So wie das klingt, hat sich das alles schön langsam eingeschlichen, bis es dann in irgendeiner Situation eskaliert ist. Das ist oft so, wenn man die Zeichen nicht erkennt oder dem Hund aus Liebe ein paar Freiheiten und Entscheidungen selber überlässt. Darauf reagiert jeder Hund anders. Der eine lässt sich wunderbar auf diese Art führen, der andere will sofort die Weltherrschaft an sich reissen und der Dritte denkt, er müsse jetzt der Anführer sein und ist völlig überfordert.
Als ich deinen Text durchgelesen habe war mein erster Gedanke "Wann kommt der Hund denn mal zur Ruhe?" Entweder bist du da oder dein Freund (oder beide) oder der Hund ist in der Tagesstätte. Klingt, als hätte er ziemlich viel Action. Allein die 5 Stunden in der Hundepension sind stress pur. Zumindest, wenn die Hunde auf dem Gelände rumlaufen und machen können, was sie wollen (natürlich kenne ich deine Bekannte nicht und weiss nicht, in wie weit sie eingreift, wenn die Hunde interagieren).
Das der Hund dich so angeht ist in meinen Augen als deutlicher Erziehungsversuch und Maßregelung zu verstehen. Du machst was, was er nicht will und sagt dir nun ganz deutlich, dass du das bleiben lassen sollst.
Was ich tun würde ist folgendes:
- alleine bleiben üben und den Hund statt in die Hundepension zu geben, zu hause lassen. Nach entsprechendem Training (SuFu) sind 4-6 Stunden durchaus zumutbar.
- üben, dass der Hund auf dem Platz liegen bleibt. Einen festen Platz aussuchen, der ein bisschen ab vom Schuss ist. Zwar in eurer Nähe aber so gelegen, dass er nicht den Flur einsehen kann oder andere wichtige "Kontrollpunkte". Dort soll er dann liegen bleiben, bis ihr ihn wieder freigebt. Aber Achtung: lasst es langsam angehen und nicht von heute auf morgen verlangen, dass er das ohne Gezeter mitmacht. Fangt damit an, dass er 5 Sekunden liegen bleiben soll und lobt ihn, wenn er das schafft. Dann nach und nach steigern.
- dem Hund die Last der Kontrolle abnehmen. Offensichtlich glaubt er, alles selber in die Hand nehmen zu müssen und sein Umfeld und euch abzuchecken. Ich würde mit einer einfachen Übung in der Wohnung beginnen und so lange die Räume wechseln, bis er keine Lust mehr hat euch zu folgen und er sich ablegt.
- lasst ihn hin und wieder mal auflaufen. Wenn er also wieder rumpöbelt, einfach links liegen lassen. Nicht nur ignorieren sondern regelrecht den Ort des Geschehens verlassen und ohne umdrehen weggehen. Ihm deutlich machen: ich bin mit deinem Verhalten nicht einverstanden. Wenn er rumpöbelt ist selbst ein "lass es" eine Bestätigung für ihn.
- seid selber ruhig und entspannt und versucht, nicht noch mehr stress in die Situation zu bringen. Versucht (noch) nicht, ihm irgendwas wegzunehmen oder seine Aggression zu übertrumpfen. Kein schreien, kein Leinenzerren, keinen Unterwerfungsquatsch wie runterdrücken oder alphawurf (es las sich nicht so, dass ihr das macht... aber in Ausnahmesituationen macht man manchmal seltsame Dinge ;-) )
- setzt dem Hund klare Grenzen, an denen er sich orientieren kann. Ob er aufsteht oder nicht, wenn er im Weg liegt ist im Grunde egal. Ihr müsst nur festlegen, was IHR wollt das er tut und das auch konsequent durchsetzen. Entscheidet ihr euch, dass Hund zur Seite soll, dann zieht das durch. Wenn er abends auf seinen Platz soll, dann bleibt hartnäckig und schickt ihn so lange dahin, bis er bleibt. Darf er unter den Tisch oder nicht? Entscheidung treffen und konsequent sein. Vor allem jetzt in der Anfangszeit.
Aber zur Erinnerung: nicht mit übertreiben und irgendwas erzwingen.
Denkt dran, dass der Hund Monate gebraucht hat, um so zu werden, wie er ist. Plant mindestens die gleiche Zeit ein, bis er wieder "normal" wird. Die Wunder, dass Problemhunde in 45 Minuten "geheilt" sind, geschehen nur auf VOX ;-)
Ich drück euch die Daumen und berichtet bitte, ob ihr Fortschritte macht und welche.