Ich lebe nun seit 20 Jahren in Bangkok/Thailand.
Wer hier ein Haus hat, hat im Allgemeinen auch einen Hund. Dessen Aufgabe ist es, das Haus zu bewachen.
Auf dem Lande leben die Hunde draussen und bekommen Reis mit irgendwelchen Resten. Tieraerztliche Versorgung ist dort wohl eher nicht gegeben. Die Hunde laufen frei herum und vermehren sich fleissig. Das heisst aber nicht, dass die Menschen ihre Hunde nicht lieben. Sie wissen es nicht anders.
In den Staedten, besonders in Bangkok, ist es etwas anders. Auch hier haben Hausbesitzer Hunde zum Bewachen. Diese Hunde sind meist im Garten/Hof und schlafen auch draussen. Es sind weniger Rassehunde als irgenwelche Mixe. Kastriert werden nur wenige (und meist auch nur auf Betreiben auslaendischer Tierschutzorganisationen) und sie laufen teilweise auch ausserhalb des Grundstuecks herum.
Entsprechend gibt es unendlich viele Strassenhunde, die sich wiederum vermehren. Die Hunde sind eigentlich nicht aggressiv sondern eher lethargisch, vielleicht auch aufgrund der grossen Hitze. Trotzdem haben Thais meist furchtbare Angst vor ihnen. Die Strassenhunde leben von Muell oder von dem, was freundliche Menschen ihnen hinstellen. Viele werden von gutherzigen Samaritern gefuettert.
Dazu gibt es dann die teuren reinrassigen Hunde, vorzugsweise auch kleine Rassen im Handtaschenformat, die im Haus leben und als Schosshunde gehalten, endlos verwoehnt und nicht erzogen werden. Gern auch mit Kleidchen und Glitzerhalsbaendern verziert. Wer sich so einen teuren Hund und Zubehoer leistet, leistet sich auch den Tierarzt. Tierkliniken mit 24 Std. Service sind hier in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Das scheint ein lukratives Geschaeft zu sein. Der Service ist aber auch wirklich gut.
Die Hunde laufen eher so mit. Erziehung ist nicht so das Thema. Auslaufmoeglichkeiten gibt es in der Stadt auch nicht, in keinem Park sind Hunde erlaubt, und entsprechend geht man auch nicht mit seinem Hund spazieren. Es ist sicher auch nicht schoen, weder fuer Hund noch Halter, an vielbefahrenen Strassen in der Hitze und den Abgasen herumzulaufen, auch mit der Gefahr, von einem Rudel Strassenhunde angemacht zu werden.
Ich kenne eine Auslaenderin, die regelmaessig mit ihrem ganzen Rudel von bis zu 5 Hunden spazierengeht. Sie hat eine Spruehflasche mit Essig am Guertel, mit der sie im Fall der Faelle die Strassenhunde abschrecken will.
Insofern gehen meine 3 Hunde auch nicht Gassi. Sie haben einen grossen Garten zur Verfuegung mit viel Rasenflaeche, Sonne, Schatten und ueberdachten Plaetzen - ganz wie es ihnen beliebt. Die meiste Zeit am Tag verdoesen sie sowieso oder sonnen sich (!) bei 35 Grad im Schatten. Abends nehme ich sie mit ins Haus, schlafen tun sie auch drinnen. Ich haette zuviel Angst, dass ein Einbrecher ihnen vergiftetes Fleisch hinwirft, um sie auszuschalten.
Vor Jahren habe ich einen Grundkurs in Hundeerziehung mit unserer Lucky hier mitgemacht. Dort waren fast nur Auslaender oder gemischte Ehepaare mit ihren Hunden. Die Hunde waren allerdings alles Strassenmixe.
Mein Fazit: Die Menschen moegen grundsaetzlich Hunde und diese gehoeren auch zur Familie. Ueber Haltung, Erziehung und Gesundheit (unkontrollierte Vermehrung) gibt es jedoch viel zuwenig Wissen. Das aendert sich jetzt erst ganz allmaehlich.
Gruss aus Bangkok
Soidog