Zitat
Der Kern der Fragestellung ist nun: Selbst wenn ich mir ein leicht hysterisches 'Fein!' oder sowas rausquetschen würde, merkt mein Hund doch haargenau, dass ich gerade überhaupt nicht in positiver Stimmung bin. Mein Hund weiß ganz genau, wann ich wütend bin, fröhlich bin, Angst habe, schon allein deshalb weil ich als Mensch im Vergleich zum Hund ein körpersprachlicher Krüppel bin und mich überhaupt nicht so weit kontrollieren kann um solche Dinge vor meinem eigenen Hund zu verheimlichen. Worin liegt also der Sinn im 'Freude vorspielen'?
Ich denke, der eigentliche Sinn liegt darin, sich selber zu beherrschen und so weit möglich "hundgerecht" zu reagieren. LaBellaStella hat diesen Wiederspruch schön beschrieben: Hundi kommt gut gelaunt von einer Jagd wieder, ist froher Dinge... und bekommt (dafür) einen auf den Deckel. Das die Jagd aus Menschensicht falsch war, kann der Hund ja nicht wissen und das du 3 mal vorher gerufen und gebrüllt hast, hat er in seiner Jagd-Trance entweder nicht mitbekommen oder nach seiner 10-Minuten-Reise eh wieder vergessen. Er versteht also nicht, weshalb genau er eigentlich Mecker bekommt und verknüpft im schlimmsten Fall: Zurückkommen = doof!
Von daher ist es mMn nicht so wichtig dem Hund was vorzuspielen, was man nicht empfindet, sondern sich einfach zusammenzureissen, auch wenn man den "Köter" am liebsten zum Mond schicken will! Ob nun jedes zurückkommen belohnt werden muss, ist in meinen Augen Kontextabhängig. Wichtig ist nur, dass es niemals negativ belegt wird. Auch da bin ich LaBellaStellas Meinung: bevor man überreagiert ist es besser, "gar nicht" zu reagieren, den Hund erstmal anzuleinen und die Situation (und sich selbst) zur Ruhe kommen zu lassen.
Eine weitere Möglichkeit, mit dem beschriebenen Beispiel umzugehen ist, die Situation umzudrehen: der Hund jagd dem Hasen hinterher, ist 10 Minuten auf Achse und kommt dann zu dir zurück. Da es wie schon erwähnt fast unmöglich ist, dem Hund klar zu machen, dass du auf etwas sauer bist, dass er vor 10 Minuten "falsch" gemacht hat, wäre eine Bestrafung kontraproduktiv.
Kommt der Hund nach getaner Jagd zu dir zurück und auf dich zugelaufen, dann würde ich 20m bevor er bei mir ankommt, noch einmal das Abrufsignal anbringen. Wenn er jetzt kommt, dann darf er auch belohnt werden, da er ja richtig gehandelt hat: er kommt, wenn du rufst. Anleinen, froh sein, dass er nicht vom Jäger erschossen oder vom Auto überfahren wurde und sich fest vornehmen, am nächsten Tag das Abbruch/Rückruf-Training zu starten.
Kommt er allerdings nicht sofort, weil er schnell noch an einem Grashalm schnüffeln muss, kannst du entsprechend eingreifen und hast nun das Glück, dass jegliche deiner Aktionen vom Hund wirklich auf den nicht ausgeführten Abruf bezogen werden und er auch versteht, was du eigentlich von ihm willst (sofern du es schnell genug und richtig machst).
By the way und weil wir grad so nett plauschen: Es bringt nichts, den Hund damit "bestrafen" zu wollen, ihn für den Rest des Spazierganges an der Leine zu führen oder den Spaziergang abzubrechen und nach Hause zu gehen! Diese Verknüpfung wird der Hund nicht nachvollziehen können, weil die zeitliche Distanz einfach zu groß für ihn ist, um einen Bezug herzustellen. Man kann das natürlich trotzdem machen, um selber wieder zu sich zu finden. Aber als "Strafe" wird der Hund es nicht verstehen und demnach auch nichts dadurch lernen.