buch betont, dass es immer nur darum geht, die Kommunikationsfähigkeit wieder her zu stellen. Wenn der Hund also etwas falsch macht, aber seine Aufmerksamkeit bei ihr hat, bekommt er Hilfe, keinen Anschiss. Wenn das jetzt einer nicht kapiert, ist es aus mit dem Vertrauen. Beim clickern kann es höchstens passieren, dass der Hund das Falsche lernt. So what?
Einiges finde ich interessant, wenn auch nicht wirklich neu. So werde ich mich wohl weiterhin als Jäger und Sammler betätigen und von allem das behalten, was ich für richtig und gut halte.