@ Micky
Dein Plädoyer für einen differenzierten Blick
auf jedes einzelne Hundewesen in allen Ehren,
aber die Negierung von rassetypischen
Eigenschaften bzw., die Reduzierung dieser
Eigenschaften auf die vom Menschen ersehnten,
hat dazu geführt, dass viele einzigartigen
Hundeindividuen völlig unterfordert bei
überforderten oder völlig überfordert bei sonst
scheinbar im Leben unterforderten Hundehaltern
gelandet sind.
Du hast schon ganz recht: Variabilität kommt
in jeder Rasse vor. Sogar Geschwisterhunde
aus ein und demselben Wurf unterscheiden
sich oft sehr voneinander.
Dennoch gibt es „Verhaltenskonfigurationen“
bei „Arbeitshunden“ die ein Hundewesen
zu einer bestimmten Rasse zugehörig
erkennen lassen. Und auch hier gibt es
sicherlich immer Ausnahmen.
Ich würde hier gerne mal ein Zitat verwenden:
„Wenn ein Hund auf (…) ausgeprägte
Verhaltenskonfiguration gezüchtet wird, die
er in einer bestimmten Arbeitsumgebung
ausführen soll, ist nur schwer vorstellbar,
wie die Umgebung eines Privathaushaltes
die richtige Stimulation für diese Verhaltensweisen
bieten kann. …. Das führt dazu, dass Hunde
nicht nur ihre Bewegungsmuster in der völlig
ungeeigneten Umgebung Haus zeigen, sondern
kann auch in zwanghaft stereotypen Verhalten
enden.
Ein hoch gezüchteter Arbeitshund, der in
einem Haushalt und nicht in seiner üblichen
Arbeitsumwelt großgezogen wird, zeigt
trotzdem das Verhalten, auf das er gezüchtet
wurde, allerdings in abnormaler Ausprägung.
Schlimmer noch, er wird dieses Verhalten in
bizarrer und unerträglicher Art zeigen. ….“
(Prof. Dr. Dr.Ray u. Lorna Coppinger
„Hunde – Neue Erkenntnisse über Herkunft,
Verhalten und Evolution der Kaniden, S. 262)
Um ausgeglichene „gute“ Arbeitshunde zu
züchten, die sich eben nicht hyperaktiv und
durchgeknallt zeigen, bedarf es eines wirklich
guten Zuchtwesens und einer guten Aufzucht
und Erziehung. Damit dies nicht missverstanden
wird: auch Arbeitshunde können „nette“
Familienhunde sein, solange ihre genetische
Disposition bei der Art der Beschäftigung berücksichtigt wird.
Wenn jetzt jemand einen AHH grundsätzlich
tendenziell als völlig unkompliziertes einzigartiges
Wesen beschreibt, dessen Haltung vergleichbar
der eines Maltesers ist, warum sollte
sich dann nicht jeder einen solchen Hund halten
können.
Micky, Du hast sicherlich einen wunderbaren
Hund. Seine einzigartige Individualität ist
unbestritten. Ihr seid sicherlich auch ein tolles Team.
Ich allerdings lasse in der Anschaffung und
im Umgang mit meinen Hunden ihre
Besonderheit aufgrund ihrer genetischen
Disposition nie komplett außen vor.
Und ich würde mir für alle Gebrauchshunde
grundsätzlich wünschen, dass sie gemäß
ihrer Anlagen, Fähigkeiten und Bedürfnissen
arbeiten dürfen.
Grüße
Marita
u.a. mit AHH-BC Mix „Bell“, die ohne
„ihre“ Schafe vielleicht auch ein toller Hund
wäre, aber mit Hütearbeit einfach nur selig ist