Hat schon mal jemand eine Ikea-Küche aufgebaut? Horror!!! Dies nur als Begründung für meine späte Reaktion auf Eure Antworten.
@ Antje: Alles was du schreibst kann auch ich genau so unterschreiben: Hat man das Glück, einen Welpen zu erziehen und mit ihm eine Verbindung einzugehen, so sollte man ihm liebevoll aber konsequent klar machen, dass alle wichtigen Dinge des Hundelebens immer in Zusammenarbeit. mit dem Halter oder mit dessen Erlaubnis stattfinden.
Aber bei Gabys und meinem Hund und bei vielen anderen 2.Hand Hunden ist sehr stark verinnerlicht: alles was „Spaß“ macht, gibt’s gerade ohne Mensch, sogar im Gegenteil, der Mensch schränkt gerade das ein, was dem Hund sinnvoll und lebenswichtig erscheint.
Wie Du schon sagst, es ist wirklich eine besondere Herausforderung, einen solchen Hund zu erziehen und sinnvoll zu beschäftigen.
@ wild flowers :
Ich glaube, dass Antje etwas anderes meint als Du. Wenn man sie mit ihrer BC-Hündin Cleo sieht, dann kann man getrost behaupten, ein tolles Mensch-Hund-Team zusehen und zwar ohne "grobe" Chef Allüren seitens Antje. Cleo’s wichtigste Motivation scheint wirklich zu sein, Antje gefallen zu wollen und deshalb setzt sie ihr ganzes Können in Form ihre instinktgesteuerte Bewegungsmuster ein. Diese Zusammenarbeit hat mich echt gerührt.
Dies ist neben der Sachkunde und dem richtigen Umgang aber nur erreichbar, wenn man den Hund entweder als Welpen erziehen konnte oder dieser eine hohe Bereitschaft zur Kooperation mitbringt sprich: er will gefallen!
Hunde, die diese Bereitschaft mitbringen, werden aber (Gott sei Dank) in aller Regel nicht abgegeben;(oder die findet man nicht völlig resigniert an einer kurzen Kette auf einem Hof, wo sie eigentlich zum Arbeiten am Vieh eingesetzt werden sollten, so wie meine Bella).
Übernimmt man einen solchen Hund, so finde ich, dass man ihm nicht vom ersten Tag an klar machen sollte, wer der Chef ist und dies leider „auch mal grob“. Sondern, dass entscheidende ist, trotz der schwierigen Vorgeschichte, ein solides auf gegenseitigen Respekt aufbauendes Vertrauensverhältnis zu erarbeiten. Ich will, dass mein Hund sich, im Gegensatz zu seiner vorherigen Erfahrung, auf mich verlassen kann, dass ich zwar alle Aktivitäten steuere, aber ohne ihn immer und immer wieder so zu überfordern, dass es eine Steuerung nur mit absolutem Druck gibt. Dies bedeutet eine souveräne Leitfigur im Alltag einzunehmen ohne aus Sicht des Hundes immer wieder „aggressive“ Elemente der Unterordnung einzubringen. Ich weis nicht, wie dein Hund (wild flower)vorher leben musste, aber hätte ich mit meinem sofort am Vieh gearbeitet, so bin ich überzeugt, hätten wir zwei niemals ein einigermaßen gutes Verhältnis aufbauen können. Ich habe in den ersten Monaten versucht, ihr über souveränes Verhalten meinerseits, klar zu machen, dass Alleingänge zu keinem Erfolg führen, also Schleppleine und Alternativ- Angebote zu Autos, Lkws Wild etc- Jagen.
Ich fand den Weg, den ich mit meinem ehemaligen Kettenhund mit breitem Beutespektrum eingeschlagen habe eigentlich recht sinnvoll: Nämlich nicht sofort am Vieh zu arbeiten. Davon abgesehen, wäre mir das zu Beginn auch nie in den Sinn gekommen.
