Zitat
sie läuft im Moment nur am Geschirr...aber da dreht sie richtig ab...ich glaube sie sit nicht ausgepowert, weil im Endeffekt hängt sie jetzt nur an der leine...mit der schleppleine, das versuchen wir immer wieder mal...aber da verheddert sie sich manchaml so sehr, dass ich nicht nahckomme und sie dann auch stolpert...
Mein Zottelmonster kam mit ca. 4 Monaten aus Spanien zu mir. Er war damals ein lustiges Plüschbärchen, das jede Menge Pfeffer im Hintern hatte. Ich hatte auch immer das Gefühl, er wäre nicht richtig ausgepowert. Ermüdungserscheinungen zeigte er draußen eigentlich nie. Er spielte mit seinen Freunden, wir tobten zusammen,wür übten fleißig den Rückruf und diverse Komandos, ein paar Tricks und es war richtig schön. Den ganzen Tag mehr oder weniger Programm. Als er dann älter wurde - 9 Monate ungefähr - verselbstständigte er sich immer mehr. Die Komandos funktionierten immer schlechter, sein Radius wurde immer größer, typisch Pubertät. Ich nahm ihnan die Schleppleine, und dann ging richtig ab.
"Das Ende der Leine? - Interessiert mich nicht!" "Andere Hunde - sollen gefälligst nach meiner Pfeife tanzen" Frauchen anspringen, in die Leine beißen - immer gern, die hüpft dann immer so lustig wenn ich sie zwicke" ...
Die Trainerin die ich da fand erklärte mir, was hinter seinem Spiel- und Freiheitsdrang wirklich steckt. - STRESS
Ich führte viele Wochen Tagebuch, wie lange wir wo spazieren waren, wen wir getroffen haben, was wir gemacht haben, wie Pedro reagiert hat, wie er zuhause war, einfach alles, was irgendwo Aufschluss geben konnte, woher sein Stress kommt. Es fiel auf, dass die Gassirunden, die ich mit ihm machte für ihn immer zu lange dauerten. Die ersten 20 - 30 Minuten war o.k., danach wurde er immer nerviger und zappeliger. Außerdem merkte ich, dass er seine bekannten Kommandos am Anfang gut ausführte und je länger der Spaziergang dauerte mich immer mehr ausblendete. Zudem schlief er tagsüber zu wenig, konnte schlecht entspannen.
Es war dann klar, dass wir etwas gegen den Stress unternehmen mussten, damit er irgendwann zuverlässig auch ohne Leine unterwegs sein konnte. Das Programm, das ab Oktober folgte war für uns beide dann richtig anstrengend. Zunächst reduzierten wir die täglichen Gassi-Gänge auf das Minimum (oder eher Maximum, das er verarbeiten konnte). Ebenso versuchten wir alle Reize soweit wie möglich zu vermeiden. Für uns hieß das, morgens 20 min. in möglichst ablenkungsfreier Umgebung (Industriegebiet, da wohnen kaum andere Hunde und Katzen), mittags 15 min und abends 15 min raus. Dabei ging ich so langsam, dass mich jede Oma mit Rollator überholt hätte. Sobald er zog blieb ich stehen, je zappeliger er war, desto kürzer nahm ich die Leine und so schafften wir die ersten Tage gerade mal 150 - 200 m. Jedes Mal wenn er zu mir schaute und die Leine locker war wurde groß gelobt und es gab Leckerchen. Er hat schnell begriffen und bald schafften wir in der uns vorgegebenen Zeit mehr Weg. In dieser Zeit übten wir keine Kommandos, übten keine Tricks, gingen nicht in sein geliebtes Mantrailing , weil das alles (zwar positiv, aber trotzdem) Stress ist, der sein Stresslevel hoch hält. Nur 1 Fährte pro Woche war erlaubt. Ansonsten großes Langeweile-Programm mit vielen ruhigen Verwöhneinheiten mit kuscheln, streicheln, massieren, bürsten.
Inzwischen - 14 Wochen später sind wir bei 35 / 30 / 30 Minuten Gassi, üben das ein oder andere wieder, machen die ein oder andere Körper-Wahrnehmungsübung aber alles ganz dosiert, damit er nicht wieder abdreht. Das hatte ich in den 14 Wochen auch ab und zu wenn ich es mit ihm wieder zu gut meinte. Wir üben inzwischen wieder die neu aufgebauten Kommandos und werden ab dem nächsten Mal Hundebegegnungen trainieren. Pedro ist soweit entspannt bzw. beruhigt sich schnell wieder.
Wichtig ist, dass der Stresslevel runtergefahren ist und man von unten wieder aufbaut.
Oje - ist das viel Text geworden ... und was will ich dir damit sagen?
Wenn dein Hündchen an der Schlepp so abdreht, würde ich mich hinstellen und ihn auszappeln lassen und einfach gar nicht reagieren. Hält er kurz mal still - loben. Hat er sich gefesselt wird er ganz ruhig und langsam wieder befreit. Erst wenn er ruhig ist kann man gaaanz langsam weitergehen. Er muss lernen ruhig mitzulaufen. Aber nicht mit viel Komando, Leinengerucke und schlechter Laune sondern surch Selbsterfahrung, dass es anders nicht weitergeht mit einem ruhigen souveränen Frauchen.
Ich wünsche dir viel Spaß und Gelassenheit
Conny
Edit: Zu der Hundeschule würde ich (erstmal) nicht mehr gehen. Was soll das bringen, wenn du schon mit einem mulmigen Gefühl ankommst ist doch das Nicht-lernen vorprogrammiert. Es geht um den Hund und nicht um eine Ansammlung von Kommandos, die dein kleiner momentan nicht bringen kann. Dafür dann noch Geld zahlen ...