So, nun habe ich mich hier auch mal eingelesen.
Tja, ist schon so eine Sache mit der gegenseitigen Rücksichtnahme, was? Ich mag jetzt gar nicht auf den Zug aufspringen, wer denn nun mehr Rücksicht nehmen muss und wer weniger - meiner Meinung nach sollte das immer auf Gegenseitigkeit beruhen, egal ob es nun um Hunde, Kinder, Jogger, Radfahrer... geht.
Vielleicht tun wir uns auch deshalb manchmal so schwer damit, weil wir zwar alle in einer Gesellschaft, gleichzeitig aber in unserer ganz eigenen Welt leben. Jeder hat eigene Erfahrungen, Prioritäten und "Wertigkeiten", und ich denke, dass es manchmal einfach schwerfällt zu akzeptieren, dass diese nicht zwangsläufig bei anderen Menschen genauso sind. Bei dem einen steht der Hund an oberster Stelle, beim anderen das Kind oder von mir aus auch (in diesem Moment) die tägliche Joggingrunde.
Mir ist mein Hund sehr wichtig - für mich ist sie das schönste, tollste (und manchmal absolut nervtötendste) Tier auf der Welt. Trotzdem muss ich akzeptieren, dass andere Menschen vielleicht gar keine Hunde mögen, Angst haben etc. Auch wenn ich mir das (aus meiner ganz eigenen Sicht heraus) nicht vorstellen kann, so muss ich doch darauf Rücksicht nehmen.
Dementsprechend habe ich dafür Sorge zu tragen, dass mein Hund niemanden belästigt. Wenn uns Passanten entgegenkommen, nehme ich sie auf die den Personen abgewandte Seite; nähert sich ein Jogger oder Radfahrer, weiche ich aus, um ihn ungestört passieren zu lassen.
Für mich ist das selbstverständlich, denn nicht jeder ist ein Hundefreund und sollte daher ungestört seiner Wege gehen können. Hier gibt es übrigens noch zahlreiche Menschen, die sich dann freundlich bedanken.
Für andere Leute ist eben ihr Kind das Allerwichtigste, auch das habe ich zu akzeptieren. Nun - ich gehöre auch zu den Menschen, die mit Kindern nichts anfangen können. Soll nicht heißen, dass ich alle Kinder per se doof finde oder sie gar hasse (das wäre ja auch schlimm) , ich habe einfach nur keinen Bezug zu ihnen.
Mir ist völlig klar, dass Kinder auch mal rumrennen, kreischen und Blödsinn machen, das ist normal und ich war ja auch nicht anders. Mir geht sowas ziemlich schnell auf den Keks, aber das ist dann halt mein Problem - allerdings nicht in jeder Situation.
Wenn ich z.B. in einem Restaurant sitze und in Ruhe essen will, dann erwarte ich schon, dass ich das ohne lästigen Besuch von fremden Kindern tun kann. In dem Fall empfinde ich Sprüche wie "Kinder sind halt so, das muss man hinnehmen" als ziemlich faule Ausrede. Auch Eltern sollten ab und an mal daran denken, dass nicht jeder Lust dazu hat, als unfreiwilliges Bespaßungsobjekt ihrer Sprösslinge zu dienen - auch das ist Rücksichtnahme.
Ich beziehe mich mit diesem Beispiel übrigens nicht auf die Biergarten-Situation! Dort sehe ich die Schuld sowohl beim HH als auch bei den Eltern. Ich kann auch nicht sagen, wie ich in dem Fall gehandelt hätte, vermutlich wäre ich aber (wenn auch zähneknirschend) einfach gegangen. Luna ist eher unsicher - ich nehme sie zwar auch mal in die Eisdiele oder in den Biergarten mit, allerdings nur wenn eher weniger los ist und sie genug freien Raum um sich herum hat.
Die hier geschilderten Beispiele kenne ich übrigens in der Form nicht, auch wenn ich keinen Zweifel daran habe, dass sie so passiert sind. Die hiesigen Kinder fragen nach, ob sie Luna streicheln dürfen und halten sich auch an die "Umgangsregeln", die ich ihnen natürlich vorher erkläre. Vielleicht mag das auch daran liegen, dass wir eher ländlich wohnen und Tiere aller Art zum Alltagsbild gehören? Ich weiß es nicht.
Ich setze eben grundsätzlich auf Kommunikation und bin damit bislang meistens ganz gut gefahren. Beratungsresistente Deppen gibt es natürlich auch hier, aber zum Glück nicht so viele. Generell denke ich, dass sich viele Konflikte vermeiden ließen, wenn man miteinander redet und (wichtig!) auch zuhört - und wenn man ab und an mal die Anstrengung unternimmt, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Kleine Anekdote am Rande - ohne Hund vs. Kind (was ja logischerweise immer für Zündstoff sorgt), dafür aber mit Pferd:
Vor einiger Zeit kam Luna und mir eine Reiterin entgegen. Das Lünchen findet Pferde doof, drum bin ich mit ihr auf einen (übelst matschigen) Acker und hinter ein paar Büsche ausgewichen. Aus meiner Sicht war das logisch. Ich wollte nicht, dass mein Hund das Pferd erschreckt - Luna bellt gern und viel. Die Reiterin ließ daraufhin eine Schimpfkanonade vom Allerfeinsten los. Ich war stinksauer, denn aus meiner Sicht war ich ja sehr rücksichtsvoll gewesen. Hier im DF gabs ja mal einen Thread zu dem Thema, und da hab ich dann auch kapiert, warum meine Reaktion eher suboptimal war. Nun - ich habe keine Ahnung von Pferden und deren Verhalten. Interessiert mich einfach nicht so besonders. Die Reiterin sah das natürlich von einer ganz anderen Warte aus, sie hatte nämlich das entsprechende Wissen. Hätte sie mir einfach freundlich zugerufen doch bitte in Sichtweite zu bleiben, dann wäre beiden Seiten viel Frust und Ärger erspart geblieben.
Kurzum: Das Leben wäre wohl viel entspannter, wenn jeder gelegentlich einen kleinen Blick aus "seiner" Welt in die des Gegenübers werfen würde. Utopisch, ich weiß - wer kann das schon immer und überall? Ich jedenfalls nicht, aber ich bemühe mich. Manchmal. Auch wenn ich immer noch nicht mehr über Pferde weiß.
Aber es gäbe dann sicher viel weniger Situationen, in denen HH das Gefühl haben, sie müssten sich auf der Stelle in Luft auflösen, weil der Fahrradfahrer scheinbar gerade ganz hochwichtig am Trainieren ist oder solche, in denen Eltern sich aufregen, weil das eigene Kind gerade von einem Fremden angemault wurde.
Ich habe fertig, ihr dürft jetzt meinen Post in der Luft zerreißen!