Bei den jetzigen Anfängen der Arbeit am Vieh erkennt man wieder sehr gut, wie eingeschränkt ihre Kooperationsbereitschaft ist. Meine ach so instinktgesteuerte Maus, ist ohne Netz an den Schafen so aus dem Häuschen, dass ich eben nicht die lenkende Figur bin. Warum auch. Ihre prägende Erfahrung, gerade in diesen für jeden Hund wichtigsten nämlich aus sich selbst heraus motivierten Handlungsketten, hatten nie etwas mit Menschen zu tun. Also: geht die Kontrolle wirklich nur über Druck? Tu’s du nicht was ich dir sage, dann gibt’s Ärger!? Jetzt mal ohne ideologischen dogmatischen Überbau zum Thema hüten oder nicht hüten: bringe ich einen solchen Hund (extremer Beutetrieb), der das für mich elementarste in dieser Zusammenarbeit, nämlich den Willen zu kooperieren, nicht mitbringt , eigentlich durch die Arbeit am Vieh nicht immer wieder in eine Überforderungssituation, auf die ich als Mensch nur mit massiven Druck reagieren kann.
Und bedeutet es nicht für diesen Hund mit seinem Halter Frust zu erleben, den er am liebsten ganz schnell dann wieder an Ersatzobjekten ohne „Einwirkung“ seines Menschen abreagieren möchte.
Jedenfalls habe ich gerade den Eindruck, dass ich noch besser auf meinen Hund aufpassen muss, als sonst. Unkontrolliert alles jagen, scheint jedenfalls noch befriedigender als die Zusammenarbeit mit mir am Vieh.
Ist es nicht manchmal sogar besser, dass solche Hunde "völlig abstinent" leben. Ihre Beschäftigungsformen sich auf andere Dinge konzentrieren, die ohne Zweifel natürlich nicht aus sich selbst heraus motiviert sind und damit natürlich weniger beglückend sind. Ich bin manchmal etwas theoretisch, aber mich interessiert das halt, ohne dass ich dabei immer nur an meinen eigenen Hund denke.
Viele der Caniden, die vom Menschen hoch spezialisiert gezüchtet wurden, können ihren originären Aufgaben nicht mehr nachgehen. Ich kann nur allen domestizierten Lebewesen wünschen, dass sie so gezüchtet werden (oder eben nicht mehr), wie sie „gebraucht“ werden. Und wenn sie "nur" als Familienbegleithunde leben sollen, dann hoffe ich, dass alle Züchter, ihre Hunde bestens auf den Menschen prägen und nur Elterntiere zulassen, die eine hohe Bereitschaft mitbringen, mit dem Menschen eine enge Bindung einzugehen und zudem keine derart hoch spezialisierten Verhaltensmuster mitbringen wie unsere BCs.
antje: es ist doch interessant, dass gerade die BC Halter zu Dir kommen, die Hunde mit einem Jagdproblem haben. Die anderen haben ja scheinbar kein Problem mit ihrem Hund, weil er sich angepasst verhält. Verrückterweise, wäre die Arbeit am Vieh mit diesen Hunden mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg versprechender als mit den von uns beschriebenen.
Ich will nicht mit Bella hüten, damit sie nicht mehr wildert. Ich will mit ihr arbeiten, damit wir zusammen ein beglückendes Verhältnis haben. Dabei bin ich (jetzt werde ich gelyncht hier) kein ausgesprochener BC-Fan und zwar genau aus der besprochenen Thematik. Manchmal überlege ich sogar, sie weiterzuvermitteln, damit sie viel regelmäßiger sprich täglich hüten könnte und weniger „Familienhund“ - sein müsste. Jedenfalls ist sie eine tolle, schlaue Maus, die sich mit ihren Möglichkeiten in meinen Grenzen arrangiert und oft auch ausgelassen und glücklich zu sein scheint.
@ Gaby: würde gerne mal bei Deinem Training mit Antje zugucken. Geht dass?
Marita