Der Ausdruck "schwierig" ist sicher auch Definitionssache. Was der eine als schwierig empfindet, entlockt dem anderen womöglich nur ein müdes Lächeln.
Allerdings möchte ich jetzt mal ganz provokant behaupten, dass die Tendenz, den eigenen Hund als schwierig zu bezeichnen gerade durch das Internet gefördert wird.
Nehmen wir als Beispiel mal einen - womöglich etwas unbedarften - Hundehalter. Vielleicht ist das sein erster Hund, vielleicht hatte er auch schon vorher mal einen gehabt, und nun möchte er sich informieren. Recht schnell stellt er fest, dass:
a) Probleme eigentlich überall lauern. Ich habe oft den Eindruck, dass gerade in den relativ anonymen Abgründen des World Wide Web gerne mal aus Mücken Elefanten gemacht werden. Problemchen werden zu riesigen Baustellen aufgebläht, und es gibt genügend Menschen, die es offenbar besonders spaßig finden, fremden Hunden die allertollsten Verhaltensstörungen anzudichten.
b) Jede, und wirklich jede Hunderasse (inklusive sämtlicher Mixe) ist total speziell und überhaupt und sowieso. Die anderen wissen das. Nur der betreffende unbedarfte Hundehalter nicht.
c) Probleme (ob groß oder klein) müssen immer und ausnahmslos beseitigt werden. Tut man das nicht, sollte man besser keinen Hund haben.
Da sitzt er nun, der Hundehalter, der sich eigentlich nur mal ein wenig informieren wollte. Er fühlt sich vermutlich komplett überfordert und unfähig, schaut seinen Hund an, der vielleicht keine größere Macke hat als zu bellen, wenn es an der Tür klingelt und denkt sich "Verdammt, ich habe einen Problemhund. Bei der Rasse ja kein Wunder."
Natürlich habe ich hier ziemlich überspitzt formuliert. Ich will nicht bestreiten dass es Fälle gibt, in denen Hund und Halter schlichtweg nicht zueinander passen (aus welchen Gründen auch immer) , und sicher kann das Internet eine tolle Informationsquelle sein. Wenn sich jemand einen HSH in seine Zwei-Zimmer-Großstadtwohnung setzt, wird er seinen Hund wohl immer als "schwierig" bezeichnen. Wenn der unbedarfte HH Informationen kritisch betrachtet, bringen ihm Foren und Co. wohl mehr Nutzen als Schaden.
Trotzdem muss man sich ab und an vielleicht nicht wundern, wenn jemand Dinge sagt wie "Mein Hund ist halt schwierig" - könnte unter Umständen reiner Selbstschutz sein. Vielleicht meint er damit nichts anderes als " Okay, der bellt wenn es an der Tür klingelt, aber die Rasse hat halt Wachtrieb. Hab ich im Internet gelesen, aber ich bin nicht unfähig, ehrlich!"
Ich gehöre übrigens auch zu den Menschen, die im Gespräch gerne mal Dinge sagen wie: " Mein Hund kommt aus dem Ausland, hat ein paar Baustellen, aber früher war die schwieriger (
)" - inklusive der Aufzählung ihrer Macken, vergangene wie aktuelle . Das tue ich nicht, weil ich unbedingt mal ein Fleißsternchen von fremden Leuten haben will.
Ja, ich fand Luna schwierig, im Vergleich zu ihr waren die vorigen Familienhunde ungefähr so kompliziert wie Steiff-Tiere. Andere HH hätten über das, was ich als Problem empfand vielleicht nur die Augen verdreht, ich weiß es nicht. Für mich war es eben anstrengend und oftmals auch frustrierend. Für Luna vermutlich auch.
Wenn ich darauf hinweise, dann nicht um mich zu profilieren oder um anzugeben. Mit meinem Hund kann ich eh keinen Blumentopf gewinnen, und ich will es auch nicht. Ich tue das, weil ich mir ein bisschen Verständnis wünsche. Sei es von dem Menschen, der glaubt, dass jeder Hund so etwas ist wie ein laufender Streichelzoo und dem ich auf die Art erklären möchte, dass Luna eben nicht jeden mag und dass es für sie schon eine tolle Leistung ist, nicht jede Person anzupöbeln. Oder von jemandem, dessen Hund super in der Hundeschule mitmacht, gerne Tricks lernt und gerne mitarbeitet - da sag ich auch mal, dass bei Luna das Eigenständige des Windhundes wohl ziemlich durchkommt.
Das Lünchen macht halt keine Schraube rückwärts und "Sitz und Bleib" auf drei Kilometer Entfernung, und ich mag es nicht, wenn ich (im wahren Leben oder virtuell) als komplett unfähige Person betrachtet werde, weil mein Hund eben nicht immer und überall funktioniert - da sag ich doch lieber, dass sie ein bisschen "schwierig" ist, auch wenn ich das für mich mittlerweile nicht mehr bzw. kaum noch so sehe. Übrigens freue ich mich trotzdem, wenn unsere Fortschritte anerkannt werden. Das hat nicht zu tun mit "Fishing for Compliments" , ich muss nicht über meinen Hund mein Ego streicheln lassen.
Manchmal hebe ich Lunas Probleme auch besonders hervor. Das tue ich gerne mal dann, wenn ich Dinge höre wie "Ja, ich will auch einen Hund aus dem Ausland retten, die sind ja sooooo dankbar!" Joa, dann packe ich auch die "Mein Hund ist ja so schwierig" - Keule aus. Schon um solche Sachen zu vermeiden wie das Ehepaar, das einen Hund aus Spanien "rettete" und den nach drei Wochen wieder abgeben wollte, weil der immer noch den betreffenden Ehemann anknurrte.
Was ich sagen will: Es gibt sicher Menschen, die sich einen "schwierigen" (Definitionssache! ) Hund zulegen, um anzugeben, sich aufzuwerten, was auch immer. Und solche, die aus Unwissenheit heraus agieren und dann feststellen, dass sie sich übernommen haben. Aber nicht nur. Ich denke, es gibt auch einige, die solche Dinge aus Unsicherheit heraus sagen. 
Ich habe jetzt vermutlich recht wirr geschrieben und ungefähr achttausend Aspekte vernachlässigt - bitte seht mir das nach. 