Kleine Frage zum Nachdenken:
Wo liegt für den Hund der Unterschied zwischen dem Kunststückchen "Pfote geben" und dem Kunststückchen "Sitz"?
Ach, für den Hund gibt es keinen Unterschied?
Also beleuchten wir das Ganze mal weiter...
Für den Hund sind beides Kunststückchen, für den Menschen ist das eine ein Kunststück, das andere ein wichtiges Kommando.
Nur warum klappt das Kunststückchen meist immer und sehr zuverlässig und das "wichtige Kommando" nicht und manche Menschen meinen, da braucht man dann Zwang?
Wie lernen denn die meisten Hunde das Kunststückchen "Pfote geben"?
In entspannter Atmosphäre mit viel Begeisterung auf Seiten den Menschen und tollen Keksen wird geübt. Der Hund wird in eine positive Erwartungshaltung versetzt, er ist also ansprechbar, es wird x mal wiederholt, es werden meist unbewusst viele weitere kleine Reize eingebaut, die dann vom Hund "gelesen" werden.
Klappt super, Pfote geben ist bei fast allen Hunden eine Paradedisziplin.
Jetzt das "wichtige" Sitz.
Meist ist nach den ersten Grundübungen die Stimmung schon ernster. Wir trainieren hier schließlich etwas "Wichtiges"!
Sehr schnell wird geglaubt, dass der das jetzt aber kann. Und dann soll er vor uns sitzen, neben uns sitzen, drinnen sitzen, draußen sitzen, sitzen bleiben, vor dem Napf sitzen, bei hoher Ablenkung sitzen... Der kann doch schließlich "Sitz", meinen wir.
Ortsbezogenes Lernen entfällt, wir wollen ganz schnell überall Sitz, viele kleine Reize, die der Hund lesen kann, sind auch nicht da, denn schließlich wollen wir das Sitz immer anders.
Jetzt war Hund richtig gut und kann schon verdammt viele "unterschiedliche Sitz", das ist eine große Leistung, das sollte man sich mal vor Augen führen! Dass das dann noch wackelig ist, das ist aber doch irgendwie einleuchtend, oder?
Und jetzt schafft der "dumme Hund" es nicht aus dem Platz ins Sitz zu gehen. Jetzt werden wir aber massiv, der weiß doch, was Sitz heißt und es ist wichtig!
Aber was denn der Durchschnittshund bis jetzt gelernt?
Sitz bedeutet den Popo runter zu nehmen. Dummerweise ist der unten, wenn sich jetzt kein Loch im Boden auftut, dann kann er diese Aufgabe nicht lösen.
Welchen Zacken breche ich mir aus der Krone, wenn ich dem Hund nun freundlich beibringe, dass Sitz eben auch bedeuten kann sich vorne aufzurichten?
Dass die für uns wichtigen Kommandos oft nicht gut klappen und nicht so sicher sitzen, wie wir es uns wünschen, das liegt normalerweise an unserer Beschränktheit bei der Ausbildung. Wir machen zu große Schritte, setzen zu viel als selbstverständlich voraus. Gewalt löst diese Probleme nun nicht besser.
LG
das Schnauzermädel