Mal ehrlich Leute, was sind das denn für Tipps? Wand anbrüllen und einen winselnden Hund als erfolgreiches Training ansehen? Bei allem Respekt vor ungewöhnlichen Trainingsmethoden... aber so bitte nicht!
Melanie: wie lange ist der Hund schon bei euch?
Es klingt so, als wären es erst ein paar Tage. Wenn dem so ist, dann sollte der erste Akt nicht der sein, ihn alleine zu lassen, sondern ihn im Gegenteil: ankommen zu lassen!
Wenn er bei euch neu hinzugekommen ist, dann ist er irgendwo anders gerade weggenommen wurden. Das kann für den Hund eine ziemlich heftige Stresssituation sein. Er kommt bei euch an, muss sich an neue Leute und Hund gewöhnen und hat keine Ahnung, warum eigentlich.
Die Grundvoraussetzungen sind also schon mal denkbar schlecht, um das "alleine bleiben" zu üben, dass eine gewisses Vertrauen zwischen Halter und Hund voraussetzt.
Wenn du jetzt mit Hauruckmethode arbeitest und sobald er jault wie von der Tarantel gestochen ins Zimmer rennst und die Wand anbrüllst, dann lernt der Hund, dass er dir (erstmal) besser nicht über den Weg traut.
Sein Jaulen ist wahrscheinlich durch Unsicherheit begründet, die er bei euch sucht (er hat ja keine andere Wahl). Statt Sicherheit und Erlösung durch Frauchen bekommt er ein Horrorszenario geboten, dass ihn alles andere als beruhigt.
Das leise Winseln ist dabei kein Erfolg sondern eher Stress oder gar pure Angst und der erste Schritt für so genannte "erlernte Hilflosigkeit". Denn welche Wahl hat Hundi? Alleine sein = doof. Alternative: schreiende Frau = auch doof. Eine gute Basis für das alleine bleiben schaffst du so nicht!
Ich denke, an das Thema solltest du dem Hund zuliebe sensibler ran gehen. Das du die Übungen in einem Zimmer innerhalb der Wohnung beginnst, ist super. Nur würde ich die Zeiten verkürzen.
Du schreibst....
Zitat
Im Grunde ist er ein ganz toller, toller Hund. Hört aufs Wort, ist anhänglich, versteht sich prima mit unserer Heidi und unkompliziert, nur kann er keine 1/2Minuten alleine bleiben!
Wenn er keine halbe Minuten schafft, dann beginne das Training mit 20 Sekunden. Und wenn das nicht geht, dann mit fünf... oder null: Hund ist im Wohnzimmer, du gehst raus, schliesst die Tür und machst sie im selben Moment wieder auf, gehst in den Raum, setzt dich hin, bohrst in der Nase oder machst wasweissich.
Bei dieser Übung brauchst du keine Leckerlies oder irgendeine großartige Belohnung. Du musst den Hund noch nicht mal beachten - immerhin ist ja nix passiert, was die geringste Aufregung begründet. Endziel für ihn soll also sein, dass alleine bleiben keine große Sache ist, sondern total normal: Frauchen geht weg. Frauchen kommt wieder. Punkt.
Bei einer Dauer von null bis einer Sekunde ist die Chance zudem sehr gering, dass Hundi jault oder bellt. Der Trainingserfolg ist also sehr hoch. Das wiederholst du 10 mal mit Abstand von jeweils 2 Minuten und machst dann Feierabend (Zeiten und Wiederholungen können variieren und dienen nur der Erklärung). Am nächsten Tag die gleiche Übung mit 2 Sekunden. Du wirst jetzt denken: das dauert ja Wochen... und ich würde sagen: nur wenn es schnell geht
Denn wenn du mit dem Wohnzimmer (Küche, Schlafzimmer... usw) bei 10 Minuten angekommen bist, dann das Gleiche mit der Haustür. Und zwar wieder bei 1 Sekunde: raus, Tür zu, rein. Wahrscheinlich wird der Hund das Prinzip bis dahin schon verstanden haben, so dass die Zeitspannen schneller erhöht werden können. Aber bitte nicht davon ausgehen, dass du von "10 Minuten Wohnzimmer" auf "15 Minuten Müll rausbringen" steigern kannst.
Du darfst mit den Zeiten natürlich variieren , aber nicht unbedingt gleichmäßig ansteigen lassen. Wenn du im Minutenbereich bist, dann mach mal 2 Minuten, dann 3, 5, 1, 6 usw. Später bist du auch nicht immer 2 Stunden weg, sondern mal 1,5 oder 3,75.
Zitat
Nur bleibt man 30 Sek.vor der Tür, fängt das Gejaule schon an und nach dem Gejaule kommt das Bellen...
Ich wartete dann immer bis er einen Moment nicht jaulte/bellte, bin dann rein und lobte ihn.
So weit darfst du es nicht kommen lassen. Wenn du weisst, dass er nach 30 Sekunden Theater macht, dann komm nach 29 Sekunden wieder rein. Wenn du es verpasst und Hund jault, dann mach es so, wie du schreibst und versuch erst dann wieder rein zu gehen, wenn er still ist.
Wenn das zu lange dauert, dann brich diese Trainingseinheit einfach ab, um seinen Stresspegel nicht zu hoch zu treiben. Gehe hinein, beachte ihn aber nicht sonderlich. Kein schimpfen, kein loben... erst wenn er sich wieder beruhigt hat, dann freundlich ansprechen, aber ohne großes Tamtam unter dem Motto "ist ja nix passiert, reg dich nicht auf". Er soll nicht verknüpfen, dass er nur genug Theater machen braucht, damit Frauchen reagiert.
Die Fortschritte kannst du am Hund selber ablesen und entsprechend steigern. Es kann aber passieren, dass es gestern mit 10 Minuten super geklappt hat und er heute nach 20 Sekunden aufdreht. Nicht entmutigen lassen.
Hunde, die schlecht alleine bleiben können, sind entweder sehr auf ihre HH fixiert und überfordert, weil sie alleine sind oder sie sind überfordert, weil sie die Situation nicht kontrollieren können. Bei deinem Hundi tippe ich allerdings darauf, dass er einfach total verunsichert und gestresst ist und jede weitere Situationsänderung ihn einfach aus der Fassung bringt. Ist aber nur eine Vermutung.
Zitat
Falls er lernen sollte alleine zu bleiben, könnten wir ihn eventuell auch bei uns lassen.
Das wäre doch super. Gib dem Kleinen eine Chance und bleib geduldig, auch wenn es etwas länger dauert dauert.
Ich drück euch die Daumen!