Es gibt Forschungen und Literatur in welcher das Wort "Dominanz" im Menschen-Hunde-Verband nicht mehr genutzt wird. Weil es im im Laufe der Entwicklung auch bereits oft "fehlinterpretiert" wurde und Dominanz mit Gewalt oder Härte gleichgesetzt wurde.
Natürlich hat jeder seine eigene Meinung darüber und oft gehen diese auch meilenweit auseinander.
Im Wolfsrudel gibt es eine Dominanz, allerdings ist diese Dominanz am stärksten Ausdruck von Souveränität, Gelassenheit und Entschiedenheit. Im Zusammenleben des Rudels besteht jedoch immer stärker die Absicht, Konflikte zu vermeiden, als das jeder Einzelne versucht, die obere Position einzunehmen.
Ein Hund-Mensch-Verband ist kein Rudel. Ein Rudel ist ein Familienverband gleicher Spezies. Selbst Straßenhunde bilden meistens kein richtiges Rudel, sondern können eher als Zweckgemeinschaft oder Meute verglichen werden.
Der Hund hat mit dem Wolf auch nicht mehr viel gemeinsam - er ist auf den Umgang mit dem Menschen hingezüchtet, daher passen auch viele der Theorien, die man aus Wolfsrudeln entnommen hat, nicht in diesen Bereich (wann ist ein Wolf kein Wolf? Wenn er ein Hund ist - Barry Eaton). Oftmals entstehen viele Probleme dadurch, dass die Menschen nicht mehr authentisch mit dem Hund umgehen. Vor jeder Handlung soll überdacht werden, ob es nun gerade oder richtig ist, in welcher Tonlage man etwas sagt. Aber - der Hund merkt es auch, wenn wir vorgeben etwas "sein zu wollen", es aber eigentlich nicht sind. Außerdem - Hunde beobachten uns 24 Stunden: Unsere gesamte Mimik, unsere Körpersprache, nichts entgeht ihnen... Darum durchschauen sie uns auch, wenn wir dann mal einen "auf Streng" machen, um etwas durchzusetzen... Eigentlich tun sie uns schon oft einen Gefallen, weil sie auch oft "fünf mal gerade sein lassen". Die verzeihen uns mehr, als uns ein Mensch verzeihen würde, wenn wir ständig Fehler machen...
Um auf die "Dominanztheorie" zurück zu kommen:-) Es geht einfach, ganz einfach darum, im richtigen Moment die richtige Grenze zu ziehen. Ganz einfach, wie es auch Hunde unter sich machen - man darf mit dem "Rudelführer" spielen, mit ihm Fellpflege betreiben, untereinander ist unter den Bindungspartner. Nur, wenn er keine Lust mehr hat oder irgendetwas nicht nicht möchte, dann ist Feierabend. Eigentlich ist das alles nicht viel anders als bei Kindern - man muss gewissen Grenzen im Umgang miteinander ziehen. Man muss Regeln erstellen, die beiden das Leben erleichtern und Sicherheit geben.
Ins Wanken geraten ist ja mittlerweile auch der Begriff "Unterordnung" - Sitz, Platz, Fuß. Nicht, dass es nicht gut ist, wenn der Hund sie beherrscht:-) Allerdings zeigt das keine Unterordnung bzw. hat nichts damit zu tun, dass der Hund sich "unterordnet". Es sind alles konditionierte Verhaltensweisen, keine instinktiven.
Das Beste, was beim Üben dieser Übungen passiert ist, dass man durch diese Beschäftigung eine innige Bindung zum Hund aufbaut, weil man sich intensiv mit ihm beschäftigt. Und eine vertrauensvolle Bindung in einem natürlich aufgestellen "Regelwerk" ist und dazu gehört auch intensiver Körperkontakt und Spielen "nach Hundeart" (natürlich ohne Aggressionspotential, bisschen rempeln und stupsen und "gämmeln". Und auch da zählt, wenn es zu doll wird, einfach kurz Zeichen geben und abbrechen. Nicht nur Bällchen oder Stöckchen werfen) das Wesentliche an diesem Zusammenleben.
So, und weil ich ja nicht der Oberschlaumeier bin:-)
Eigentlich alles, was ich hier zusammengetragen habe, stammt aus (aktuellen) Büchern zur Verhaltensforschung.
Also, nicht mal ausgedacht;-)