Ich würde an deiner Stelle viiiel weniger mit dem Hund machen. Keine Reize schaffen, die er in der Summe nicht verarbeiten kann. Auch wenn eure Waldspaziergänge so keine Probleme mehr machen glaube ich, dass die Reize die er dort hat zuviel sind. Hinterher tickt er dann regelmässig aus. Wenn man jetzt nur immer weiter Bewegung anbietet und meint, den Hund immer weiter beschäftigen zu müssen erreicht man glaube ich eher das Gegenteil. - Er kommt gar nicht mehr zur Ruhe. Wie ein überdrehtes Kind, das nicht mehr weiß, wann einfach genug ist. Erst wenn der Stress reduziert ist kann man anständig lernen - das ist beim Hund nicht anders als bei uns Menschen.
Ich habe auch den total bewegungsfreudigen obergestressten Hibbel hier und konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie es funktionieren soll wenn er draußen nicht mehr toben und rennen darf. Wir haben es trotzdem durchgezogen und wir haben es geschafft. Inzwischen ist er ausgeglichen und ruhig - gibt aber Gas auf der Wiese wenn ich ihn lasse. Und kommt vorallem zurück wenn ich ihn rufe (das war vorher trotz konsequentem Übem nicht so).
Wir haben die erste Zeit jegliche vermeidbaren Reize weggelassen. 3 x 15 min Gassi am Tag in möglichst reizarmer Umgebung. Das war bei uns ein wenig bebautes Industriegebiet in der Nähe. Bei unseren Spaziergängen bin ich gaaanz langsam gelaufen, damit er lernt ruhig und entspannt zu gehen, in Ruhe zu registrieren, wo wir überhaupt sind und einfach mal nicht hoch zu drehen. Für uns war das für die ersten Wochen ein fast unschaffbares Ziel. Aber es wurde besser. Zuhause gab es für ihn ÜBERHAUPT GAR NICHTS außer ein paar ruhige Streicheleinheiten. Während der ganzen Stressabbauzeit haben wir keine Tricks und keine Spielchen gemacht, keine Kommandos geübt, kein toben oder rennen zugelassen sondern nur Ruhe verlangt. Wir haben draußen eine kürzere (max. 3 m) Leine genommen haben. So war der Kontakt zu mir näher, er war nicht so auf sich gestellt, er konnte nicht so leicht aufdrehen und hektisch an der Leine rumspringen. Zuhause waren feste Ruhezeiten bei uns wichtig - Pedro schlief eine Weile viel zu wenig weil er immer auf Stand by war. Ich habe ihn dann immer nachmittags für 1 Stunde auf seinen Schlafplatz gebracht, Ochsenziemer dazu und habe Ruhe verordnet. Ob er da wirklich geschlafen hat weiß ich nicht. Aber nach einigen Tagen hat er sich selbst auf diesen Schlafplatz zurückgezogen und gepennt.
Das Wichtigste für uns war allerdings das Führen eines Tagebuchs. Hier habe ich alles vermerkt, was mir in Bezug auf Pedro wichtig erschien. Wie oft wir wie lange und wo draußen waren, wen wir getroffen haben, wie sich Pedro verhalten hat, ... . Bei euch wäre sicher auch wichtig, wie lange er allein zuhause bleiben musste, wie die Reaktion war usw. Hier sieht man dann nämlich ganz gut, welche Faktoren wahrscheinlich den Stress auslösen, und ist manchmal auch schon vorgewarnt.
Ich wünsch dir viel Erfolg - und dass du vielleicht einen Trainer findest, der sich mit Stress bei Hunden auskennt.
Liebe Grüße
Conny